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Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ephraim Kishon
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dasitze, während mich die infernalischen Huligane ruinieren, nur weil mein Sekretär zu schwach ist, um als Puffer zu handeln? Nein, mein Freund Zev, wenn du Angst hast, dann tritt beiseite. Aber ich bitte dich, versuche nicht, meinen Kampfgeist zu zerstören!«
    Der Sekretär erkannte, daß er nicht imstande war, den Vulkan zu löschen. Daher hielt er den Mund.
    »Aha! Jetzt also schweigen wir, meine Herren!« Die Wut des Staatsmannes erreichte ihren Gipfel. »Es zahlt sich für uns nicht aus, unser Verhältnis zu Shimshon Groidiss wegen eines langweiligen Alten wie Dulnikker zu ruinieren, wie? Aber ich, mein Freund Zev, werde nicht davor zurückschrecken, diesen internationalen Skandal vor einen Untersuchungsausschuß zu bringen! Ich weiß, was hinter all dem steckt! Shimshon Groidiss rächt sich an mir, weil meine Stimme ihn vor dreizehn Jahren davon abhielt, wegen des Nationalfonds nach Australien geschickt zu werden. Und andererseits ist die Frau von Shimshon Groidiss mit Dahlia Groß befreundet, und Dahlia war seinerzeit die Schwägerin dieser Giftschlange Zvi Grinstein, der mich wie die Pest haßt, weil seine Ernennung zum Stellvertretenden Generalpostmeister nicht gebilligt wurde und er glaubt, ich hätte statt ihn Shimshon Groidiss unterstützt.«
    Dulnikker, die Stirnadern zum Platzen angeschwollen, begann im Zimmer auf und ab zu rasen.
    »Zev«, schrie er, »ich bin nicht bereit, auch nur einen Tag länger auf Gula zu warten! Ich werde mich unverzüglich mit dem Tnuva-Chauffeur in Verbindung setzen. Der Preis spielt keine Rolle. Wir fahren noch heute abend!«
    »Pscht!« flüsterte der Sekretär und blickte in bleicher Furcht zur Wand der Schuhflickerwerkstatt. »Mein Schwiegervater wird Sie hören, Dulnikker!«
    »Soll er mich hören, das ist mir egal!« brüllte der Staatsmann. »Diesmal wird es dir nicht gelingen, mein Freund, meine Abreise aus diesem übelriechenden Loch zu verhindern! Heute abend fahren wir!«
    »Sch-sch-sch!« bat ihn sein treuer Gefolgsmann mit zischendem Geflüster. »Wenn Gurewitsch entdecken sollte, daß ich drauf und dran bin, mich aus dem Staub zu machen, wird er mich in den Hühnerstall einsperren, das verspreche ich Ihnen, Dulnikker.«
    »Das wäre fein«, meinte der Staatsmann. Aber dann erbarmte er sich des entsetzten jungen Mannes. »Keine Angst, Genossen!« fügte er hinzu. »Selbst ich muß diskret handeln, weil ich vermute, daß sich Malka Gott behüte etwas antut, wenn sie meine Absicht vermutet. So daß ich unseren Plan nur dem Chauffeur, dem ich vertraue, enthüllen werde.«
    Alles verlief planmäßig.
    Dulnikker lag angezogen auf seinem Bett, zu handeln bereit, während alle möglichen Gedanken über >diese Ratte< Groidiss in seinem Gehirn nagten. Er war nichts als Verlangen, über nichtverzeichnete Landstraßen in der stockdunklen Nacht dahinzurasen, bis die angestrengten Pferde erschöpft vor dem Hauptgebäude der Partei zusammenbrachen und er, Dulnikker, mit Gewalt hinaufstürmen, in Zvi Grinsteins Büro platzen und brüllen würde:
    »Was geht hier vor, Genossen?«
    Zum Glück wurde Mischa bei diesem Ausbruch nicht wach. Dulnikker hielt einige Augenblicke den Atem an und wartete, dann glitt er vorsichtig von seinem Bett herunter und begann im schwachen Mondlicht leise seine Sachen zu packen. Das Öffnen der Schranktür dauerte wegen ihrer knarrenden Angeln eine Ewigkeit wie die Schöpfung selbst. Der Staatsmann kniete sich neben seinen größten Koffer und quetschte nur die nötigsten Sachen hinein, weil er beschlossen hatte, den Großteil seines Gepäcks im Dorf zu lassen, um seine Flucht nicht zu gefährden. Er riß eine Seite aus seinem Notizbuch, in das er in den vergangenen Tagen seiner Depression einen Vortrag über den >Soziologischen Stand primitiver
    Bevölkerungsteile in unserem Land< zu schreiben begonnen hatte. Er kratzte mit einem Bleistift und unter großer Anstrengung seiner Augen:
    An
    Herrn und Frau Elifas Hermanowitsch
    Gasthof
    Kimmelquell
    Meine lieben Freunde! In den gestrigen späten Nachtstunden erhielt ich ein Telegramm mit dem Ersuchen, unverzüglich in mein Büro zurückzukehren, damit ich mich um eine bestimmte Angelegenheit von höchster Wichtigkeit kümmere. Es ist mir daher zu meinem großen Bedauern unmöglich, mich persönlich von Ihnen zu verabschieden. Ich möchte Ihnen beiden meinen tief empfundenen Dank für die angenehmen Ferien zum Ausdruck bringen, die ich in Ihrem Hotel im Dorf Kimmelquell genossen habe. Die Küche ist

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