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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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beruhigte sich die Aktivistin etwas und versicherte voller Zorn:
    »Dulnikker ist wirklich irre!«
    Die Würdenträger nickten zustimmend, während sie gleichzeitig die Freude über Dulnikkers Unglück überwältigte, denn sie hatten das Plappermaul immer gehaßt. Ihre Genugtuung war jedoch geringfügig, verglichen mit der guten Laune der Reporter. Denn sie hatten eben entdeckt, daß sie keinen frischen Artikel schreiben mußten. Sie brauchten nur die Schlagzeile über den 300 Wörtern zu ändern, die sie alle fertig hatten, und sie würden ihre Redaktionen mit einem sensationellen internationalen Reißer beschenken, mit der Balkenüberschrift: N euester B eweis für A mitz D ulnikkers
    I rrsinn !
    Gula befahl eine kurze Rast und wandte sich mit der lebenswichtigsten aller Fragen an den Professor:
    »Was jetzt?«
    »So wie ich es sehe, Frau Dulnikker, leidet Ihr Gatte an einer neurasthenisch-psycholokalen Affinität zu dem Dorf Kimmelquell. Ich glaube daher, es wäre unklug, ihn aus dem
    Dorf zu reißen, solange er sich in seinem gegenwärtigen Zustand befindet. Überdies«, wandte sich der Leibarzt der Parteihierarchie an die Reporter, »würde ich vorschlagen, daß über das Thema so lange nichts veröffentlicht wird, bis er geheilt ist!«
    »Klar«, murmelten die Presseleute mit saurem Gesicht. »Wirklich, das ist ganz selbstverständlich .«
    Die erste Pause seit dem Beginn der Kette schrecklicher Ereignisse hatte eine mächtige psychologische Wirkung auf Gula! »Der arme Dulnikker« - ihre Tränen flossen vor Erleichterung -, »ich bin überzeugt, er ist von allen diesen seinen langen Reden wahnsinnig geworden ... und jetzt wird er in diesem rückständigen Dorf mit diesen Barbaren so allein wie ein Hund sein . Selbst die Dinge, die er am meisten braucht, haben wir mitgenommen . Wer wird sich dort um ihn kümmern? Wer, um Gottes willen?«
    Gulas Blick fiel auf das Gesicht des Sekretärs - und er erschauerte.
    Creatio ex nihilo
    Ungefähr drei Stunden, nachdem der Wagen der Sicht entschwunden war und in einer Staubwolke südwärts fuhr, bemerkten einige scharfäugige Kimmelqueller eine große, dünne Gestalt, die sich nordwärts den Abhang hinaufbewegte, der zum Dorf führte. In der heißen Sonne waren sie bald imstande auszumachen, daß sie drei Koffer und eine gelbe Aktentasche schleppte. Das war der Grund, warum ein blondes, unermeßlich glückliches Mädchen voll wiedererwachender Freude zum Lagerhaus hinausging, um den Neuankömmling zu begrüßen.
    »Ich wußte, daß du zu mir zurückkehren würdest.« Dwora umarmte den verschwitzten jungen Gepäckträger. »Jetzt wirst du auf immer hierbleiben. Stimmt’s?«
    »Anscheinend«, hauchte Zev kurz und bündig. Er setzte sich auf eines der Gepäckstücke und starrte in den blauen Himmel hinauf, als verlange er, daß dieser ihm die Grausamkeit der Natur erkläre.
    Der Rückkehr des Sekretärs war eine stürmische Debatte im Wagen vorangegangen. Gula hatte ungestüm verlangt, daß Zev aussteige und im Geist seiner bekannten Ergebenheit zu Dulnikkers Dorf zurückkehre. Der Sekretär hatte dem entgegnet, daß es einen Monat her sei, seit er zum letztenmal Zivilisation gesehen habe, und daß ihn seine zweite Verbannung ans Ende der Welt wahrscheinlich in den Wahnsinn treiben würde. Letzteres Argument hatte jedoch aus offenkundigen Gründen keinerlei Wirkung auf die aktivistische Schwester Genossin. Außerdem waren die beiden ungeduldigen Würdenträger der armen Frau zu Hilfe gekommen, deren Situation sich nicht sehr von der einer Witwe unterschied. Sie hatten Zev energisch erklärt, daß er die Wahl habe: entweder den Wagen oder die Partei zu verlassen. Zev hatte - es sei angemerkt: ohne zu zögern - erstere Alternative gewählt. Alles, was er von der Gruppe erbeten hatte, war nur, daß sie ihn einen Teil des Weges zurückfahren wollten. Aber selbst das war ihm von Gula hartherzig verwehrt worden, die nach wie vor eine wilde Schar rachsüchtiger Berittener fürchtete. Somit war der Sekretär zu einer Pilgerfahrt nach Kimmelquell mit einem Rücken voll Gepäck verurteilt, während er unaufhörlich eine widerliche Gesellschaft verfluchte, die von einem aufstrebenden jungen Politiker verlangte, einen solchen Tort auf sich zu nehmen.
    Dulnikker begrüßte Zev persönlich, obwohl er noch immer durch die Ereignisse des Morgens außer sich war. Trotzdem versuchte er, einen so kühlen Ton wie möglich anzuschlagen, als er ihn ansprach.
    »Hör zu, mein Freund Zev, ich

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