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Der bleiche König: Roman (German Edition)

Der bleiche König: Roman (German Edition)

Titel: Der bleiche König: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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für deren Bau wir so viel Geld ausgeben, damit man sich an uns erinnert, werden wie lange – hundert Jahre? zweihundert? – halten und dann zerbröckeln, und das Gras und die Insekten, die sich von meiner Verwesung ernährt haben, werden sterben und ihre Nachkommen auch, oder wenn ich mich verbrennen lasse, werden die Bäume, die sich von meiner vom Winde verwehten Asche ernährt haben, absterben oder gefällt und jedenfalls verrotten, und meine Urne wird verrotten, und nach nicht mal drei oder vier Generationen wird es sein, als hätte es mich nie gegeben, nicht nur werde ich dahingegangen sein, sondern es wird eher so sein, als wäre ich nie hier gewesen, und 2104 oder so wird niemand mehr an Stuart A. Nichols junior denken, so wie Sie und ich nie an John T. Smith, 1790–1864, aus Livingston, Virginia, oder sonst wen denken. Dass alles verbrennt, langsam verbrennt, und dass uns alle nicht mal eine Million Atemzüge von einer Vergessenheit trennt, die weit umfassender ist, als wir uns jemals auch nur versuchsweise ausmalen könnten, und wahrscheinlich rührt die manische Besessenheit der USA , zu produzieren und zu produzieren und zu produzieren, sich der Welt einzuprägen, etwas zu hinterlassen, Dinge zu gestalten, nur daher, dass wir uns davon ablenken wollen, wie klein, absolut unbedeutend und kurzlebig wir sind.«
    »Gibt’s sonst noch was Neues? Blitzmeldung: Wir werden sterben.«
    »Was glauben Sie wohl, warum die Leute Versicherungen abschließen?«
    »Lasst ihn ausreden.«
    »Jetzt ist es deprimierend und nicht mehr bloß langweilig.«
    »Der postindustrielle Kapitalist hat mit dem Tod des Bürgersinns zu tun. Aber dasselbe gilt für die Angst vor der Bedeutungslosigkeit und dem Tod und dass alles brennt.«
    »Im Grunde wittere ich hier Rousseau, genauso wie Sie vorher über de Tocqueville gesprochen haben.«
    »Wie gewöhnlich ist DeWitt mir ein paar Schritte voraus. Wahrscheinlich hat das alles seinen Anfang bei Rousseau, der Magna Charta und der Französischen Revolution. Diese Hervorhebung des Menschen als Individuum und der Rechte und Ansprüche des Einzelnen statt der Verantwortung des Einzelnen. Aber Konzerne und Marketing und PR und die Schaffung von Kaufanreizen und Bedürfnissen, um die ganze manische Produktion zu konsumieren, so wie die moderne Werbung und das Marketing den Einzelnen verführen, indem sie all den kleinen Wahnvorstellungen schmeicheln, mit denen wir das Grauen der persönlichen Bedeutungslosigkeit und Vergänglichkeit in Schach halten und die Illusion ermöglichen, der Einzelne sei der Mittelpunkt des Universums, das Allerwichtigste der Welt – ich meine das einzelne Individuum, den kleinen Mann, der fernsieht oder Radio hört oder in einem Hochglanzmagazin blättert oder eine Plakatwerbung betrachtet oder auf sonst eine der Millionen Weisen täglich mit der großen Lüge von Burson-Marsteller oder Saatchi & Saatchi in Kontakt kommt, dass er der Baum ist, dass er in erster Linie seinem eigenen Glück verantwortlich ist, dass alle anderen nur die große graue abstrakte Masse bilden, von der sich sein Leben um jeden Preis unterscheiden muss, wenn er ein Individuum und glücklich sein will.«
    »Sein eigenes Ding durchziehen.«
    »Jedem Tierchen sein Pläsierchen.«
    »Streif die Bande der Autorität und der Konformität ab, der autoritären Konformität.«
    »Ich fürchte, ich muss ziemlich dringend auf den Pott.«
    »Das sind dann aber eher die Sechziger als die Französische Revolution, Mann.«
    »Wenn ich DeWitts Stoßrichtung aber richtig verstehe, lag der Dreh- und Angelpunkt doch in den Sechzigern, als die Rebellion gegen den Konformismus in Mode kam, eine Pose, eine Art und Weise, cool auf andere Angehörige der eigenen Generation zu wirken, die man beeindrucken und von denen man akzeptiert werden wollte.«
    »Vom Flachlegen ganz zu schweigen.«
    »Denn in dem Augenblick, wo es nicht mehr einfach nur eine Haltung ist, sondern noch dazu eine Mode, können sich die Konzerne und ihre Werbeagenturen einschalten, sie verstärken und mit ihr die Leute verführen, die Produkte zu kaufen, die das Unternehmen gerade herstellt.«
    »Der Präzedenzfall war 7 Up mit seiner Sgt.-Pepper -Psychedelik und Kids mit Koteletten, die von der ›Uncola‹ sprachen.«
    »Moment mal. In vielerlei Hinsicht opponierte die Rebellion der Sechziger doch gerade gegen die Unternehmen und den militärisch-industriellen Komplex.«
    »Den Mann im grauen Flanell.«
    »Was ist grauer Flanell eigentlich?

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