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Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition)

Titel: Der Biss der Schlange: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Spurrier
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gewesen, Vince vorgestellt worden zu sein, dass er Shaper gegenüber zum Ausdruck gebracht hatte, ihm einige Gefallen zu schulden. Den Burschen zu bitten, die Ressourcen seines Tagesjobs zu missbrauchen und sich über Fernzugriff bei der Datenbank seiner Firma anzumelden, stellte die erste Gelegenheit dar, bei der Shaper darauf zurückgriff. Als er ihn nun dabei beobachtete, wie er geschickt auf das Gerät eintippte, beglückwünschte er sich innerlich dazu, damit gewartet zu haben, bis es um etwas entsprechend Wichtiges ging.
    »Mary Devon, richtig?«, vergewisserte sich der Junge.
    Wichtig. Hahaha .
    Shaper nickte und gab sich alle Mühe, nicht zu erröten. »Ich hab selbst bei der Auskunft angerufen. Sie ist nicht gelistet …«
    Talvir sah ihn an, als wolle er sagen: Na und? Dann widmete er sich wieder seiner Aufgabe und überließ Shaper sich selbst. Der trank, zappelte unruhig und fürchtete sich regelrecht davor, sich zu entspannen. Jedes Mal, wenn er seinem Verstand freien Lauf gelassen hatte, seit er hier eingetroffen war, hatte sich das verfluchte Ding flugs auf das Haus des Arztes gestürzt, auf die Leiche, auf deren Brusthöhle …
    Du hast mit dem Auftrag nichts am Hut!
    Überlass die Sache den Bullen!
    Vergiss es!
    Instinktiv hatte er beschlossen, sich stattdessen auf die einzige andere Sache zu konzentrieren, die ihm nicht aus dem Kopf gehen wollte.
    »Los geht’s«, murmelte Tal. »D wie Delta …«
    Mary Hippiefreak Devon.
    Die Heuchlerin.
    Es war eine schlichte Tatsache, dass sich Shaper in der Umgebung anderer Lügner am wohlsten fühlte, und damit ging ein gewisses selbstloses Vergnügen einher. Es bot ihm die Gelegenheit, sich wie schicksalsergeben mit zwielichtigen Gestalten und Verbrechern zu umgeben, in Lokalen wie dem Mutt zu trinken und sich in Kreisen fragwürdiger Moral zu bewegen, die ihn nie als eine reinere, sauberere Person entblößen könnten. Er glaubte nicht, dass er die Chance verdiente.
    Shaper spielte gerade mit dem Gedanken, eine weitere Zolofteinzuwerfen, um nicht bei einer trübsinnigen Selbstanalyse ertappt zu werden, als sich Vince mit einem alle Spannung lösenden Rülpsen auf den Sitz neben ihn plumpsen ließ. In den riesigen Händen balancierte er drei Pints mit einem bunten Kurzen obenauf. Vince kramte eine Packung Erdnüsse aus der Tasche und stürzte den Kurzen wortlos hinunter.
    »Bekomm ich Wechselgeld zurück?«, brummte Shaper ohne große Hoffnung.
    Vince schaufelte sich Erdnüsse in den Mund und schüttelte den Kopf. »Du schuldest mir sogar noch drei.« Das erste Bier vernichtete er mit einem einzigen, triefenden Schluck. »Sollte nicht lang dauern.«
    »Aber du hast sie dir auch verdient, oder?« Shaper beugte sich näher zu ihm. »Was munkelt man über Boyle?«
    Der große Kerl vermittelte kurz einen gequälten Eindruck, dann hob er das zweite Bier an und tat so, als hätte er nichts gehört. Shapers Hoffnung sank.
    »Vince? Du hast versprochen, du würdest …«
    »Hab ich doch auch, hab ich. Herrgott noch mal.« Er machte eine verschwörerische Geste mit der Hand. »Aber es ist genauso, wie ich’s vorhergesagt hab. Wenn man so jemanden an einem Ort wie dem hier erwähnt, werden die Leute unrund.«
    »Und?«
    »Und … ich hab irgendwie durchklingen lassen … dass ich mich für dich nach ihm erkundige.«
    Shapers Unterkiefer mahlte, während er stumm die Gäste neu einschätzte. Plötzlich sah er all die neugierigen, starrenden Blicke in einem völlig anderen Licht. Zuschauer im Kolosseum, die auf die Löwen warteten.
    »Herzlichen Dank, Kumpel«, murmelte er.
    Vince tat die Bemerkung mit einem weiteren herzhaften Schluck ab. »Wie auch immer, niemand hat was gehört. Also is’ es ohnehin egal.«
    »Gar nichts?«
    »Keinen Piep. Jeder hält den alten Boyle für mausetot. Ende der Geschichte.«
    Vince mied seinen Blick. Shaper kannte ihn zu gut. »Ende der Geschichte?«
    »Na ja … Ja!«
    »Vince.«
    »Ende der Geschichte. Ehrlich.«
    »Vince.«
    »Na ja, es ist nur so … Ich meine, eigentlich ist es gar nichts …«
    »Was?«
    »Mir ist aufgefallen, dass ein paar Typen … Also, nachdem ich rumgefragt hatte, du weißt schon. Ich bin hierher zurückgekommen und hab mich hingesetzt. Hab was getrunken, bisschen rumgeknutscht. Dabei ist mir aufgefallen, dass ein paar Typen irgendwie kurz nach draußen verschwunden sind.« Er hüstelte gekünstelt, dann murmelte er in sein Bier: »Wahrscheinlich nur zum Rauchen.«
    »Oder?«
    »Oder … Na ja.«

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