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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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Rand eines körperlichen und geistigen Zusammenbruchs. Der Chauffeur brachte ihm die bittere Neuigkeit bei.
    »Ich weiß nicht, wo Ihr Sekretär ist, mein Herr«, erwiderte er. »Sollte er ebenfalls kommen?«
    »Oh, Himmel«, schrie Dulnikker, »man hat ihn entführt!« Die Hütte des Lagerhauswächters war wieder hell erleuchtet.
    Die Hunde stolzierten weiter um die beiden Männer herum, sprangen an ihnen hoch und bellten. Dulnikker sah auf seine Armbanduhr: 0 Uhr 10.
    »Wir müssen fahren«, flüsterte er heiser. »Ich habe alle Brücken hinter mir verbrannt. Ein Rückzug ist unmöglich.«
    »Fein. Ganz, wie Sie wünschen, mein Herr«, erwiderte der Chauffeur. »Klettern Sie unter die Plane. Schnell. Ich werfe Ihnen den Koffer hinein.«
    Dulnikker trottete hinter den massigen Lastwagen und setzte einen Fuß auf die eiserne Sprosse des Wagens. Plötzlich verspürte er den starken Wunsch, einen letzten Blick auf Kimmelquell zu werfen. Es war seltsam, aber in diesem Augenblick empfand er überhaupt keine Abneigung gegen das Dorf. Gerade umgekehrt: Eine Art Wärme umhüllte Dulnikker, obwohl ihm von seiner Flucht über die finstere Landstraße alle Glieder schmerzten. >Wenn das Dorf Beleuchtung hätte, wäre mir so etwas nie passiert<, dachte der Staatsmann. >Sobald ich heimkomme, schreibe ich Joskele Treibitsch eine Zeile, er soll ihnen Strom geben.<
    Dulnikker atmete tief auf und kletterte in den Hinterteil des Lastwagens.
    »Entschuldigen Sie, Ingenieur«, flüsterte ihm jemand ins Ohr, »es tut mir leid ...«
    Dulnikker vernahm das Geräusch eines undeutlichen Schlags auf seinen Schädel, und alles wirbelte ihm im Kopf durcheinander.

Geheimberater
    Dulnikker öffnete die Augen und entdeckte, daß er auf einem fremden Bett in einer kleinen, fensterlosen, kalten Kammer lag. Er bemerkte eine geschlossene Stahltür mit einem kleinen vergitterten Fenster ihm gegenüber und seinen verdrückten und mitgenommenen Koffer in einer Ecke des Raumes. Das Licht der Kerosinlampe tat seinen Augen weh, daher versuchte Dulnikker, den Kopf zu wenden, aber ein scharfer, schrecklicher Schmerz schoß ihm durch den Schädel.
    »Oj«, flüsterte der Staatsmann, »wo bin ich?«
    »Bei Freunden, Herr Ingenieur«, erwiderte Salman Hassidoff mit warmer, sanfter Stimme, während seine Frau den nassen Verband auf der Stirn des geschwächten Mannes wechselte.
    »Wie sind Sie hier hereingekommen ... Herr Hassidoff?« murmelte Dulnikker in seiner Benommenheit. »Ich erinnere mich, daß ich in den Lastwagen stieg . und es scheint so, meine Herren . daß irgend jemand .«
    »Ja, Herr Ingenieur, das war ich«, verkündete der Barbier. »Ich schwöre, ich hatte schon Angst, daß ich Sie zu fest getroffen hätte. Aber schließlich, woher soll ich in solchen Sachen Erfahrungen haben?«
    »Wa-a-as?« fragte der Staatsmann. Trotz seiner Schmerzen versuchte er sich aufzusetzen. Aber seine Wohltäter drückten ihn in die Kissen zurück.
    »Bewegen Sie sich nicht so viel, Herr Ingenieur«, beruhigte ihn Frau Hassidoff, »wir kümmern uns um alles.«
    »Ihre Gesundheit, Herr Ingenieur, ist uns sehr wichtig«, betonte der Barbier. »Ich schwöre, es war kein Vergnügen, Sie auf den Kopf zu hauen, Herr Ingenieur, weil ich voller Flecken von meinem Kampf mit Gurewitsch bin. Bitte schauen Sie, Herr Ingenieur!«
    Der Barbier krempelte seinen Ärmel hoch, um Dulnikker einen ansehnlichen schwarzblauen Fleck auf seinem Arm zu zeigen. Der Staatsmann starrte ihn fragend an, denn sein verwirrter Geist hatte die Bedeutung der jüngsten Entwicklungen noch nicht begriffen.
    »Daher weiß ich, wie weh so ein Schlag tut«, sagte Hassidoff nachdrücklich, als er die Decke auf den kalten Beinen des Staatsmannes zurechtrückte. »Also, warum ich Sie niedergeschlagen habe? Als mein Weib hörte, daß Sie wegfahren wollen, sagte sie zu mir, >Salman, laß den Herrn Ingenieur nicht gerade jetzt wegfahren, wo wir seine Hilfe brauchen!««
    Dulnikkers Blut stieg ihm schwindelerregend zu Kopf.
    »Sie wollen sagen, meine Herren, daß Sie mich ermordet und hierhergeschleppt haben, nur um mich zu zwingen, Ihnen Ratschläge für den Wahlkampf zu geben?«
    »Gewissermaßen ja«, stammelte der Barbier und senkte den Blick, »aber glauben Sie mir, Herr Dulnikker, ich schätze Ihre Gesellschaft auch als Mensch. Wir dachten, da Ihr Krankenwärter noch immer im Dienst des hinkenden Schuhflickers steht, würden wir es wirklich schätzen, Herr Ingenieur, wenn .«
    »Skandalös!« brüllte

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