Der blaue Stern
über seinen eigenen Scherz, und die Gardisten und Höflinge lachten.
»Es gibt keinen Beweis, daß dieses Juwel tatsächlich existiert«, sagte er. »Wir haben nur Bennas Geschichte, und der starb unter großen Schmerzen an Gift. Mein Arzt untersuchte seine Leiche, und er versicherte mir, daß die Schwellungen von Spinnenbissen stammen. Natürlich ist er nicht allwissend. Es wäre nicht das erste Mal, daß er sich irrt.«
»Die Leute werden jedoch glauben, daß es dieses wertvolle Juwel tatsächlich gibt. Und was immer irgend jemand, mich eingeschlossen, auch sagen mag, wird sie nicht vom Gegenteil überzeugen. Ihr Eingreifen wird jedoch auch eine gute Seite haben, für eine Weile werden wir von den Ratten befreit sein.«
Er machte eine Pause, runzelte die Stirn und sagte schließlich: »Es wäre allerdings auch möglich, daß dieser Benna dumm genug gewesen ist, etwas vom Purpurmagier zu stehlen. Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, weshalb die Raggah ihn sonst verfolgt haben sollten. Es mag sich jedoch auch etwas anderes zugetragen haben. Wenn es dieses Juwel aber gibt, ist der, der es findet in größter Gefahr. Der Purpurmagier wird nicht zulassen, daß, wer immer es findet, es auch behält.
Das ist zumindest meine Meinung. Ich weiß nicht viel über den Magier, aber das wenige, was ich weiß, erweckt keineswegs den Wunsch in mir, ihn besser kennenzulernen.«
Masha wollte ihn fragen, warum er nicht seine Soldaten zur Insel schickte, um den Magier herzuholen. Aber sie behielt es für sich. Der Grund war offensichtlich. Niemand, nicht einmal der Statthalter, wollte den Zorn eines Zauberers heraufbeschwören. Solange der Magier den Statthalter nicht direkt bedrohte, würde dieser ihn in Ruhe lassen, und er konnte ungestört seinen Geschäften nachgehen, was immer diese waren.
Als die Befragung beendet war, wies der Statthalter den Schatzmeister an, Masha einen Goldsheboozh zu geben.
»Das sollte den Verlust, den Ihr durch die Befragung vielleicht erlitten habt, mehr als gut machen.«
Masha dankte ihm überschwenglich, verbeugte sich, als sie sich rückwärts entfernte, und machte sich dann eilig auf den Heimweg.
In der folgenden Woche fand die große Katzenjagd statt. Es wurde auch in Mashas Wohnung eingebrochen. Sie war gerade unterwegs, um im Haus des Kaufmanns Ahloo shik-Mhanukhee bei der Geburt eines Babys zu helfen. Drei maskierte Männer schlugen Shmurt, den Hausmeister, nieder und traten die Türe zu ihrer Wohnung ein. Während die Mädchen und ihre Mutter in einer Ecke kauerten, stellten die Männer alles auf den Kopf. Sie leerten sogar den Nachttopf, um sicherzugehen, daß darin nichts versteckt war.
Sie fanden nicht, wonach sie suchten, und einer der Männer schlug in seiner Wut Wallu einen Zahn aus. Masha war jedoch dankbar, daß sie den kleinen Mädchen keine Gewalt angetan hatten. Das lag jedoch weniger am Edelmut der Einbrecher, als an der Tatsache, daß der Hausmeister wieder die Besinnung erlangte. Er schrie sofort um Hilfe, und die drei Gauner ergriffen die Flucht, ehe die Nachbarn die Soldaten alarmieren konnten.
Eevroen kam weiterhin spät nachts betrunken nach Hause. Er sprach wenig, die Wohnung diente ihm nur noch zum Essen und Schlafen. Masha war selten wach, wenn er da war. Es hatte den Anschein, daß er sein Bestes tat, ihr aus dem Weg zu gehen. Ihr war das recht.
Mehrmals, bei Tag und Nacht, hatte Masha den Eindruck, daß ihr jemand folgte. Sie tat ihr möglichstes, herauszufinden, wer ihr Schatten war, aber es gelang ihr weder während des Tages noch in der Nacht. Sie glaubte schließlich, daß ihre Nerven ihr alles nur vorgaukelten.
Dann begann die große Hundejagd. Masha hielt das für den Gipfel der Hysterie und Dummheit. Aber es bereitete ihr Sorgen. Was würde als nächstes dran sein, wenn alle Hunde gefangen und geschlachtet waren? Oder, um genauer zu sein, wer? Masha hoffte nur, es würde nicht sie selber treffen.
Während der Woche der Hundejagd wurde die kleine Kheem krank. Masha ging arbeiten, und als sie nach Sonnenuntergang heimkam, litt Kheem an hohem Fieber. Wallu sagte, daß sie auch Krämpfe hatte. Masha ging sofort zu Doktor Nadeeshs Haus im Ostviertel. Er hieß sie eintreten und ließ sie die Krankheitssymptome der kleinen Kheem beschreiben. Er weigerte sich jedoch, Masha nach Hause zu begleiten.
»Das Labyrinth ist nachts zu gefährlich«, sagte er. »Auch am Tag würde ich mich ohne Leibwächter nicht dorthin wagen. Du hättest das Kind zu mir
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