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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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antwortete ich. »Ja, Gloria. Ich kenne diese Sorte von Ehemännern.«
    »Siehst du.« Gloria triumphierte. »Und das alles macht mein Nathan nicht! Ich muß ihn zwingen, den Wagen zu waschen, ich muß ihm gut zureden, sich zu rasieren, sonst rennt er drei Tage lang mit Bartstoppeln im Gesicht herum. Damit will er mich täuschen, dieser raffinierte, niederträchtige, berechnende Lump.«
    Gloria brach in Tränen aus:
    »Ich liebe meinen Mann!« stieß sie hervor. »Was soll ich tun? Bitte sag mir, was ich tun soll!«
    »Du mußt ihn eifersüchtig machen, Gloria«, sagte ich. »Du mußt ihn betrügen.«
    »Das ist keine Lösung«, schluchzte Gloria. »Das tue ich doch seit 20 Jahren.«

    Da außerehelicher Geschlechtsverkehr besonders verpönt ist, sucht die Menschheit seit dem Verlassen des Paradieses nach Schlupflöchern in der biblischen Mauer. Die erfolgreichste Ausrede ist und bleibt die patriotische Unternehmung, dem Feind in geheimer Mission hochbrisante Informationen zu entlocken. Kein Wunder also, daß Männer, die Lust auf fremde Jagdgründe verspüren, nach einer neuen Mata Hari Ausschau halten, der sie für eine möglichst langfristige Operation zum Opfer fallen könnten. In den Kontaktanzeigen heißt es dann: »Staatsbeamter, Anfang Vierzig, im Besitz wichtiger Top-secrets, wünscht Bekanntschaft mit erfahrener Blondine aus dem Agentenfach. Spätere Erpressung nicht ausgeschlossen.«

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BEAMTENETHOS ODER DIE HERZOGIN VOM MITTELMEER
    Ziegler! Bitte kommen Sie einen Augenblick zu mir. Und machen Sie die Türe hinter sich zu, setzen Sie sich.«
    »Danke, Herr Schultheiß.«
    »Jetzt möchten Sie natürlich wissen, warum ich Sie hereingerufen habe.«
    »Jawohl, Herr Schultheiß.«
    »Im allgemeinen pflegen wir uns nicht in Dinge einzumischen, die außerhalb des Amtsgebäudes vor sich gehen. Trotzdem fühle ich mich als Leiter dieser Abteilung für mein Personal verantwortlich.«
    »Gewiß, Herr Schultheiß.«
    »Ich will ganz offen mit Ihnen reden, Ziegler. Es sind merkwürdige Gerüchte über Sie im Umlauf.«
    »Über mich?«
    »Und über die ausschweifenden Parties, an denen Sie teilnehmen. Immer am Wochenende.« »Ich?«
    »Ja, Sie. Ich rate Ihnen in Ihrem eigenen Interesse, alles zu gestehen.«
    »Herr Schultheiß, ich weiß wirklich nicht, was es da zu gestehen gibt. Ein paar junge Leute kommen in einer Wohnung zusammen, das ist alles.«
    »In einer Privatwohnung?«
    »In einer Privatwohnung. Natürlich sind auch Mädchen dabei.«
    »Es gibt Musik?«
    »Zum Tanzen. Wir tanzen zur Musik.«
    »Ich verstehe. Und die Kleidung, Ziegler?«
    »Ganz normal. Hosen, Hemden, Pullis.«
    »Ich meine, was die Callgirls tragen.«
    »Wer?«
    »Die Mädchen.«
    »Sie tragen Röcke.«
    »Miniröcke?«
    »Auch.«
    »Das wollte ich nur wissen. Erzählen Sie weiter.«
    »Wie ich schon sagte, Herr Schultheiß, wir lassen den Plattenspieler laufen, wir tanzen, wir unterhalten uns, was ist denn schon dabei? Jeder macht das.« »Möglich. Aber nicht jeder hat Einblick in vertrauliche Papiere und geheime Regierungsakten. Von hier zur Spionage ist nur ein kleiner Schritt. Oder wollen Sie vielleicht behaupten, Ziegler, daß Sie sich an alles erinnern, was Sie bei diesen Gelagen ausgeplaudert haben?«
    »Gar so viel wird bei uns nicht gesprochen, Herr Schultheiß.«
    »Wenig genügt. Wer an Orgien teilnimmt, ist erpreßbar. Was trinken Sie?«
    »Hier und da einen Wodka. Mit Tomatensaft.«
    »Ein Drittel zu zwei Dritteln?«
    »Ja.«
    »Dacht' ich's doch. Das nennt man >Bloody Mary<, mein Lieber. Wie Sie sehen, sind wir sehr genau informiert. Und jetzt habe ich eine kleine Überraschung für Sie. Hier, dieses Foto, ein Ausschnitt aus einer Zeitung, wurde gestern nacht in Ihrer Schreibtischschublade gefunden. Sie hatten es unter einem Bericht versteckt. Darf ich um eine Erklärung bitten?«
    »Das ... dieses Foto ... Herr Schultheiß, es zeigt eines der Mädchen aus unserem Kreis. Sie hat auf einer Strandkonkurrenz einen Schönheitspreis gewonnen. Wir nennen sie deshalb die Herzogin des Mittelmeers.«
    »Warum trägt sie einen Bikini?«
    »Das ist kein Bikini, Herr Schultheiß. Das ist eine Art Spray.«
    »Was heißt das?«
    »Der Bikini wurde über sie gesprüht. Es gibt solche Präparate.«
    »Und wovon werden ihre Brüste gehalten?«
    »Von gar nichts.«
    »Wollen Sie damit sagen, daß die Dame nackt ist?«
    »Bis auf das Spray.«
    »Also nackt. Ihrer Meinung nach sind nackte Damen ein geeigneter Umgang

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