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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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Surren legte. Er atmete tief durch, bis er zu platzen glaubte.
    Bevor die Welt aufhörte, rings um ihn zu pulsieren, hatte er zwei Xanax und als Draufgabe eine Troparil eingeworfen, und als sich die Vernunft letztlich wieder einstellte, konnte er sich nicht dazu durchringen, die Selbstmedikation zu bereuen.
    Die Entgiftung war abgesagt.
    Dr. Mattheu Naryshkin war das Herz aus dem Körper geschnitten worden.
    Als er um den Regent’s Park im Kreis fuhr, die Fenster heruntergekurbelt, sodass die muffigen Gerüche des Zoos entlang desKanals hereindringen konnten, setzte die Wirkung der Pillen erst richtig ein. Das Grauen schlich mit einem koboldhaften Kichern zurück in seine Kerkerzelle, ruhiggestellt, aber keineswegs satt. Ein Gewirr psychedelischen Vergnügens und unkomplizierter Freuden nahm seine Stelle ein. Shaper ertappte sich dabei, dass ihm die gespenstischen Schwaden des Herbstnebels, die sich aus dem Park kräuselten, verzückte Laute des Erstaunens entlockten.
    Er beschloss anzuhalten, bis sich sein Gehirn beruhigte, und lenkte den Van in eine Bushaltestelle kurz vor Camden. Als er wackelig aus dem Auto stieg, torkelte eine unglückselige Taube – nass und sterbend von einem Missgeschick während des Tages – aus dem Schutz des Schildes mit dem Fahrplan direkt auf die Straße. Wie auf ein Stichwort raste ein junger Rüpel in einem aufgemotzten Fiat Uno mit Rallye-Streifen und pulsierenden Bässen vorbei und unternahm keinerlei Versuch, dem lotterigen Vogel auszuweichen. Einige traurige Federn schwebten hinter ihm zu Boden und landeten auf einem frischen Fleck am Asphalt.
    »Du herzloser Mistkerl!«, brüllte Shaper und schüttelte dem Auto die Faust hinterher.
    Dann wurde ihm klar, was er gerade gesagt hatte, und er begann zu lachen.
    Herzlos   …
    Danach übergab er sich über die Seite des Vans und versuchte, nicht zu weinen.
    Denk nicht darüber nach.
    Denk nicht darüber nach.
    Zehn Minuten später fühlte er sich zwar noch längst nicht bei völlig klarem Verstand, aber ruhig genug, um nach seinem Telefon zu greifen. Es läutete viele Male, bevor sich eine krächzende Stimme durch den Filter unterbrochenen Schlafes meldete.
    »Hm? Ja … ja?«
    »Polizeiinspektor Canton?«, sagte Shaper und ahmte einen unbeschwerten Birmingham-Akzent nach.
    »Ja. Wer … Wie spät ist es überhaupt, verdammt?«
    »Hab ’n anonym’n Tipp, Mann. Ick weiß, wo ’ne Leich’ is’.«
    »Anonym?«
    »Genau. ’Ne Leeeiiiich.«
    Eine kurze Pause. Canton räusperte sich. »Dan, ich weiß, dass du das bist. Mein Telefon zeigt deinen Namen an. Bist du besoffen?«
    Mit einem unerwarteten Anflug von Mitgefühl starrte Shaper auf die zermatschte Taube.
    »Äh …« Er hüstelte. »W-wer ist Dan, Mann? Nie von dem Kerl gehört.«
    »Es ist ein Uhr morgens, Kumpel. Du bist zugedröhnt, nicht wahr? Du bist wie üblich zugedröhnt wie ein verfluchter Rockstar im Tourbus, und ich schlafe eigentlich gerade.«
    Shaper quiekte beinah. »Leiche?«
    »Wähl den Notruf.«
    Klick .
    Ein Stück die Straße hinauf fand Shaper ein Münztelefon und meldete die Leiche. Als er zum Van zurückkehrte, wieselte ein Fuchs mit dreckigem Fell mit einer unverhofften Taube als Abendmahl in den Park, und Shaper wusste haargenau, wo ihn das Universum haben wollte.
    Mittlerweile war es 1:30 Uhr. Er war wohl oder übel wieder auf Drogen.
    Zeit, in den Pub zu gehen.

Kapitel 10
    Das Dog and Ball in der Highgate Road gehörte zu jenen Lokalen, die sich Veränderungen beharrlich verweigerten.
    Wie ein gehässiger alter Veteran, der deutschen Touristen Beleidigungen zubrüllt, brüstete es sich mit der eigenen Widerspenstigkeit; ein Angelpunkt, um den sich die Gegend und die Welt drehten, ohne dass er sich selbst je auch nur einen Zentimeter bewegte. In den letzten Jahren konnte die Kundschaft des Lokals beobachten, wie sich die Fleischerei nebenan in ein Sushi-Restaurant verwandelte, der kleine Krämerladen etwas weiter die Straße hinauf in der Hölle der Einzimmerwohnungen landete und das Postamt gegenüber im Angesicht der kommunalen Apathie zusammenbrach und einem florierenden Geschäft für Biolebensmittel wich. Die anderen Kneipen entlang der Straße wandelten sich und wurden von jedem kurzzeitigen Pächter, den man sogleich wieder vergaß, umgestaltet. Aus ihnen wurden abwechselnd anrüchige Gruftikaschemmen, gehobene Weinbars, gepflegte, mit echtem Ale werbende Lokale mit guter Küche und verschiedene Filialen großer Gastroketten mit

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