Der Blaumilchkanal
Börse längst alles anders und der Kurs des Yen im Keller oder sonstwo sein, und alles ist vorbei. Auch die norwegische Krone war ja schließlich vorgestern völlig unerwartet abgewertet worden oder umgekehrt.
Ich rief bei der Nationalbank an und verlangte den Direktor.
»Ich möchte Yen kaufen«, sagte ich zu ihm, »alle machen geschwind ein kleines Vermögen, nur ich lungere hier herum wie der letzte Trottel.«
»Eröffnen Sie doch ein Sparkonto, mein Herr«, schlug der Bankier vor, »das ist auch keine schlechte Investition.«
»Ich möchte aber ein Sparbuch mit Yen.«
»Ich werde sehen, was ich tun kann. Rufen Sie mich morgen wieder an.«
Morgen? Die Börsenberichte sind voll mit einer Aufwertung der Mark. Unser Finanzminister hat bereits auf die enormen Vorzüge hingewiesen, die für unsere Währung aus der Abwertung des Schekels entstehen werden, die nicht zu erwarten ist.
»In Frankfurt wurden l 39. l 780 039 Dollar für eine Unze Gold bezahlt«, liest die Beste aus der Zeitung vor. »Wieviel ist eine Unze?«
»Ein Unze ist eineinhalb Kilo«, kläre ich sie auf.
Die langen Zahlen beunruhigen mich. Ich suche im Branchenverzeichnis die Nummer des Internationalen Währungsfonds, finde jedoch nur die Reinigung Wert-heimer. Die Lage spitzt sich zu. Die ganze Nacht kämpfe ich im Traum gegen die Inflation.
»Wo bist du?« schreie ich sie an. »Ich werde dich verprügeln, daß dir Hören und Sehen vergeht.«
Am Morgen ist die Beste weiß wie die Wand.
»Unsere Nachbarn sind eben mit einem riesigen Koffer aus der Stadt zurückgekommen«, fährt sie mich an. »Ich sage dir, Ephraim, Felix versteht das Geschäft, das sind vielleicht Yen.«
Sie behauptet, die Regierung habe Unmengen von Yen am Blumenexport verdient, verkaufe sie jedoch auf dem Schwarzmarkt, um die Spekulanten zu erwischen.
»Bis du deine müden Knochen bewegst«, spöttelt die beste Ehefrau von allen, »ist der Yen längst hinüber.«
Ich bahne mir einen Weg zum Schwarzmarkt. In einer dunklen Ecke finde ich einen unfreundlichen Kerl, der mir zuraunt: »Im Treppenhaus sitzt ein Buckliger. Sage ihm, daß Friedländer dich schickt.« Ich tue, wie befohlen, und verlange eine Unmenge von Yen in kleinen Scheinen von dem Buckligen. Unvermittelt stürzt sich der Bucklige in ein Zimmer, dessen Türe offenstand, sagt etwas auf Jiddisch, und heraus kommt eine alte Schachtel, die mich anbrüllt, ich solle gefälligst illegal Dollars kaufen wie alle anderen auch, ansonsten rufe sie die Polizei. Ich versichere ihr, morgen wieder anzurufen.
Als ich im Stadtzentrum ankomme, hat sich die Börse in Tokio bereits stabilisiert, und unser Blumenexport bricht mit ohrenbetäubendem Geräusch zusammen.
Ich betrete die nächste pleite gegangene Bank, beschaffe mir im Konkursverfahren günstige portugiesische Wertpapiere und warte, daß endlich eine ordentliche Währungskrise oder etwas Ähnliches eintritt. Unsere Nachbarn, die Spiegels, sind inzwischen reich. Felix weiß schließlich, wo der Hase im Pfeffer liegt. Der Mann ist vor 20 Jahren mit einem großen Vermögen angekommen, und heute hat der Glückspilz ein kleines Vermögen. Die Beste hat im Grunde genommen recht. Alle tun, was zu tun ist, nur ich nicht. Vermutlich benehme ich mich manchmal wie der letzte Trottel.
Der Leser schüttelt jetzt sicher zweifelnd den Kopf und sagt sich: »Na, so schlecht kann die finanzielle Lage von Herrn Kishon doch nicht sein.« Der Leser hat ganz recht. Und jetzt beschreibe ich, wie es zu meiner wirtschaftlichen Sicherheit kam.
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DER DORNENLOSE WEG ZUM WOHLSTAND
Es begann damit, daß ich von Weinreb einen Scheck über 16 Schekel bekam, ausgestellt auf die Zweigstelle der National-Bank. Ich fuhr hin und übergab den Scheck einem der Schalterbeamten.
Der Beamte warf einen Blick auf den Scheck, warf zugleich einen anderen, er schielte ein wenig, auf Wein-rebs Kontostand und sagte:
»In Ordnung. Sie bekommen das Geld an der Kasse.«
Ich ging zur Kasse.
»Tag«, sagte ich.
»Was wünschen Sie?« fragte der Kassierer.
»Das Geld«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
»Bitte sehr«, sagte der Kassierer, öffnete den Safe hinter sich und übergab mir Banknotenbündel für Banknotenbündel.
»Was soll das?« fragte ich.
»Ich folge Ihrer Anweisung. Bei bewaffneten Banküberfällen leisten wir keinen Widerstand.« Für das schallende Gelächter, in das ich daraufhin ausbrach, hatte er kein Verständnis.
»Ha, ha, ha«, äffte er mich nach.
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