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Der blaue Vogel kehrt zurück

Der blaue Vogel kehrt zurück

Titel: Der blaue Vogel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arjan Visser
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frei! Die Welt gehörte mir. Das würde ich auch Ihnen gönnen, Meneer. Dass Sie Ihrem Irrenhaus entkommen. Wo alle immerzu in Eile sind.
    »Und hier ist Ihr frisch gepresster Orangensaft.«
    Ich wundere mich über den dicken Strohhalm. Und danach frage ich mich, warum ich mir Gedanken über eine solche Lappalie mache. Warum alles in meinem Kopf zu zittern scheint.
    Lasst mich doch mitmachen. Gebt mir etwas Sinnvolles zum Nachdenken.
    Die Frau am Nebentisch – sie kann nicht viel älter sein als dreißig – lächelt mir zu. Möchtest du vielleicht wissen, wie ich mir zusammen mit Nana ein Leben aufgebaut habe? Sie war die Erste, die ich dort, in dem fremden Land, näher kennenlernte. Am Anfang genügte es mir, Bekannte zu haben. Sie unterstützten mich, wenn nötig, doch das Meiste schaffte ich allein. Ich bewegte mich mit großer Leichtigkeit. Gerade so, als wäre ich aus dem Ring gestiegen und würde durch die ganze Welt tänzeln.
    Damals war ich stark und geschmeidig. Jetzt möchte ich mich auf jemanden stützen, weil es mir schwerfällt, mich auf den Beinen zu halten, aber ich bin immer zu spät dran. Alles geht zu schnell. Jeder rennt an mir vorbei. Ich verstehe nicht, was gesagt wird, begreife nicht, was man mich fragt. Die Leute hängen immerzu am Telefon, überall ist laute Musik.
    In meinem Hotel ist ein hilfsbereites Mädchen, seinen Namen habe ich vergessen … Nicht nur die Namen und die Gesichterentgleiten mir, auch Orte und Dinge kommen mir abhanden. Sie, das Mädchen von unten, sagt, dass sie das mal eben für mich kugeln wird. Kugeln? Hat sie das wirklich gesagt?
    Nein, haha, googeln!
    Ihre Finger fliegen über die Tastatur und sie nennt mir Straßen, Hausnummern, Namen … Sie fragt, ob sie es mir aufschreiben soll, und hat das schon getan, bevor ich überhaupt Ja sagen kann. Sie schiebt mir den Zettel zu und geht ans Telefon, blickt wieder auf ihren Bildschirm, lacht über irgendetwas, während ihr Ton ernst und höflich bleibt. In der Zwischenzeit scheucht sie mich freundlich von ihrem Tresen weg; sie muss sich auch noch um andere Dinge kümmern. Ich möchte mich ihrem Willen beugen und Platz machen, aber sogar das Umdrehen geht nur langsam, und auf dem Weg nach draußen spüre ich den Ärger der Menschen, die vorbeiwollen, die keine Zeit zu verlieren haben.
    Mir dauert es auch zu lange. Hoffentlich glaubt ihr mir das. Ich möchte gern nach Hause. In meinem Kopf ist ein Sturm, und er will sich einfach nicht legen. Ich frage mich, ob das an euch jungen Menschen liegt, an all der Hektik, die ihr veranstaltet, dass ich so unruhig geworden bin; all der Lärm, all die Wünsche, das viele Essen und Trinken. Ich verurteile das nicht, versteht mich nicht falsch. Vielleicht beneide ich euch sogar darum. So vieles ist möglich, aber nicht mehr für mich. Ich … Verzeihung.
    Mein Teller ist leer, ich lasse den Orangensaft stehen, erhebe mich und ziehe den Mantel an. Der Kellner bringt die Rechnung. Ich bezahle mit einem Zwanzigeuroschein, nehme mir ein Pfefferminzbonbon von der Untertasse und lasse das Wechselgeld liegen.
    Draußen halte ich vergeblich Ausschau nach dem jungen Mann von den orientalischen Spezialitäten.
    Ich gehe in die richtige Richtung, da bin ich mir sicher, aber ich spüre mich selbst nicht mehr, ich sehe und höre fast nichts. Als ich den Kopf hebe, um mich zu orientieren, stoße ich mit dem Fuß gegen einen Stein, eine lose Gehwegplatte vielleicht, und verliere das Gleichgewicht. Erst taumele ich noch – man wird mich für einen Säufer halten –, doch dann beginne ich zu fallen. Der erste Knock-out kommt auf mich zu, so viel steht fest. Meine Beine geben nach, in meiner Lunge entsteht ein Vakuum. Ich greife mir an die Kehle, obwohl ich natürlich die Arme schützend um den Kopf legen sollte, um den Sturz abzufangen. Mein Kopf schlägt auf den Pflastersteinen auf. Ich schreie. Vor Schmerzen. Oder vor Schreck. Und dann liege ich da, für mein Gefühl unendlich lange, als wäre es Morgen und ich müsste all meinen Mut zusammennehmen, um aus dem Bett zu kommen.
    Mir ist kalt und es ist sehr laut. Der Lärm kommt von zwei Seiten: ein Dröhnen, das klingt, als würde es von meinem Brustkorb zum Kopf aufsteigen, und der Radau da draußen. Ich höre, wie ein Rollladen hinuntergelassen wird. Und Schritte, immer schneller, immer näher. Jemand schreit, man müsse einen Krankenwagen rufen. Für wen, frage ich mich noch.
    »Wohin? Wie heißt das hier, Leute? Schnell!«
    »Ecke Van Wou,

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