Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
Vom Netzwerk:
Entscheidung, Arschloch.
    Er stellte sich vor, wie George Glass gerade irgendwo auf seine Todesdrohung starrte und ungeduldig auf einen Anruf wartete.
    Fünfzehntausend Pfund   …
    Tommy Boyle   …
    Ziggy, der vom obersten Fach eines Bücherregals zu einer Schale mit gehackten Pflaumen auf dem Boden hinabstarrte, vermittelte allein durch seinen Gesichtsausdruck, dass Shapers Sorgen – Mord, Mafiosi, Erinnerungen und so weiter – im Vergleich zu seinem eigenen Leid nicht mal einer einzigen Kackperle eines Reptils gleichkamen. Schließlich wurde Shaper der finsteren Blicke überdrüssig und hob die Schale zum Regalfach des kleinen Bastards hinauf, der sie prompt ignorierte und sich schlafen legte.
    Um acht Uhr dreißig schaltete Shaper angewidert den Fernseher aus, wo ein weiterer Bericht über den »Urbankünstler« Merlin und sein Echolotungsmeisterwerk lief. Mittlerweile hatten seine Nerven einen Punkt erreicht, an dem er die Sache nicht mehr aufschieben konnte, und er kapitulierte vor der einzigen möglichen Wahl.
    Nein.
    Nein, nein, nein, nein, nein. Es ist unmöglich.
    Sag ihm ab.
    Mit zusammengebissenen Zähnen griff er zum Telefon.
    Beim zweiten Läuten hob Tova ab.
    »Holen Sie Glass an den Apparat«, verlangte er ohne Umschweife.
    »Aber … e-er ist nicht da.« Sie klang nervös.
    »Wo steckt er?«
    »Warum wollen Sie …«
    »Tova, wo? «
    Kurz kramte sie herum, dann las sie ihm eine Adresse vor, eingeschüchtert von der Dringlichkeit seines Tonfalls.
    Oder vielleicht eingeschüchtert von mir.
    Sie erinnert sich.
    Als er sich die Angaben notiert hatte, schien sie sich zu sammeln und platzte hervor: »Er darf nicht gestört werden! Das ist sehr wich…«
    Shaper legte den Hörer zurück auf die Gabel, bevor sie den Satz vollenden konnte.
    Dalston also. Er betrachtete die Adresse. Im Osten. Ostwärts, um mit dieser Sache abzuschließen und sie endgültig aus dem Kopf zu verbannen. Um sich von dem Schlamassel zu lösen und zu seiner Routine zurückzukehren. Pfeif auf das Geld.
    Richtig?
    Richtig!
    Er schnappte sich seine Jacke und ging. Dann kehrte er um, steckte den Pillenordner in eine Tasche, murmelte »Nur für alle Fälle …« als Rechtfertigung vor dem missbilligenden Universum und schlug die Tür hinter sich zu.
    Los, um einem verängstigten alten Mann mitzuteilen, dass er auf sich allein gestellt war.
    Die Adresse lag im Erdgeschoss eines bunkerartigen Apartmentblocks und gehörte zur Samadhi-Klinik für Alternativtherapien. Ein Laden, dessen mit bunten Postern geschmückte Fenster Shaper den Eindruck vermittelten, ein mit nuklearen Regenbogen bestückter Lenkflugkörper hätte in einen beengten Raum eingeschlagen. Bei näherer Betrachtung entpuppten sich die Poster als farbige Diagramme, Sanskrit-Symbole, künstlerische Darstellungen der menschlichen Aura und, diskret zwischen der Collage versteckt, eine laminierte Preisliste. Zuoberst auf Letzterer stand die geheimnisvoll betitelte »Innere Befragung« für wohlfeile £ 149,99. Daneben hatte man einen handgeschriebenen, mit Filzstiftsternen und -feuerwerken verzierten Zettel gehängt, der ankündigte: »Heute: Audienz beim Unaufgestiegenen Meister.«
    Aha .
    Shaper wappnete sich und ging hinein.
    Nachdem sich seine Augen drinnen an das flackernde Höhlenlicht von Kerzen und Laternen angepasst hatten, empfing ihn ein weitläufiger Raum mit vieldeutiger Hintergrundmusik und einer so dichten Weihrauchwolke, dass er daran fast erstickte. Beinah schlagartig verzerrten sich seine Sinne – seine Sicht verschwamm dabei wie gequetschter Gummi –, als wolle die Krankheit boshaft seine Fähigkeit testen, in dieser erstickenden Schwitzhütte an der Realität festzuhalten. Verzweifelt konzentrierte er sich auf den sichtbaren Inhalt des Raums: einige vage medizinisch aussehende Gerätschaften zwischen einer Fülle von Traumfängern, Handlesediagrammen, Wahrsagersteinen und reichlich Schachteln mit Papiertaschentüchern. Einige Drehständer mit Büchern und Talismanen hatte man für die Abendveranstaltung nach hinten geschoben. In dem nebligen, freigeräumten Bereich standen dicht gedrängt Klappstühle und abgewetzte Sitzsäcke.
    Die völlig ausdruckslose Stimme eines Mannes dröhnte durch den Raum.
    »… und der Statthalter begann letztlich, die Vokale der Saat zusingen, mit deren subtilen Namen er die vorletzte Pforte durchdrang, die das Chakra der Stirn ist, das Ajna ist, das Shakti und Shiva ist, die zwei Blütenblätter des weißen Lotus.

Weitere Kostenlose Bücher