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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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sich über seine Arme aus. »Scheiße.«
    Eine halbe Stunde später, als Shaper im Verkehr auf der Euston Road versauerte und sich nichts sehnlicher wünschte, als sich unter einer Decke zu verstecken, gewann seine Ungeduld die Oberhand.
    Er rief Vince an und stellte ohne jede Überraschung fest, dassdie Stimme, die sich meldete, bereits ein leichtes, dem Bier geschuldetes Lallen aufwies.
    »Wo bist du?«, fragte er.
    » Mutt’s Nut . Heut ist schließlich Karaokeabend. Tal hat grad ›Unchained Melody‹ nur für mich gesungen – war verfickt herzergreifend. Komm her, du …«
    Eine Reihe nasser Geräusche vergewaltigte das Telefon. Shaper zuckte zusammen.
    Tal – Talvir – war Vinces neuer Freund; ein Inder zweiter Generation, dessen Eltern stocksauer gewesen wären, hätten sie gewusst, dass er sein Sikh-Armband abnahm, sobald er das Haus verließ, und am Boden zerstört, wenn sie gesehen hätten, wie er einem zwei Meter großen, ehemaligen Elitesoldaten die Zunge in den Hals steckte. Shaper, der widerwillig zuhörte, konnte nachvollziehen, wie sie sich gefühlt hätten. In der vergangenen Woche hatten genug nasse Geräusche seine Gehörgänge heimgesucht, dass es für mehrere Leben reichte.
    »Vince«, brüllte er. »Lass ihn runter. Hör auf damit!«
    Das anstößige Schmatzen ließ keine Anzeichen dafür erkennen, dass es in nächster Zeit aufhören würde, und Shaper musste sich ein Knurren verbeißen.
    »Tommy Boyle«, ließ er die Bombe platzen.
    Schlagartig verstummten die Geräusche.
    »Vince? Hörst du mich? Kennst du den Namen?«
    Kurz trat eine dichte Stille ein, gefolgt vom mürrischen Grunzen Tals, der weggestoßen wurde.
    »Ja«, antwortete Vince. Mit viel zu ernster Stimme. »Ja, ich kenne den Namen. Sam Corams alter Kumpel. Er ist tot.«
    Shaper schwitzte und lenkte den Wagen. »Wirklich?«
    »Na ja … ich meine …« Die Stimme verstummte. Im Dog and Ball  – besser bekannt als Mutt’s Nut  – hatten die Wände nicht nur Ohren, sondern auch Fäuste. »Er hat sich aus dem Staub gemacht. Es gab Ärger. War vor einer Ewigkeit. Sogar noch vor deiner Zeit.«
    »Wieso bist du so sicher, dass er tot ist?«
    » Ha . Weil … weil die Corams ein Wörtchen mit ihm reden wollten, ihn aber nie gefunden haben.«
    »Und?«
    Vince schlug seinen für Idioten reservierten Tonfall an. »Und wenn die Corams nach jemandem suchen, Kumpel, ihn aber nicht finden können, dann deshalb, weil’s den Jemand nicht mehr gibt.« Er schnaubte. »Das weißt du genau.«
    Meistens , fügte Shaper in Gedanken hinzu, war ich derjenige, der fürs Suchen zuständig war .
    Geschickt umschiffte er die Erinnerung und konzentrierte sich unterwegs nach Norden auf den Verkehr. Die Wahrheit war, dass Tommy Boyle eine Ausnahmerolle in der nebulösen Geschichte der Unterwelt zufiel, die Shapers eigener durchaus ähnelte. Doch während Shaper in seiner neuen, vorgeblich ehrenwerten Rolle wieder aufgetaucht war – und dadurch zur Witzfigur für diejenigen geworden war, die ihn einst gefürchtet hatten –, bestand das finstere Rätsel um Boyles Verbleib nach wie vor und wurde mittlerweile nur noch im Flüsterton von alten Schlägertypen in zwielichtigen Kneipen erwähnt.
    »Tu mir ’nen Gefallen und frag ein bisschen rum, Vince, ja? Hör dich um, was die Leute sich so erzählen.«
    »Was denn zum Beispiel?«
    »Zum Beispiel … keine Ahnung. Vielleicht, dass Boyle zurück ist.«
    Wieder trat ausgedehnte Stille ein.
    »Ich weiß nicht, Kumpel«, grollte es schließlich aus dem Telefon. »Könnte ein bisschen … haarig sein.«
    Shaper verdrehte die Augen. »Ich zahl dir vier Pints.«
    »Zehn.«
    »Fünf.«
    »Acht. Und ’ne Jägerbombe.«
    »Sechs und ’n Kurzen.«
    »Und ein paar Nüsse.«
    »Na schön, und ein paar Nüsse.«
    »Abgemacht.«
    Damit war die Leitung tot.
    Shaper fuhr nach Hause.

Kapitel 6
    Er verbrachte eine weitere Stunde damit, sich in der Wohnung vernünftig abzulenken. Sein Kopf hatte alarmierend schnell zu schmerzen begonnen. Gefolgt wurden die Schmerzen von einem neuen Schweißausbruch, dann von einem unerschütterlichen Gefühl, beobachtet zu werden, und zuletzt von einer Reihe sehnsüchtiger Blicke Richtung Pillenordner. Alles sichere Anzeichen dafür, dass die Entgiftung unerbittlich voranschritt. Er wusste, dass die Krankheit bald vollständig aus ihrer Zelle ausgebrochen sein würde, und dann wäre es zu spät, die Reinigungsphase noch abzubrechen, selbst wenn er es wollte.
    Triff eine

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