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Der blaue Stern

Der blaue Stern

Titel: Der blaue Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Regenwassertümpel an. Die Tiere weideten das lange bräunliche Gras, das zwischen den Büschen wuchs.
    Die Insel in der Mitte des Sees schien hauptsächlich aus purpurfarbenem Fels zu bestehen.
    Hänge erhoben sich sanft bis zur Mitte, wo seltsame Formationen einen Grat bildeten. Die höchste Erhebung war ein Monolith, der an seiner Spitze durchbrochen war, als hätte man einen Tunnel durchgebohrt.
    »Das Kamelauge, von dem Benna sprach«, sagte Smhee. »Diese Formation da drüben heißt Affenkopf, und die Erhebung am anderen Ende wird von den Einheimischen Drachenschwanz genannt.«
    Am Ufer der Insel wuchsen einige Bäume und im Wasser daneben das allgegenwärtige große Schilfrohr.
    Auf der Insel war kein Zeichen von Leben zu sehen oder zu hören. Sogar die Vögel schienen sie zu meiden.
    »Ein paarmal habe ich mich nachts an der Insel vorbeitreiben lassen«, sagte Smhee. »Ich konnte das Muhen der Rinder und den Schrei eines Esels hören. Auch einen unheimlichen Schrei vernahm ich, weiß aber nicht, ob es ein Vogel oder ein anderes Tier war. Ebenso hörte ich ein merkwürdiges Grunzen, das gewiß nicht aus einer Schweinekehle kam.«
    »Das Kamelauge sieht aus wie ein guter Platz für einen Wachposten«, sagte sie. »Wahrscheinlich ist Benna dort in die Höhlen eingedrungen. Es muß sehr gefährlich gewesen sein, da hochzuklettern, vor allem in der Dunkelheit.«
    »Benna war ein guter Mann«, sagte er, »aber er war nicht gut genug vorbereitet. Die Insel wird sicher auch jetzt überwacht, wahrscheinlich durch die Löcher im Felsen. Soviel ich gehört habe, ließ der Magier durch seine Diener Ausgrabungswerkzeug kaufen. Er hat damit gewiß die Höhlen vergrößern und sie durch Tunnel verbinden lassen.«
    Masha warf einen letzten Blick im Licht der Sonne auf die finstere purpurne Masse, dann wandte sie sich ab.
    Die Nacht war hereingebrochen, und der Wind hatte sich gelegt. Eine dünne Wolkendecke verbarg den Himmel. Durch sie schimmerte das Mondlicht, nur manchmal brach es ganz durch. Die Nachtvögel stießen absonderliche schaurige Schreie aus. Mücken summten in dichten Schwärmen, und ohne Smhees Salbe wäre es unerträglich gewesen. Frösche quakten im Chor, und Wesen, die sie nicht sehen konnten, platschten ins Wasser.
    Sie schoben den Einbaum an den Rand des Schilfgrases und stiegen ein. Sie trugen nun ihre Mäntel, beabsichtigten aber, sie auf der Insel abzulegen. Mashas Waffen waren ein Dolch und ein kurzer, schmaler Degen.
    Sie paddelten so leise wie möglich und nutzten die Strömung, bis die Insel sich dunkel zu ihrer Rechten erhob. In der Mitte des Ostufers landeten sie und zogen das Boot vorsichtig zum nächsten Baum.
    Ihre Mäntel legten sie in den Einbaum, und Masha warf sich ein aufgewickeltes Seil über Schulter und Hals.
    Die Insel war still. Kein Geräusch war zu hören. Dann ertönte ein seltsamer, grunzender Schrei, gefolgt von einem halb stöhnenden, halb schreienden Laut.
    Ihre Nackenhaare stellten sich auf.
    »Was immer das ist«, sagte Smhee, »eine Spinne sicher nicht.« Er kicherte, als hätte er einen Witz gemacht.
    Sie beschlossen - was blieb ihnen auch anderes übrig -, das Kamelauge zu meiden, da es nach Bennas gescheitertem Versuch wohl zu gut bewacht sein würde. Aber es mußte ja noch andere Einstiegsmöglichkeiten geben. Diese würden allerdings auch bewacht sein, denn das Eindringen des jungen Diebes hatte gewiß bewirkt, daß die Sicherheitsvorkehrungen hier verstärkt wurden.
    »Was ich gerne fände«, sagte Smhee, »ist ein Geheimausgang. Kemren hat gewiß einen oder mehrere anlegen lassen. Er weiß, daß er sie vielleicht eines Tages bitter nötig haben wird. Er ist ein durchtriebener Bursche.«
    Ehe sie ins Boot gestiegen waren, hatte Smhee ihr eröffnet, daß Kemren mit einem großen Teil des Tempelschatzes aus Sharranpip geflohen war. Auch einige Spinneneier und andere tierische Tempelwächter hatte er mitgenommen.
    »Wenn er Hohepriester war«, wunderte sich Masha, »warum hätte er das tun sollen? War er denn nicht mächtig und reich genug?«
    »Du verstehst unsere Religion nicht«, erklärte der fette Dieb. »Die Priester sind umgeben von Schätzen, die dir die Augen übergehen ließen, wenn du sie sehen würdest. Aber sie sind durch Eide an ein karges, hartes Leben in großer Armut, Keuschheit und Härte gebunden. Ihr Lohn ist die Genugtuung, Weda Krizhtawn und ihrem Volk dienen zu dürfen. Das war Kemren nicht genug. Das Böse muß von ihm Besitz ergriffen haben, als

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