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Der blaue Express

Der blaue Express

Titel: Der blaue Express Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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elf oder zwölf Jahren an – in Paris. Meine Tochter war damals ein junges Mädchen voll törichter, romantischer Ideen wie alle jungen Mädchen. Ohne dass ich es wusste, machte sie die Bekanntschaft dieses Comte de la Roche. Sie haben vielleicht von ihm gehört?»
    Der Kommissar und Poirot nickten.
    «Er nennt sich Comte de la Roche», fuhr Van Aldin fort, «aber ich bezweifle, dass er ein Recht auf diesen Titel hat.»
    «Im Gotha hätten Sie seinen Namen jedenfalls nicht gefunden», stimmte der Kommissar zu.
    «Das habe ich auch festgestellt», sagte Van Aldin. «Der Mann war ein gut aussehender, überzeugender Schuft und übte auf die Frauen eine fatale Faszination aus. Ruth war in ihn verliebt, aber ich habe der Geschichte bald ein Ende gemacht. Der Kerl war nichts anderes als ein gewöhnlicher Schwindler.»
    «Sie haben ganz Recht», bestätigte der Kommissar. «Der Comte de la Roche ist uns wohl bekannt. Wenn es möglich wäre, hätten wir ihm schon längst das Handwerk gelegt, aber, ma foi!, es ist nicht einfach; der Bursche ist gerissen, und seine Affären hat er immer mit Damen aus höchsten Gesellschaftsschichten. Wenn er ihnen unter falschem Vorwand oder durch Erpressung Geld abluchst, eh bien!, zeigen sie ihn natürlich nicht an. Vor der Welt als Närrin dazustehen, o nein, das geht auf keinen Fall, und er hat eine außerordentliche Macht über Frauen.»
    «So ist es», sagte der Millionär finster. «Nun ja, wie gesagt habe ich die Affäre sehr energisch beendet. Ich habe Ruth genau gesagt, wer er ist, und sie musste mir zwangsläufig glauben. Ungefähr ein Jahr später hat sie ihren heutigen Gatten getroffen und ihn geheiratet. Soweit ich wusste, war das das Ende der Geschichte. Aber erst vor einer Woche habe ich zu meiner Verblüffung herausgefunden, dass meine Tochter die Verbindung mit dem Comte de la Roche wieder aufgenommen hatte. Sie hat ihn häufig getroffen, in London und in Paris. Ich habe ihr Vorwürfe deswegen gemacht; ich kann Ihnen nämlich sagen, Gentlemen, dass sie auf mein Betreiben hin dabei war, die Scheidung gegen ihren Mann einzureichen.»
    «Das ist interessant», murmelte Poirot leise, die Augen zur Decke gerichtet.
    Van Aldin warf ihm einen scharfen Blick zu und fuhr dann fort.
    «Ich habe ihr klargemacht, was für eine Dummheit es ist, unter diesen Umständen weiterhin den Comte zu treffen. Ich dachte, sie hätte es eingesehen.»
    Der Untersuchungsrichter hüstelte.
    «Aber diesem Brief zufolge…», begann er; dann hielt er inne.
    Van Aldin reckte das Kinn.
    «Ich weiß. Es hat keinen Sinn, darum herumzureden. Wie unangenehm es auch ist, wir müssen uns den Tatsachen stellen. Es scheint so zu sein, dass Ruth alles arrangiert hatte, um nach Paris zu fahren und de la Roche dort zu treffen. Nach meinen Vorhaltungen scheint sie dem Grafen aber geschrieben zu haben, um ein anderes Rendezvous vorzuschlagen.»
    «Die Isles d’ Or», sagte der Kommissar nachdenklich, «liegen gegenüber Hyères, ein entlegener und idyllischer Fleck.»
    Van Aldin nickte.
    «Lieber Gott! Wie konnte Ruth sich so zum Narren machen?», rief er bitter. «All dies Geschwätz darüber, dass er ein Buch über Edelsteine schreiben will! Er muss von Anfang an hinter den Rubinen her gewesen sein.»
    «Es gibt einige bedeutende Rubine», sagte Poirot, «ursprünglich Teil der russischen Kronjuwelen; sie sind ganz einzigartig, und ihr Wert ist nahezu fabelhaft. Es gab das Gerücht, sie seien vor kurzem in den Besitz eines Amerikaners übergegangen. Gehen wir recht in der Annahme, Monsieur, dass Sie der Käufer waren?»
    «Ja», sagte Van Aldin. «Vor ungefähr zehn Tagen, in Paris, bin ich in ihren Besitz gelangt.»
    «Verzeihen Sie, Monsieur, aber haben Sie vorher längere Zeit wegen des Ankaufs verhandelt?»
    «Etwas über zwei Monate. Warum?»
    «Das hat sich herumgesprochen», sagte Poirot. «Hinter solchen Steinen ist immer eine ziemliche Menge von Leuten her.»
    Im Gesicht des anderen zuckte es.
    «Ich erinnere mich», sagte er mit brüchiger Stimme, «an einen Scherz, den ich Ruth gegenüber gemacht habe, als ich ihr die Steine schenkte. Ich habe ihr gesagt, sie soll sie nicht mit an die Riviera nehmen, weil ich es mir nicht leisten kann, sie wegen der Steine beraubt und ermordet zu sehen. Liebe Zeit, was für Dinge man so sagt – ohne zu ahnen, dass sie wahr werden.»
    Mitfühlendes Schweigen senkte sich über den Raum; dann redete Poirot sachlich weiter.
    «Lassen Sie uns die Fakten ordentlich und

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