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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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direkt im Getümmel der ausgenippten Minis. Da kam sogar noch die junge hübsche Frau Stuck mit meinem Buch herbeigeeilt, und mit einem hinreißenden Lächeln bat sie Frank Biela um eine persönliche Widmung.
    Schon ein recht blöder Sport, diese Autoraserei, muß ich gestehen. Ich gehe da bestimmt nicht mehr hin. Außer vielleicht nächstes Jahr als Nachwuchsgott.

    Nein, meine Herrschaften, ich habe es nicht vergessen. Absichtlich habe ich den ältesten und gefährlichsten Konkurrenten des Glaubens bis zum Ende aufgespart. Ich meine das verfluchte Geld, Satans Erfindung, es möge sich vermehren.
    Man sagt, daß sich alles nur ums Geld dreht. Wer weiß, aber immerhin hat auch der Papst eine eigene Bank, die Banco del Spirito Sancto. Ich habe zu Hause einen Scheck dieses Instituts aufgehoben und werde ihn bei meinem baldigen Ableben mit mir nehmen.
    Kein Zweifel, Geld bedeutet in jeder Situation Macht. William Shakespeare ist allerdings anderer Meinung, wenn er erklärt: »Es hilft dem Menschen weder Macht noch Geld, wenn er auf eine Marmortreppe fällt.« Dies behauptet der Dichter zwar nur in meinem Stück »Es war die Lerche«, aber ich stehe voll hinter ihm.
    Geld ist wichtig, es bedeutet jedoch nicht alles. Geld allein macht nicht glücklich. Man sollte unbedingt auch Wertpapiere, Schmuck und Edelsteine besitzen. Schließlich hat auch der Herr den Flüchtlingen aus Ägypten befohlen, nicht nur Geld, sondern »von ihren Nachbarn und Hausgenossen silbernes und goldenes Geschmeide« mitzunehmen.
    Wenn das so ist, warum sollte ich mich schämen, einige Groschen in einer sicheren ausländischen Währung anzulegen?
    Es ist doch nur Gottes Wille.

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AUFSTIEG UND FALL EINES GELBEN SPEKULANTEN
    Eines schönen Morgens sitze ich gemütlich in der Küche und genieße im Kreise meiner Lieben ahnungslos ein üppiges Frühstück, als plötzlich die beste Ehefrau von allen ihr Knäckebrot beiseite legt und ihren Blick über die unschuldigen Küchenmöbel schweifen laßt. Ich kenne diesen abweisenden Blick nur zu gut. Er schmückt das Antlitz der Besten immer dann, wenn ihrer Meinung nach alle genau das tun, was zu tun ist, um geschwind ein kleines Vermögen zu machen, während nur ich wieder einmal zu Hause herumlungere wie der letzte Trottel.
    »Alle wissen genau, Ephraim, was zu tun ist, um schnell ein kleines Vermögen zu machen«, sagt plötzlich die beste Ehefrau, »nur du lungerst wieder einmal zu Hause rum wie der letzte Trottel. Liest du denn keine Zeitungen?«
    »Täglich«, widerspreche ich. »Wie ich weiß, herrscht weltweit eine Währungskrise. Was kann ich denn dagegen tun?«
    »Beweg deine müden Knochen und kaufe Yen.«
    Sie sagte mir nichts Neues. Natürlich hatte auch ich in den letzten geldschwangeren Tagen bereits mit dieser Möglichkeit geliebäugelt, und seit ich im Fernsehen das trostlose Bild der geschlossenen Tokioter Börse gesehen hatte, war ich so richtig gelb vor Neid. Zwar stehe ich nach Abzug der Steuern eigentlich gar nicht so schlecht da, aber, ich gebe zu, die Beste hat schon recht. Würde ich jetzt 100 Millionen Yen kaufen, könnte ich innerhalb einer Zwei-Tages-Frist immerhin 18,5 Millionen Dollar kassieren. Netto, versteht sich. Fehlte nur noch das Kapital.
    Ich versuchte, mich bei der Besten mit meinem chronischen Mangel an Barem herauszureden. »Wer braucht schon Bargeld«, antwortete sie. »So etwas regelt man am Telefon. Man ruft den Agenten an und beauftragt ihn: >Wertheimer, kaufe für mich 50 Millionen Yen.<«
    »Na gut«, gab ich klein bei, »aber zu welchem Kurs soll er kaufen?«
    »Halte dich nicht mit Lappalien auf.«
    Der Haken an der Sache war, daß niemand so ganz genau wußte, was der Yen im Moment eigentlich wert war. Oder wie er aussah. Ich suchte Wertheimer im Telefonbuch, fand aber nur die Schnellreinigung. Also ging ich zu meiner Bank.
    »Guten Tag«, sagte ich zum Schalterbeamten. »Ich möchte Yen kaufen, ziemlich viele Yen.« »Sie verreisen?«
    »Ich spekuliere.«
    Das ist durchaus legal. Der kleine Spekulant kauft in der Bank Yen zu dem offiziellen Kurs, und wenn dieser dann steigt, verkauft er sie wieder und hat ein kleines Vermögen.
    Die Bank war wieder einmal unfähig.
    »Wir haben keine Yen«, gab der Direktor verschämt zu, »in der Zentrale stellen wir das Exemplar hinter Panzerglasscheiben aus. Wenn Sie wollen, kann ich mich erkundigen, ob es zu haben ist. Rufen Sie mich morgen wieder an.«
    Morgen? Morgen kann an der Tokioter

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