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Der blaue Mond

Der blaue Mond

Titel: Der blaue Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël
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Menschen manifestieren. Zumindest nicht für lange.
    Also wende ich meine Aufmerksamkeit etwas zu, das ich erschaffen kann. Ich visualisiere eine makellose rote Tulpe, die mit ihren weichen, wachsartigen Blütenblättern und dem langen, fließenden Stängel das ideale Symbol für unsere unsterbliche Liebe ist. Als ich spüre, wie sie in meiner Hand Form annimmt, kehre ich in die Küche zurück, zerreiße den Zettel und lasse stattdessen die Tulpe auf dem Tresen liegen.
     

SECHZEHN
    Ich vermisse Riley. Ich vermisse sie so sehr, dass es mir fast körperlich wehtut.
    Sowie ich Sabine sagte, dass Damen nicht zum Abendessen kommen würde (womit ich bis zehn nach acht gewartet habe, als feststand, dass er nicht auftauchen würde), setzten die Fragen ein. Und sie hörten für den Rest des Wochenendes nicht mehr auf, denn sie fragte immer weiter: Was ist los? Ich weiß, dass irgendetwas los ist. Wenn du doch mit mir sprechen würdest. Warum erzählst du es mir nicht? Ist etwas mit Damen? Habt ihr euch gestritten?
    Und obwohl ich mit ihr gesprochen habe (beim Abendessen habe ich es irgendwie geschafft, genug zu essen, um sie davon zu überzeugen, dass ich ganz bestimmt keine Essstörung habe) und versucht habe, ihr beizubringen, dass alles in bester Ordnung sei, Damen lediglich zu tun habe und ich übermüdet sei, nachdem ich eine so lange, lustige Nacht bei Haven verbracht hätte. Es war offensichtlich, dass sie mir nicht glaubte - oder zumindest nicht die Behauptung, dass es mir bestens ginge. Dass ich bei Haven übernachtet habe, hat sie allerdings anstandslos geschluckt.
    Stattdessen bohrte sie immer wieder nach, dass es doch eine bessere Erklärung für mein ständiges Seufzen und meine Stimmungsschwankungen geben müsse, wenn man sich ansah, wie ich von melancholisch über manisch zu missmutig und wieder zurück wechselte. Doch obwohl ich ein schlechtes Gewissen dabei hatte, sie anzulügen, blieb ich bei meiner Geschichte. Irgendwie erleichterte mir das die Sache, da Sabine zu belügen es einfacher machte, mich selbst zu belügen. Denn ich habe Angst, wenn ich die Geschichte weitererzähle und Erklärungen abgebe, während mein Herz sich weigert, es zu glauben, und mein Kopf sich dennoch mit der Frage quält, ob er mich absichtlich hat sitzen lassen, könnte alles erst endgültig wahr werden.
    Wäre Riley noch hier, wäre alles anders. Ich könnte mit ihr reden und ihr die ganze schreckliche Geschichte von vorn bis hinten erzählen. Sie würde mich nicht nur verstehen, sie würde auch die Antworten finden.
    Dass sie tot ist, ist wie ein universeller Passierschein, mit dem sie Zutritt hat, wo immer sie auch hin will, einfach indem sie daran denkt. Kein Ort bleibt ihr verwehrt, der ganze Erdball ist ein Spielplatz für sie. Und ich habe keinerlei Zweifel daran, dass sie wesentlich mehr herausfände als ich mit meinen panischen Anrufen und meiner Herumfahrerei.
    Denn letztlich hat all meine planlose, stümperhafte, ineffektive Sucherei nur zu einem geführt: zu nichts.
    Und so bin ich am Montagmorgen immer noch genauso ahnungslos, wie ich es am Freitagabend war, als alles losging. Und ganz egal, wie oft ich auch Miles oder Haven anrufe, ihre Antwort bleibt immer die gleiche: Nichts Neues, aber wir melden uns, wenn sich irgendetwas tut.
    Wenn Riley hier wäre, hätte sie den Fall in null Komma nichts aufgeklärt. Sie würde für schnelle Ergebnisse und erschöpfende Antworten garantieren und könnte mir genau sagen, was los ist und wie es weitergeht.
    Doch ich muss mich damit abfinden, dass Riley nicht hier ist. Und obwohl sie mir noch Sekunden, bevor sie gegangen ist, ein Zeichen versprochen hat, zweifele ich langsam daran, ob es je kommen wird. Und vielleicht, nur vielleicht, ist es an der Zeit, dass ich zu suchen aufhöre und mit meinem Leben weitermache.
    Ich schlüpfe in eine Jeans, schiebe die Füße in ein Paar Flip-Flops und ziehe erst ein Tank Top und darüber ein langärmeliges T-Shirt an - doch gerade als ich zur Tür hinausgehen und zur Schule fahren will, drehe ich mich noch einmal um und schnappe mir meinen iPod, den Kapuzenpulli und die Sonnenbrille, da ich auf das Schlimmste vorbereitet sein muss, denn ich weiß ja nicht, was mich erwartet.
     
    »Hast du ihn gefunden?«
    Ich schüttele den Kopf und sehe zu, wie Miles in mein Auto einsteigt, seine Tasche zu Boden fallen lässt und mir einen mitleidsvollen Blick zuwirft.
    »Ich habe versucht, ihn anzurufen«, sagt er und streift sich das Haar aus dem

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