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Der Blaumilchkanal

Der Blaumilchkanal

Titel: Der Blaumilchkanal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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für Regierungsbeamte.«
    »Nein, Herr Schultheiß.«
    »Und die geeignete Unterhaltung besteht in Striptease, Bauchtänzen, Gruppensex . ..«
    »Wieso Gruppen?«
    »Unterbrechen Sie mich nicht! Ich kann mir gut vorstellen, wie es bei euch zugeht. Zuerst werden diese nackten Callgirls verlost, dann verschwindet ihr paarweise in verdunkelte Zimmer, wälzt euch mit ihnen auf Futons oder Wasserbetten, in wilder Elkstase, und laßt euch dabei die wertvollsten Staatsgeheimnisse entlocken.«
    »Aber Herr Schultheiß . ..«
    »Ein wahres Sodom und Gomorrha, das ist es. Erst gestern habe ich mit meiner Frau darüber gesprochen. In Ihrem Alter, junger Mann, hat es für mich nichts dergleichen gegeben, nicht einmal im Traum. Wir haben an solche Perversitäten gar nicht gedacht. Wir haben uns durch keinen Gruppensex beschmutzt und erniedrigt. Wir haben keine nackten Mädchen unter uns verlost, um dann mit ihnen in dunkle Zimmer zu verschwinden und uns in wilder Ekstase auf Wasserbetten herumzuwälzen. Für uns, Ziegler, war die eheliche Moral noch ein ernstzunehmender Begriff. Ist sie blond?«
    »Wer?«
    »Die mit dem Spray. Die Herzogin vom Mittelmeer.«
    »Sie ist rothaarig, Herr Schultheiß.«
    »Aha. Wahrscheinlich grüne Augen?«
    »Ja.«
    »Das sind die Gefährlichsten.«
    »Kann ich jetzt das Foto zurückhaben?«
    »Es ist beschlagnahmt. Wir brauchen es für die Disziplinaruntersuchung, die gegen Sie eingeleitet wird.«
    »Disziplinar... um Himmels willen...« »Weinen Sie nicht. Es ist zwecklos.«
    »Herr Schultheiß, ich verspreche Ihnen, daß ich nie wieder zu einer Party gehen werde, nie wieder!«
    »Das ist keine Lösung, mein Junge. Ich bin gewohnt, den Dingen auf den Grund zu gehen. Und damit Sie es wissen, ich selbst habe die Untersuchung gegen Sie in die Hand genommen.«
    »Sie, Herr Schultheiß, persönlich?«
    »Jawohl. Solange ich diese Abteilung leite und das Vertrauen meiner Vorgesetzten genieße, trage ich die volle Verantwortung für alles. Ich werde Sie an diesem Wochenende begleiten.« »Aber wir, wir sind ja nur ein paar junge Leute ...«
    »Seien Sie unbesorgt, Ziegler. Ich bin sehr flexibel und kann mich anpassen. Ich werde tanzen, ich werde trinken, ich werde notfalls auch an der Verlosung der nackten Mädchen teilnehmen und mit einer von ihnen verschwinden, um in einem dunklen Zimmer in wilder Ekstase auf einem Wasserbett...«
    »Ich weiß, was Sie meinen. Herr Schultheiß.«
    »Um so besser. Dann ist ja alles klar. Und jetzt kein Wort, zu niemandem. Diese ganze Angelegenheit muß streng vertraulich behandelt werden. Geheime Dienstsache, verstanden? Soll ich eine Flasche mitbringen?«
    »Eine Flasche?«
    »Gut, dann bringe ich also zwei Flaschen Champagner mit. Außerdem kann ich sehr gut Witze erzählen. Wird sie da sein?«
    »Wer?«
    »Die Herzogin.«
    »Herr Schultheiß, ich bitte um meine Entlassung.«
    »Abgelehnt. Wir treffen uns morgen nach Büroschluß am Ausgang.«

    Die Dinge haben ihre Eigendynamik. Es ist nicht daran zu rütteln, daß sich in den letzten Jahren weltweit immer mehr Ehepaare für die Freiheit entscheiden. In den Großstädten sind es schon über 100 Prozent. Aber immer noch ist die Hochzeit das aufregendste, feierlichste und unvergeßlichste Ereignis für das glückliche Paar, die Familie und die Freunde. Alle, alle nehmen Anteil an dem großen Glück, in der Hoffnung, daß nur der Tod das Brautpaar scheidet. Oder zwei Anwälte.

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WER GUTE FREUNDE HAT, BRAUCHT KEINE FEINDE
    Als wir den Saal betraten, in dem Hans und Grete den heiligen Bund fürs Leben schließen wollten, waren wir tief gerührt. Wochenlang hatten wir uns den Kopf zerbrochen, was wir dem jungen Paar schenken sollten. Eine Vase zum Beispiel schenkt jeder. Nein, wir wollten etwas ganz Besonderes finden, etwas, an das sie sich ein Leben lang erinnerten. Wir sparten keine Zeit und keine Mühe, durchkämmten einschlägige Geschäfte, bis wir eine hübsche Vase fanden. Wir legten sie auf den Gabentisch und schrieben unseren Namen mit großen Buchstaben darauf und auf ein ziemlich großes Paket, das gleich daneben lag.
    Der Saal, einer der prächtigsten in der Stadt, war wundervoll geschmückt. Die Tische bogen sich unter den erlesensten Delikatessen, und ein vielköpfiges Orchester lieferte die musikalische Untermalung. Wir freuten uns von ganzem Herzen, daß unsere lieben Freunde in einer so herrlichen Atmosphäre heiraten würden. So etwas bleibt in ewiger Erinnerung und gibt

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