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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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verchromten Tischen und Sonderangeboten für geschmacklosen, mit Curry gewürzten Schweinefraß.
    All das ließ das Mutt’s Nut an sich vorüberziehen, das schmuddelige Kinn stolz erhoben. In seinen Nischen drängte sich nach wie vor derselbe Typus finster dreinblickender, extraharter Kerle, die dort schon seit Jahrzehnten die Gläser erhoben. Die einzigen lückenhaften Konstanten waren die grauen Haare der einzelnen Gäste, die jährlichen Steigerungen der Übertreibungen ihrer ewig gleichen Geschichten und wie sie nunmehr am Eingang standen, um draußen statt drinnen zu rauchen, wobei sie aufmüpfig über das Verbot vor sich hin brummten.
    Nicht dass es sich ausschließlich um eine Kneipe für alte Knacker gehandelt hätte. Die Kundschaft wurde von der jüngeren Generation ebenso schnell aufgefüllt, wie sie sich auf der Seite der älteren lichtete. Blassgesichtige junge Leute einer bestimmten Sorte – diejenigen, die schon früh im Leben erkannten, dass sie keine Zeit für das Massengedränge und die Alcopops der coolen Bars hatten – wurden vom Mutt angezogen wie Maden von einem Leichenschauhaus. Sie spielten dort Poolbillard, kauten Erdnüsse und genossen die freie Gelegenheit, ungehindert verdrossen zu sein, ohne damit Anstoß zu erregen.
    Shaper liebte es.
    Dicke braune Vorhänge trennten die nächtliche geschlossene Gesellschaft von der nieselregnerischen Realität, und gegen zwei Uhr morgens hatte sich das Kommen und Gehen der Gelegenheitsgäste zugunsten der unveränderlichen Stammkundschaft eingestellt. Allein oder in Zweiergruppen saßen sie da und nippten an Guiness oder Apfelwein; allesamt Schlachtrösser und Legenden, die unerwarteterweise den eigenen Ruf überlebt hatten. Shaper wusste, dass er von diesen grauhaarigen Geistern mit Unsicherheit und Belustigung betrachtet wurde, wie ein Wolf, der gedankenvoll verkündet hatte, dass er Vegetarier geworden sei. Im Mutt beschlich ihn stets das beunruhigende Gefühl, dass man ihn beobachtete, um herauszufinden, ob er echt war.
    In dieser Nacht jedoch starrten ihn die Veteranen aus einem völlig anderen Grund an. In dieser Nacht saß Shaper mit einem jungen Inder in kaugummigelbem T-Shirt und unechter Krokodillederweste an einem mit Gläsern übersäten Tisch. In einer Kneipe, in der man sich die Haare traditionell abscherte, bis die Natur den Hinweis verstand und einem die Arbeit abnahm, trug dieser Junge sein pechschwarzes Haar zu einem schier unvorstellbar asymmetrischen Stachelschnitt geformt und gegelt.
    Sein Name lautete Talvir. Er war zweiundzwanzig, schien sich unwohl in seiner Haut zu fühlen und versuchte angestrengt, mit wenig Erfahrung schwul zu sein. Im Augenblick galt seine Aufmerksamkeit halb Vince – der an der Bar Shapers Geld ausgab –,halb einem teuer wirkenden, weißen Gerät, das eher wie etwas vom Raumschiff Enterprise aussah als etwas, das Shaper wissentlich als Telefon erkannt hätte.
    »Moment noch«, sagte der junge Mann und schaute unter langen Wimpern hervor auf. »Kommt gleich.«
    Shaper nickte und beobachtete ihn durch den Boden seines Glases hindurch, zufrieden damit, sein rotierendes Gehirn abzulenken.
    Tagsüber langweilte sich Tal durch einen öden Job im technischen Support eines Auskunftsdienstes. Nachts betrieben er und seine Brüder – wenn sie nicht gerade fernab der strengen Blicke ihrer Eltern Unruhe stifteten – die beste Fälscherei innerhalb der Grenzen der Ringautobahn M25. In ihren Jugendzimmern in Bromley produzierten sie zu einem je nach Bedarf schwankenden Preis unvergleichliche Führerscheine und Reisepässe. Shaper hatte Tal von Anfang an als netten Jungen gekannt, als offensichtliche Anlaufstelle, wann immer ein Klient einen gefälschten Ausweis brauchte. Aber Tal hatte nie die aufgestaute Dynamik seiner geheimen Sexualität erkennen lassen – bis zu einer zufälligen Begegnung mit Vince vor drei Monaten und der darauffolgenden Verführung, die mit dem Feingefühl einer Dampframme verlaufen war. Nun schien er die verlorene Zeit aufholen zu wollen und präsentierte sich in verschiedensten hautengen Jeans, mit Eyeliner und nicht zusammenpassenden Allüren. Shaper vermutete, dass sich das schon bald legen würde – Vince war nicht der Typ, der auf knallige Tunten stand –, doch bis dahin würden sich die Stammgäste im Mutt damit begnügen müssen, ihn stumm anzustarren. Sie hatten miterlebt, was Leuten widerfuhr, die Vince verärgerten.
    Glücklicherweise war Tal derart dankbar dafür

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