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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Blatt zu sein, das nicht an den Baum glaubt, an dem es hängt.«
    »Auf deprimierende Weise faszinierend ist diese stillschweigende Heuchelei – ich, der Bürger, kaufe so lange große Spritschleudern, die Bäume umbringen, und Eintrittskarten für den Exorzisten , bis der Staat das per Gesetz verbietet, aber wenn der Staat dann dieses Gesetz verabschiedet, stänkere ich gegen Big Brother und will mir den Staat vom Hals schaffen.«
    »Wofür die Mogelraten und der Prozentsatz an Berufungen nach Revisionen gute Beispiele sind.«
    »Genauer gesagt, will ich ein Gesetz, das Ihnen , aber nicht mir verbietet, eine Spritschleuder zu fahren und The Wild Bunch zu sehen.«
    »›Heiliger Sankt Florian, verschon mein Haus, zünd andre an‹.«
    »Eine Frau wird drüben am Fluss abgestochen, in allen Häusern vom Block hört man ihre Hilferufe, aber keiner setzt auch nur einen Fuß vor die Tür.«
    »Bloß nicht einmischen.«
    »Was ist aus den Leuten bloß geworden?«
    »Die Leute fluchen über die Tabakkonzerne, während sie rauchen.«
    »Es ist aber nicht fair, jede Kritik an der Rolle von Unternehmen bei diesem Verfall des Bürgersinns als reflexhafte Verteufelung der Konzerne zu denunzieren. Das Konzernprogramm einer Profitmaximierung durch die Schaffung einer Nachfrage, die man möglichst rigide gestaltet, kann als Katalysator bei dem Syndrom fungieren, das Mr Glendenning schildern will, ohne einen Teufel an die Wand zu malen, der die Weltherrschaft an sich reißen will oder so.«
    »Ich glaube, hier nimmt mir Nichols wieder das Wort aus dem Munde.«
    »Ich glaube, er will was sagen.«
    »Meiner Meinung nach geht das nämlich über Politik und Bürgersinn hinaus.«
    »Ich leihe Ihnen durchaus ein Ohr, Stuart.«
    »Nicht mal ein Baum, sondern eher Blätter auf dem Boden, vom Wind hin und her geweht, und jedes Mal, wenn eine Bö ins Laub fährt, sagt der Bürger ›Es ist meine Wahl, so zu verwehen; es ist meine Entscheidung‹.«
    »Wobei der Wind Nichols’ Konzerndrohung ist.«
    »Das ist fast schon eher eine Frage der Metaphysik.«
    »Jippieh.«
    »Juppheidi.«
    »Sagen wir’s doch mal so: Wir stecken jetzt wirtschaftlich und gesellschaftlich in einer Übergangsphase zwischen dem Zeitalter einer industriellen Demokratie und einer Phase, die danach kommt, und bei der industriellen Demokratie ging es um die Produktion, die Wirtschaft war abhängig von permanentem Produktionswachstum, und die große Spannung der Demokratie bestand zwischen der Industrie, die auf eine produktionsfreundliche Politik angewiesen war, und dem Bedürfnis der Bürger, Nutzen aus der Produktion zu ziehen, gleichzeitig aber ihre Grundrechte und Interessen vor dem einfältigen Produktions- und Profitimperativ der Industrie geschützt zu sehen.«
    »Ich versteh nicht ganz, wo da die Metaphysik ins Spiel kommt, Nichols.«
    » Metaphysik ist vielleicht das falsche Wort. Vielleicht ist es eine existenzielle Frage. Ich meine die tief sitzende Angst des einzelnen amerikanischen Bürgers, dieselbe Urangst, die Sie und ich haben, die überhaupt jeder hat, nur dass da nie jemand drüber spricht außer Existenzialisten in verschwurbelter französischer Prosa. Oder Pascal. Unsere Kleinheit, unsere Bedeutungslosigkeit und Sterblichkeit, Ihre und meine, die Sache, die wir die ganze Zeit so verbissen nicht wahrhaben wollen, dass wir nämlich winzig und der Gnade starker Kräfte ausgeliefert sind und dass ständig die Zeit vergeht und dass wir mit jedem Tag einen weiteren Tag verlieren, der nie mehr zurückkommt, und dass unsere Kindheit vorbei ist und unsere Jugend und der Elan der Jugend und bald auch unser Erwachsenenalter und dass alles, was wir die ganze Zeit um uns herum sehen, verfällt und dahingeht, alles geht dahin, und wir auch, und ich auch, und wenn ich bedenke, wie schnell die ersten zweiundvierzig Jahre vorbeigerast sind, dauert es nicht mehr lange, bis auch ich dahingehe, wer hat sich das eigentlich ausgedacht, dass es eine wahrhaftigere Wendung dafür gibt als ›sterben‹, ›dahingehen‹, allein von dem Klang fühl ich mich, wie ich mich im Winter fühle, wenn an einem Sonntag die Sonne unter–«
    »Weiß jemand, wie spät es ist? Wie lange sind wir hier schon drin, drei Stunden?«
    »Und nicht nur das, sondern auch, dass jeder, der mich kennt oder auch nur weiß, dass ich existiere, sterben wird, und dann werden auch alle die sterben, die diese Leute gekannt und allenfalls mal von mir gehört haben, usw., und die Grabsteine und Monumente,

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