Der blaue Stern
kleine Spinnen zu machen als einige große, es kostet auch weniger Energie. Da sind auch noch andere Gründe, die ich aber jetzt nicht näher erklären will.«
»Vorsicht!« schrie sie, viel lauter, als sie eigentlich wollte. Aber es geschah so plötzlich und hatte sie völlig überrascht.
Smhee wirbelte herum und schlug zu, obwohl er das Ding nicht selbst gesehen hatte. Es sprang über das Netz. In dem fahlen Lichtschein erkannte man die ausgestreckten Glieder und runden Ohren. Knurrend stürzte es in Smhees Klinge. Es war keine der kopfgroßen Spinnen, sondern ein Wesen von der Größe eines gewaltigen Hundes, der Körper war behaart und stank ähnlich wie ein Affe, auch war es weitaus vitaler als das Spinnenwesen. Sein Gewicht ließ Smhee rückwärts auf die Erde stürzen.
Knurrend setzte es an, seine Fänge in Smhees Kehle zu schlagen. Masha schüttelte ihre Benommenheit ab und stieß zu, die Angst verlieh ihr Kraft. Die Klinge durchbohrte den Körper. Sie sprang zurück, zog sie heraus und stach erneut zu. Diesmal drang die Spitze in die Kehle.
Nach Luft schnappend, schob Smhee den Kadaver zur Seite und stand auf.
»Beim Schnurrbart Wishvus, ich bin ja überall besudelt«, stellte er entsetzt fest. »Nun werden mich die anderen wittern.«
»Was ist das?« fragte Masha bebend.
»Ein Menschenaffe, seinesgleichen bewachen bei uns den Tempel. Es ist an und für sich kein richtiger Primat, sondern ein sehr großer, schwanzloser Affe.
Kemren muß ein paar Jungtiere mitgebracht haben.«
Masha trat näher an das tote Tier heran, das auf dem Rücken lag. Die Zähne im offenen Maul waren wie die eines Leoparden.
»Sie fressen Fleisch«, erklärte Smhee. »Aber im Gegensatz zu anderen Affen sind sie Einzelgänger. Der Name, den wir ihnen gaben, hieße übersetzt etwa >einsamer Affe<.«
Masha fragte sich, ob Unterrichten wohl zu Smhees Pflichten gehört hatte. Sogar unter den gegebenen Umständen nahm er es ganz genau.
Er sah sich um. »Einsam oder nicht, auf dieser Insel gibt es wahrscheinlich mehrere davon.«
Nachdem sie beide Kadaver in den Fluß gezerrt hatten, gingen sie vorsichtig weiter. Smhee blickte meist nach vorne und Masha zurück. Beide ließen aber auch die Seiten nicht außer acht. Sie erreichten den Fuß der Bergkette. Smhee sagte: »Die Tierpferche sind im Norden. Da habe ich sie gehört, als ich mich im Boot vorbeitreiben ließ. Wir sollten uns von dort fernhalten. Wenn die Tiere uns wittern und anfangen zu brüllen, haben wir die Raggah am Hals.«
Smhee blieb plötzlich stehen und sagte »Halt!«
Masha blickte sich rasch um. Was mochte er gesehen oder gehört haben?
Der fette Mann kniete sich nieder und drückte in die Erde vor sich.
Er erhob sich und sagte. »Vor uns ist eine getarnte Fallgrube. Ich fühlte, wie der Boden nachgab, als ich meinen Fuß darauf setzte. Das ist einer der Gründe, warum wir hier nicht schnell gehen sollten.«
Sie machten einen Bogen um die Stelle, Smhee prüfte jeden Schritt. Masha dachte bei sich, daß sie bei diesem Tempo die ganze Nacht brauchen würden, um auf den Kamm zu gelangen. Er führte sie auf felsiges Gelände, und sie atmete leichter. Er meinte jedoch: »Sie könnten auch in den Stein eine Grube geschlagen und sie mit einer Falltür verschlossen haben.«
»Warum gehen wir hier entlang?« fragte sie. »Du sagtest, die Eingänge seien am Nordende.«
»Ich erwähnte nur, daß ich beobachtet habe, wie Leute am Nordende die Höhlen betreten haben. Ich habe aber auch hier in der Nähe etwas sehr Interessantes beobachtet. Ich möchte es untersuchen. Vielleicht ist es das Richtige für uns, aber .«
Sie gingen noch immer sehr vorsichtig, doch etwas rascher als auf dem Erdreich. Vor einem Tümpel hielten sie an. Er hatte etwa einen Durchmesser von zehn Fuß, und das dunkle Wasser blubberte. Smhee kniete nieder und starrte auf die unheimlich aussehende Oberfläche.
Masha wollte etwas fragen, aber er wehrte ab: »Psst!«
Plötzlich krabbelte etwas klackend über das felsige Ufer. Sie sprang zurück, schrie jedoch nicht auf. Das Geschöpf sah im Dunkeln wie eine Spinne aus, aber riesig, größer als die, welche sie getötet hatten. Es beachtete sie nicht, vielleicht hatte es sie aber auch nur nicht bemerkt. Es tauchte in den Tümpel und verschwand. Smhee sagte: »Komm, wir verstecken uns hinter dem Stein.«
Als sie sich verborgen hatten, fragte sie: »Was ist los?«
»Als ich die Gegend auskundschaftete, sah ich, wie etwas aus diesem Loch kam und
Weitere Kostenlose Bücher