Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus

Titel: Der Blinde Uhrmacher - Ein neues Plädoyer für den Darwinismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich, daß wir unsere Meinung darüber, wem die Wolke nun eigentlich am ähnlichsten sieht, noch einige Male ändern.
    HAMLET: D o you see yonder cloud that’s almost in shape of a camel?
    Polonius: By the mass, and ‘tis like a camel, indeed.
    HAMLET: Methinks it is like a weasel.
    POLONIUS: It is backed like a weasel.
    Hamlet: Or like a whale?
    Polonius: Very like a whale.
    Hamlet: Seht Ihr die Wolke dort, beinah’ in Gestalt eines Kamels?
    Polonius: Beim Himmel, sie sieht auch wirklich aus wie ein Kamel.
    Hamlet: Mich dünkt, sie sieht aus wie ein Wiesel.
    Polonius: Sie hat einen Rücken wie ein Wiesel.
    Hamlet: Oder wie ein Walfisch?
    Polonius: Ganz wie ein Walfisch.
    Der Satz, den der Autor für sein Beispiel herausgreift, hat im englischen Original 28 Anschläge, in der deutschen Übersetzung jedoch 39. Um Experiment und Berechnungen nicht zu verfälschen, wird daher auch in der deutschen Ausgabe das englische original zugrunde gelegt. Anm. d. Übers.
    Ich bin mir nicht sicher, wer als erster behauptet hat, daß ein Affe, der willkürlich auf einer Schreibmaschine herumklappert, alle Werke Shakespeares hervorbringen könnte, wenn man ihm nur genügend Zeit ließe. Der entscheidende Satz hier ist natürlich: wenn man ihm nur genügend Zeit ließe. Engen wir die Aufgabe, die unser Affe zu bewältigen hat,etwasein.
    Nehmen wir an, er habe nicht die gesamten Werke Shakespeares hervorzubringen, sondern nur den kurzen Satz: »Mich dünkt, sie sieht aus wie ein Wiesel«, und erleichtern wir ihm die Dinge noch etwas, indem wir ihm keine gewöhnliche Schreibmaschine geben, sondern eine, deren Tastatur nur die 26 Großbuchstaben und eine Leertaste enthält. Wie lange wird er brauchen, um diesen einen kleinen Satz zu schreiben?
    Der Satz besteht aus 28 Anschlägen. Nehmen wir also an, der Affe nähme eine Reihe getrennter »Anläufe«, von denen jeder aus 28 Schlägen auf die Tastatur bestünde. Tippt er den Satz richtig, so ist das Experiment damit beendet. Wenn nicht, erlauben wir ihm einen weiteren »Versuch« mit 28 Anschlägen. Ich kenne keine Affen, aber glücklicherweise ist meine kleine elf Monate alte Tochter eine erprobte »dem Zufall gehorchende Maschine«; sie schlüpfte, wie sich zeigte, nur zu gern in die Rolle des Schreibmaschine schreibenden Affen. Was sie auf dem Computer tippte, war folgendes:
     
    UMMK JK CDZZ F ZD DSDSKSM
    SSS FMCV PU I DDRGLKDXRRDO RDTE QDWFDVIOY UDSKZWDCCVYT H CHVY NMGNBAYTDFCCVD D RCDFYYYRM N DFSKD LD K WDWK JJKAUIZMZI UXDKIDISFUMDKUDXI
     
    Sie hatte aber auch noch andere wichtige Dinge vor, so daß ich den Computer so programmieren mußte, daß er ein willkürlich herumtippendes Baby oder einen ebensolchen Affen simulierte:
     
    WDLDMNLTDTJBKWIRZREZIMQCO P
    YVMOQKZPGJXWVHGLAWFVCHQYOPY MWR SWINUXMLCDLEUBXTOHNZVJQF FU OVAODVYKDGXDEKYVMOGGS VT HZQZDSFZIHIVPHZPETPWVOVPMZGF GEWRGZRPBCTPGQMCKHFDBGW ZCCF
     
    Und so weiter und so weiter. Es ist nicht schwer auszurechnen, wie lange wir warten müssen, bis der willkürlich arbeitende Computer (oder Baby oder Affe) den Satz M ethinks it is like a WEASEL richtig tippt. Stellen wir uns die Gesamtzahl möglicher Sätze von der richtigen Länge vor, die der Affe oder das Baby oder der Geratewohl-Computer schreiben könnte. Es ist eine Rechnung der Art, wie wir sie für das Hämoglobin durchexerziert haben, und das Resultat ist ähnlich riesig. In der ersten Position haben wir 27 mögliche Buchstaben (wobei wir »Zwischenräume« als Buchstaben zählen). Die Wahrscheinlichkeit, daß der Affe den ersten Buchstaben - M - richtig trifft, ist daher 1 aus 27. Die Wahrscheinlichkeit, daß er die ersten beiden Buchstaben - ME - trifft, entspricht der Wahrscheinlichkeit, daß er den zweiten Buchstaben - E - richtig tippt (1 aus 27), vorausgesetzt, er hat auch den ersten - M - richtig, d.
    h. sie ist 1 / 27 x 1 / 27 oder 1 / 729 . Die Wahrscheinlichkeit, daß er das erste Wort - Methinks - richtig trifft, beträgt 1 / 27 für jeden der acht Buchstaben, also ( 1 / 27 ) x ( 1 / 27 ) x ( 1 / 27 )... usw. 8mal oder ( 1 / 27 ) zur 8. Potenz erhoben. Die Wahrscheinlichkeit, den ganzen aus 28 Zeichen bestehenden Satz richtig zu treffen, beträgt ( 1 / 27 ) hoch 28., d. h. ( 1 / 27 ) 28mal mit sich selbst multipliziert. Das ist eine winzige Chance, etwa 1 zu 10 40 . Drücken wir es sehr vorsichtig aus: Der Satz, den wir erhalten wollen, würde lange Zeit auf sich warten lassen, ganz zu schweigen von dem gesamten Shakespeareschen Werk.
    Soviel zur

Weitere Kostenlose Bücher