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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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einen Blick auf den Schimmelfohlenfluß.
    »Dort ist das Boot versteckt«, sagte er. »Falls es nicht gestohlen wurde. Das ist jedoch nicht sehr wahrscheinlich. Nur wenige wagen sich in die Nähe der Insel Shugthee. Sie halten sich ganz dicht am Ostufer und fahren nur bei Tageslicht. Sehr schnell.«
    Sie überquerten das felsige Gelände, ritten an einigen niedrigen Sträuchern und ein paar Eisenbäumen mit grotesk verwachsenen Ästen vorbei. Ein Hase mit langen Ohren huschte an ihnen vorüber und erschreckte Mashas Pferd, daß es sich aufbäumte. Sie konnte es wieder beruhigen, obwohl sie seit ihrem elften Lebensjahr nicht mehr auf einem Pferd gesessen hatte. Smhee sagte, er sei froh, daß es nicht sein Pferd war. Alles was er vom Reiten verstand, hatte er bei einem Bauern in wenigen Stunden gelernt, nachdem er nach Freistatt gekommen war. Er würde sich glücklich schätzen, wenn er niemals wieder eines besteigen müßte.
    Das Wäldchen bestand aus etwa fünfzehn bis zwanzig Bäumen und reichte bis zum Ufer. Sie stiegen von ihren Pferden und sattelten sie ab, dann koppelten sie sie an. Anschließend gingen sie zwischen hohen, schilfrohrartigen Pflanzen hindurch und kämpften gegen Fliegen und andere lästige Insekten, bis sie den Fluß erreichten. Dort wuchsen hohe Binsen, an einer kleinen Erhebung aus schwammigem Erdreich lag Smhees Boot. Es war ein Einbaum, der gerade groß genug war für zwei.
    »Gestohlen«, bemerkte Smhee, ohne eine weitere Erklärung.
    Durch das Dickicht sah sie zum Fluß hinunter. Etwa eine Viertelmeile flußabwärts weitete sich der Fluß zur Größe eines Sees, er maß von Ufer zu Ufer etwa zweieinhalb Meilen. In der Mitte erhob sich die Insel Shugthee, eine purpurne Felsmasse. Aus dieser Entfernung konnte sie keine Einzelheiten erkennen.
    Beim Anblick der Insel wurde ihr kalt.
    »Ich hätte gerne einen ganzen Tag und eine Nacht Zeit, die Insel zu erkunden«, sagte Smhee. »Du könntest dich dann auch mit der Gegend vertraut machen. Aber wir haben keine Zeit. Ich kann dir jedoch alles erklären, was ich weiß. Ich wünschte, es wäre mehr.«
    Sie zog sich aus und badete im Fluß, während Smhee den Pferden die Fußfesseln abnahm und sie ein Stück flußaufwärts tränkte. Als sie fertig war, sah sie ihn gerade zurückkommen.
    »Noch ehe es dämmert, bringen wir sie flußabwärts an eine Stelle, die von der Insel aus gut zu erreichen ist. Satteln müssen wir sie auch«, sagte er.
    Sie ließen die Pferde allein und gingen zu einem Felsblock außerhalb der Bäume, aber abseits der Straße. An seinem Fuß war eine Mulde, groß genug, daß sie sich darin niederlegen konnten. Hier schliefen sie, wachten zwischendurch einige Male auf, unterhielten sich leise, aßen eine Kleinigkeit, oder gingen hinter den Felsen, um dort zu urinieren. Es gab hier nicht so viele Insekten wie zwischen den Bäumen, aber es war immer noch schlimm genug.
    Soviel sie sahen, benutzte nicht ein einziges Mal jemand die Straße.
    Als sie die Pferde flußabwärts führten, sagte Smhee: »Du hast dir deine Fragen geschickt verkniffen, aber ich merke, daß du vor Neugier fast platzt. Du hast keine Ahnung, wer der Purpurmagier wirklich ist. Es sei denn, du weißt mehr als alle anderen in Freistatt.«
    »Alles was ich weiß«, antwortete sie, »ist, daß man sich erzählt, der Purpurmagier sei vor zehn Jahren in diese Gegend gekommen, und zwar mit einigen gemieteten Dienern und vielen Kisten, großen und kleinen. Keiner weiß, aus welchem Land er kam. Er blieb auch nicht lange in der Stadt. Eines Tages verschwand er, und mit ihm die Diener und die Kisten. Es dauerte eine Weile, ehe man herausfand, daß er in die Höhlen der Insel Shugthee gezogen war. Niemand war jemals dort gewesen, weil man glaubte, die Geister der Shugthee trieben dort ihr Unwesen. Das waren kleine, behaarte Leute, die das Land bewohnten, lange bevor die ersten der alten Städte erbaut wurden.«
    »Woher weißt du, daß er ein Magier ist?« fragte Smhee.
    »Ich weiß es nicht, aber jeder sagt, er sei einer. Ist es denn nicht so?«
    »Es ist so«, erwiderte Smhee und blickte düster.
    »Auf jeden Fall schickte er gelegentlich seine Diener um Vieh, Ziegen, Schweine, Pferde, Gemüse, Viehfutter und Obst zu kaufen. Diese Diener stammen aus einem fremden Land, jedoch nicht aus seinem. Eines Tages wurden sie von den Raggah abgelöst. Und niemand hat die Diener, die damals mit ihm kamen, jemals wieder gesehen.«
    »Er hatte sich ihrer anscheinend entledigt«,

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