Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus
Klassifikation schwierig darzustellen? Natürlich ist es schwierig, die genaue Identität von Vorfahren festzustellen, und es gibt Gründe, es nicht einmal zu versuchen. Doch Erklärungen abzugeben, die andere dazu ermutigen, daraus den Schluß zu ziehen, daß es niemals irgendwelche Ahnen gegeben hat, heißt, die Sprache zu korrumpieren und die Wahrheit zu verraten.«
Jetzt gehe ich besser hinaus und grabe meinen Garten um oder tue sonst was Sinnvolles.
Kapitel 11 Rivalen ohne Zukunft
Kein seriöser Biologe bezweifelt die Evolution, ebensowenig bezweifelt er, daß alle Lebewesen miteinander verwandt sind. Einige Biologen haben jedoch Zweifel an Darwins spezieller Theorie darüber, wie die Evolution vor sich ging. Manchmal ist das einfach ein Streit um Worte. Die Theorie der unterbrochenen Evolution etwa könnte als antidarwinistisch gelten. Wie ich in Kapitel 9 gezeigt habe, ist sie jedoch in Wirklichkeit eine geringfügige Variation des Darwinismus und gehört nicht in ein Kapitel über rivalisierende Theorien. Aber es gibt andere Theorien, die ganz definitiv keine Versionen des Darwinismus sind, Theorien, die unmittelbar gegen den eigentlichen Geist des Darwinismus verstoßen. Solche rivalisierenden Theorien sind das Thema dieses Kapitels. Zu ihnen gehören mehrere Versionen des sogenannten Lamarckismus, aber auch andere Ansichten wie »Neutralismus«, »Mutationismus« und Kreationismus, die von Zeit zu Zeit als Alternativen zur Darwinschen Selektion vorgebracht werden.
Als Kriterium für rivalisierende Theorien bietet sich die Untersuchung des Beweismaterials an. Theorien wie der Lamarckismus z. B. werden allgemein abgelehnt - und zu Recht -, weil niemals handfestes Beweismaterial für sie gefunden worden ist (obwohl es nicht an energischen Versuchen gefehlt hat; es gab sogar einige Eiferer, die Beweise fälschen wollten). In diesem Kapitel werde ich einen anderen Weg gehen, weil bereits so viele andere Autoren die Beweise untersucht und zugunsten des Darwinismus entschieden haben. Statt die Beweise für und gegen rivalisierende Theorien zu untersuchen, werde ich mehr vom grünen Tisch ausgehen. Mein Argument wird sein, daß der Darwinismus die einzige bekannte Theorie ist, die im Prinzip gewisse Aspekte des Lebens erklären kann. Wenn ich recht habe, bedeutet das, daß es - selbst wenn es keine tatsächlichen Beweise zugunsten der Darwinschen Theorie gäbe (aber es gibt sie natürlich) - immer noch gerechtfertigt wäre, ihr vor allen rivalisierenden Theorien den Vorzug zu geben.
Ein Weg, diesen Punkt zu dramatisieren, besteht darin, eine Voraussage zu machen. Ich sage voraus: Wenn jemals in einem anderen Teil des Universums eine Form von Leben entdeckt werden sollte, wird sich zeigen, daß, so exotisch und sonderbar fremd jene Lebensform im einzelnen auch sein mag, sie dem Leben auf der Erde in einem Schlüsselaspekt ähnelt: sie wird sich durch irgendeine Art Darwinscher natürlicher Selektion entwickelt haben. Leider werden wir diese Vorhersage aller Wahrscheinlichkeit nach zu unserer Lebenszeit nicht überprüfen können, aber es bleibt trotzdem eine Methode, eine wichtige Wahrheit über das Leben auf unserem Planeten hervorzuheben. Die Darwinsche Theorie kann im Prinzip Leben erklären. Keine andere Theorie, die je vorgeschlagen worden ist, kann im Prinzip dasselbe. Ich werde das demonstrieren, indem ich alle bekannten rivalisierenden Theorien erörtere, nicht die Evidenz für oder gegen sie, sondern ihre prinzipielle Eignung zur Erklärung des Lebens.
Erstens muß ich spezifizieren, was es bedeutet, Leben zu »erklären«. Natürlich gibt es viele Merkmale lebender Dinge, die wir aufzählen könnten, und einige von ihnen könnten durch andere Theorien ebenfalls erklärbar sein. Viele Fakten über die Verbreitung von Proteinmolekülen könnten, wie wir gesehen haben, durch neutrale genetische Mutation statt durch Darwinsche Auslese bedingt sein. Es gibt jedoch ein spezielles Merkmal lebendiger Dinge, das ich herausgreifen möchte, weil es nur durch die Darwinsche Auslese erklärt werden kann. Dieses Merkmal ist das in diesem Buch immer wieder auftretende Thema: die adaptive Komplexität. Lebende Organismen sind gut dafür gerüstet, in ihren Umwelten zu überleben und sich zu reproduzieren, und zwar auf zu zahlreiche und statistisch gesehen zu unwahrscheinliche Weisen, als daß sie mit einem einzigen zufälligen Schlag entstanden sein könnten. Paley folgend, habe ich das Beispiel des Auges
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