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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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könntest dich zurückhalten, mich Herr Ingenieur zu nennen. Es regt mich auf.«
    »Ich habe nur den Wirt zitiert.«
    Elifas wurde dank der Majorität von Dulnikkers Stimme trotzdem in den Rat gewählt, als Repräsentant der parteiunabhängigen Rückständigen. Der Staatsmann nominierte auch den Schächter mit der Bemerkung, daß der religiöse Glaube überall eine mächtige Kraft sei. Der Sekretär grinste breit und wagte zu bemerken, daß der Schächter keinen einzigen religiösen Anhänger im Dorf habe. Das erweckte den Zorn des Staatsmannes.
    »Bitte, hör mit diesem dummen Lachen auf«, sagte Dulnikker wütend. »Du weißt sehr gut, daß ich ein Sozialist bin, der keinen Deut für die Einhaltung längst überlebter religiöser Bräuche gibt, daß ich Schweinefleisch esse, kein Käppchen trage und nicht eine Spur von dem Unsinn einhalte, den man mich in meiner Jugend gelehrt hat. Aber als Jude sprechend, dulde ich keine so abfälligen Bemerkungen über einen jüdischen Schächter, der durch das Hauptrabbinat geweiht wurde!«
    »Verzeihen Sie mir, Dulnikker.«
    »Ich kann es dir nicht verzeihen, mein Freund. Dieser primitive Haß um seiner selbst willen gegen alle traditionellen jüdischen Werte und diese Verhöhnung unserer heiligen Thora sind typisch für einen antisemitischen Schweinefleischfresser. Nicht jedoch für einen Zionisten, gleichgültig, wie sehr er auch Atheist ist!«
    Der Sekretär hielt den Mund, weil er wußte, daß das gefährliche Stadium des Adernschwellens auf der Stirn seines Herrn und Meisters erreicht war. Erst als sich der Anfall legte, bemerkte Zev höflich, daß sie, da die Räte endlich zu jedermanns Befriedigung gewählt waren, in Erwartung ihrer nahenden Abreise aus Kimmelquell ihre Koffer packen konnten.
    »Unsere Taube«, sagte der Sekretär hoffnungsvoll, »ist jetzt bestimmt schon bei der Tnuva angekommen.«
    »Wer weiß«, bemerkte Dulnikker, noch immer zornig, »diese gebrauchten Tauben sind nie sehr stark. Außerdem fallen sie nach einem Flug von 50 oder 60 Kilometern wie ein Stein zu Boden.«
    »Nein, Dulnikker. Unsere Taube war eine starke.«
    Dulnikker runzelte die Stirn.
    »Solange wir hier sind, werden wir für das Wohl des Dorfes weiterarbeiten«, sagte er mit warnender Stimme. »Daher bitte ich dich, unverzüglich allen Betroffenen einen Brief zu senden:
    >Mein Herr, wir beglückwünschen Sie zu Ihrer Wahl durch die Einwohner von Kimmelquell (Ober-Ostgaliläa) in ihren Provisorischen Dorfrat. Sie werden hiermit eingeladen, kommenden Mittwoch um Punkt 3.30 Uhr in der Ratskammer des örtlichen Gasthofes zu erscheinen, um an der ersten Sitzung des Provisorischen Rates unter Ausschluß der Öffentlichkeit teilzunehmen.
    Tagesordnung:
    1.    Ratifizierung des Dorfrats.
    2.    Die Oberste Kommunalkörperschaft wird die Frage der Besetzung des Bürgermeisters entscheiden.
    Streng geheim. Um pünktliches Erscheinen wird gebeten. Schwarzer Anzug erwünscht.««
    »Praktisch tragen sie nie was anderes als Schwarz«, unterbrach der Sekretär den Staatsmann, aber dieser hieß ihn schweigen und beschloß sein Diktat mit: »Datum! Unterschrift!«
    »Wessen Unterschrift, Dulnikker?«
    »Juristisch gesprochen habe ich kein Recht, das Dorf zu vertreten. Also unterzeichne den Brief mit einer allgemeinen Unterschrift wie etwa >Direktion<.«
    »Schön«, sagte der Sekretär zuvorkommend und schrieb: »Direktion, Abtlg. Ingenieurwesen.«
    »Noch etwas«, fuhr Dulnikker fort. »Ich bin durchaus nicht glücklich, daß wir nur vier Mitglieder für den Rat finden konnten. Die gerade Zahl ist unbefriedigend, weil sich dadurch Stimmengleichheit ergeben kann. Daher brauche ich ein Zünglein an der Waage.«
    »Vielleicht den Kärrner?«
    »Statt eines unabhängigen Unternehmers wäre mir irgendein Kommunist oder extremer Linker lieber, um den Rat auszubalancieren. Hat dieses Dorf keine ausgebeuteten Arbeitskräfte oder Angestellte?«
    »Soweit ich weiß, bin ich der einzige.«
    »Hör zu witzeln auf, Zev! Ich kann meinen Krankenwärter nicht in den Rat einsetzen.«
    »Ich bin Ihr Sekretär, Dulnikker.«
    »Natürlich. Wer hat das je geleugnet?« wollte Dulnikker wissen. »Ich glaube, ich kann vielleicht meinen Kommunisten in dem Gehilfen des Schuhflickers bekommen! Jetzt hör mit dem dummen Gelächter auf, mein Freund, und notiere dir, daß ich morgen in der Schusterwerkstatt vorsprechen muß.« »Ganz wie Sie meinen, Dulnikker«, erwiderte der Sekretär. »Ich jedenfalls gehe jetzt

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