Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Berge Sinai ein Mönch, der früher einmal ein erfolgreicher Friseur gewesen war ...
    Um Haaresbreite, niemals war das wörtlicher zu verstehen, kam Marokko zuerst ans Ziel. Dem Gnom in Taddeusz' Sessel fehlte noch die Beseitigung einiger Nackenhaare, als Schabbataj seine Kundschaft abbürstete. Danach drehte er sich zu mir und zeigte auf den leeren Sessel:
    »Bitte sehr.«
    Ich nahm all meine Kraft zusammen:
    »Danke«, sagte ich. »Ich warte auf Ihren Kollegen.«
    Auf dem Gesicht des ehemaligen Polen erschien ein glückseliges Lächeln. Schabbataj taumelte und hielt sich an seinem Sessel fest.
    »Aber warum ...«, flüsterte er mit ersterbender Stimme. »Ich bin doch fertig ... warum ...«
    In diesem Augenblick entließ Taddeusz seinen Gnom, staubte ihn ab und führte ihn hinaus. Wir waren allein.
    *
    Noch nie zuvor war mir so klar gewesen, daß der Mensch ein Spielball des Schicksals ist. Ich konnte mir durchaus vorstellen, daß es mit Mord und Totschlag enden könnte, ohne irgend jemandes Schuld, ganz wie in der griechischen Tragödie. Unerträgliche Spannung lag im Raum. Die Lippen des Neueinwanderers bewegten sich lautlos. Auch seine Nase bebte. Täte ich jetzt nur den kleinsten Schritt zu Schabbataj hin, kein Zweifel, Tad-deusz würde zusammenbrechen.
    Schabbataj richtete seine brennenden orientalischen Augen regungslos auf mich. Die Schere zitterte in seiner Hand.
    Grienspan hatte uns den Rücken zugedreht und zählte den Inhalt der Kasse, aber seine Gleichgültigkeit war nur gespielt. Plötzlich drehte er sich um und streifte mich mit einem waidwunden Blick, ehe er scheinbar wieder Geld zählte. Er fühlte tödlichen Neid gegen seinen siegreichen polnischen Gegner und wollte es nur nicht so deutlich zeigen.
    »Bitte«, sagte ich mit heiserer Stimme, »entscheiden Sie selbst.«
    Niemand rührte sich. Drei Augenpaare starrten mich an, und jedes von ihnen schien zu sagen: »Nimm mich ... mich mußt du nehmen ...«
    Vielleicht ließ sich ein Kompromiß finden, vielleicht könnten die drei mir abwechselnd die Haare schneiden, oder wir spielen Russisches Roulette, einer gewinnt, und die beiden anderen erschießen sich, wenn nur diese gräßliche, grauenhafte Stille nicht länger anhält...
    Rund 20 Minuten waren vergangen oder auch eine halbe Stunde. Taddeusz weinte.
    »Also«, flüsterte ich. »Könnt ihr euch nicht entscheiden?«
    »Uns ist es gleichgültig, Herr«, stieß Grienspan hervor. »Sie haben zu wählen ...«
    Und die drei Augenpaare starrten mich weiter an.
    Ich stellte mich vor den Spiegel und fuhr mit der Hand durch mein schlohweißes Haar. In dieser halben Stunde war ich um Jahre gealtert. Und eine Lösung war noch immer nicht in Sicht.
    Wortlos verließ ich den Laden. Ich habe ihn seither nicht wieder betreten. Ich lasse mein Haar wachsen, lang, länger, im Künstler-Look. Wäre es möglich, daß dieser Stil in einem Friseurladen mit drei neiderfüllten Friseuren geboren wurde?

    Viele Menschen behaupten, Erfolg sei nur eine Glückssache. So betrachtet, kann man auch auf des Nächsten Glück neidisch sein.

    zurück zum Inhaltsverzeichnis

PECHVOGEL STUCKS ODER EIN SUBVENTIONIERTES POKERSPIEL
    Hallo. Kann ich Herrn Horowitz sprechen?« »Am Apparat.«
    »Ist das Herr Horowitz, der Gouverneur der Natio-nal-Bank?«
    »Ja.«
    »Hier ist Stucks.«
    »Wer?«
    »Der Installateur Stucks. Herr Horowitz, ich bin in Schwierigkeiten.«
    »Wie bitte?«
    »Die Wirtschaftskrise bringt mich um, Herr Horowitz. Ich war immer ein ehrlicher Mann, fragen Sie die Leute, für die ich arbeite. Stucks ist ein Symbol der Zuverlässigkeit. Stucks ist ein Fels. Aber seit die Rezession begonnen hat, bin ich so nervös wegen der allgemeinen Lage, daß ich den Einsatz erhöht habe.«
    »Welchen Einsatz?«
    »Den von Wechsler. Wir spielen beinahe jeden Abend Poker, müssen Sie wissen. Gestern waren 400 Schekel in der Bank, ich hatte drei Könige und dachte mir: >Im Land herrschen Arbeitslosigkeit und Inflation, also warum sollte ich nicht den vierten König kaufen?< Im selben Augenblick sagt Wechsler: >Deine 400 und noch 600!< Was bleibt mir übrig, als die Anzahlung von Steiner & Co. zu nehmen, 2000 Schekel für die Leitungsrohre, schließlich habe ich drei Könige in der Hand .. .«
    »Warum erzählen Sie mir das alles, Herr Stucks?«
    »Es ist eine Sache des öffentlichen Interesses, Herr Horowitz. Sie werden gleich sehen. Ich setze also die 2000 Schekel, kaufe zwei Karten, der vierte König kommt nicht, und Wechsler hat

Weitere Kostenlose Bücher