Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
Vom Netzwerk:
Schreckensnachrichten auf. Es war wahr, sie liebte Dulnikker gar nicht; aber immerhin hatte sie ihn mehr als dreißig Jahre lang verabscheut.
    »Aber Kinder«, flüsterte Gula, »wieso >Ingenieur    »Weil er allen erzählt, daß er ein Ingenieur ist. Er hat auch eine große rote Fahne, die er jede Nacht auf seinem Balkon heraushängt.«
    Die Frau drückte ihnen den Rest des Päckchens in die Hand und murmelte leise:
    »Gott im Himmel, ich habe doch immer gefürchtet, daß es einmal so weit kommen würde .«
    Das Klopfen an seiner Tür weckte Dulnikker aus seinem Nickerchen, und er stand auf, um Professor Tannenbaum zu begrüßen, der ihn untersuchen kam. Der Professor horchte eine Weile seine Herzschläge ab und zog den Schluß, daß das leichte Leben und Dulnikkers völlige Enthaltsamkeit von Aufregungen ihr Werk getan hatten und Dulnikkers Gesundheit sich soweit gebessert hatte, daß er ihm erlauben konnte, mit den Reportern, die unten auf ihn warteten, zehn Minuten zu sprechen. Dulnikker hüpfte behende die Treppe hinunter und eröffnete sofort die Pressekonferenz, die in Anwesenheit der Würdenträger und einer großen neugierigen Menge örtlich ansässiger in den Räumen des Provisorischen Dorfrats stattfand. Die Reporter erhielten zwar nur 300 Wörter, aber sie waren eine richtige Bombe, ein Reißer, der hohes Lob und eine Gehaltserhöhung einzubringen versprach:
    W ir S prachen mit A mitz D ulnikker - L age ernst , aber
    NICHT HOFFNUNGSLOS - SICHERHEIT ÜBER ALLES - »MAN BLÄST NICHT, WENN ES KALT IST« - ES KOMMT ZU KEINER
    I nflation -
    Von unserem Korrespondenten in Kimmelquell Während wir in diesem winzigen Dorf in ober-Galiläa Amitz Dulnikker gegenübersitzen, wissen wir nicht, was uns mehr überrascht:    Dulnikkers anregendes Gemüt, seine
    Herzenswärme den Dorfbewohnern gegenüber (siehe Bericht und Fotos im Innern des Blattes); oder das Wunder, daß es trotz seiner völligen Isolierung und einer höchst primitiven Lebensweise dem >Wegbereiter< Dulnikker gelang, mit den jüngsten Entwicklungen im In- und Ausland dank einem erstaunlichen politischen Fingerspitzengefühl auf dem laufenden zu bleiben.
    F rage : Herr Dulnikker, was ist Ihre Meinung über die neue Koalitionskrise?
    A ntwort : Die Lage ist ernst, aber in keiner Weise als hoffnungslos zu betrachten. Alle an einer Beendigung der Krise interessierten Parteien müssen sich bewußt sein, daß nur gegenseitiges Verständnis eine dauernde Regelung sichern kann.
    F rage : Und wenn die Krise trotzdem länger andauern sollte? A ntwort : Diese Brücke überqueren wir, wenn wir zu ihr kommen.
    F rage :    Selbst angesichts aller wahrscheinlichen
    Auswirkungen der Änderung in der Außenpolitik? A ntwort : Bis zu einem gewissen Grad. (Allgemeines überraschtes Aufhorchen)
    F rage : Herr Dulnikker! Stehen wir vor einer neuen Inflationswelle?
    A ntwort : Mit Ihrer Erlaubnis, meine Herren, werde ich diese Frage mit einer Anekdote beantworten. Eines Tages kam der Schächter tränenüberströmt zum Rebbe. >Rebbe, Rebbe, warum läßt man mich nicht am Rosh Hashanah den Schofar blasen?< Und was antwortete der Rebbe, meine Herren? >Ich habe gehört - hm -, daß du nicht in der Mikwe untergetaucht bist.< Der Schächter begann sich zu entschuldigen: >Rebbe, das Wasser war kalt, oj, war das kalt, Rebbe!< Und der Rebbe erwiderte: >Oif Kalts blust men nischt!< (Langanhaltendes herzliches Gelächter.) F rage : Verstehen wir Sie richtig, Herr Dulnikker, daß Sie die Inflation nicht für eine Bedrohung halten?
    A ntwort : Ich glaube, ich habe mich verständlich gemacht.
    F rage : Dürfen wir Ihre Schlußfolgerungen veröffentlichen? A ntwort : Gewiß.
    Die Pressekonferenz war noch in vollem Gang, als Frau Dulnikker, fast zu Tode gelangweilt, den Wirt aus dem Ratszimmer schleppte und ihn fragte, wie sie mit dem Ortsrat der werktätigen Frauen in Kontakt kommen könne. Elifas machte »hmhm« und »ä-ä« und erwiderte schließlich, daß die Ratsangelegenheiten im Dorf derzeit nicht allzu klar seien. Da Gula nicht nachließ, rief Elifas seine Frau für sie heraus und stürzte verwirrt zu der Pressekonferenz zurück. Nach einer Weile öffnete sich wieder die Tür, und diesmal wurde Frau Hassidoff gebeten, herauszukommen.
    »Genossinnen«, wandte sich Gula Dulnikker an die beiden von der Ehre geschmeichelten Frauen, »möchtet ihr nicht gern im Dorf ein kleines Sozialprojekt unternehmen?«
    Frau Hassidoff und Malka tauschten einen Blick voller

Weitere Kostenlose Bücher