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Der Blinde von Sevilla

Der Blinde von Sevilla

Titel: Der Blinde von Sevilla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Wilson
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Bett. Sie sah einen Mann, beherrscht und verschlossen, der nichts von sich preisgab. Vielleicht aufgrund seines Berufes, auch wenn sie das eigentlich nicht glaubte. Auf jeden Fall war er kein gebürtiger Sevillano.
    »Vorhin sagten Sie, dass Sie und Ihr Mann wenig Geheimnisse voreinander hatten, Doña Consuelo.«
    »Setzen wir uns doch«, schlug sie vor und wies mit der Zigarette auf den Schreibtischstuhl ihres Mannes, während sie sich selbst einen der Gästestühle heranzog. Sie nahm rasch Platz, stützte sich auf eine der Lehnen und schlug die Beine übereinander, sodass der mit Spitzen besetzte Saum an ihrer Wade hochrutschte.
    »Sind Sie verheiratet, Inspector Jefe?«
    »Dies ist eine Untersuchung der Ermordung Ihres Mannes«, sagte er ausdruckslos.
    »Es ist trotzdem relevant.«
    »Ich war verheiratet.«
    Sie nahm einen Zug aus ihrer Zigarette.
    »Das mussten Sie mir nicht sagen«, erwiderte sie. »Sie hätten es bei einem schlichten Ja belassen können.«
    »Wir sollten diese Spielchen lassen«, sagte er. »Jede Stunde, die verstreicht, ist eine Stunde weiter weg vom Tod Ihres Mannes. Und diese Stunden sind wichtig. Sie zählen mehr als die Stunden in drei oder vier Tagen zum Beispiel.«
    »Sie haben sich von Ihrer Frau getrennt?«, fragte sie.
    »Doña Consuelo …«
    »Ich mache schnell«, sagte sie und fächerte mit einer Hand den Rauch zwischen ihnen weg.
    »Wir leben getrennt.«
    »Seit wann?«
    »Seit 18 Monaten.«
    »Wie haben Sie sie kennen gelernt?«
    »Sie ist Staatsanwältin. Ich habe sie im Palacio de Justicia getroffen.«
    »Also eine Verbindung zwischen zwei Wahrheitssuchenden«, sagte sie, und Falcón versuchte, einen ironischen Unterton herauszuhören.
    »So kommen wir nicht weiter, Doña Consuelo.«
    »Ich finde schon.«
    »Vielleicht kann ich Ihre Neugier befriedigen, aber …«
    »Es ist mehr als Neugier.«
    »Sie kehren das übliche Verfahren um. Ich muss etwas über Sie herausfinden.«
    »Um festzustellen, ob ich meinen Mann ermordet habe«, sagte sie. »Oder ihn habe ermorden lassen.«
    Schweigen.
    »Sehen Sie, Inspector Jefe, Sie werden alles über uns erfahren, Sie werden in unserem Leben herumwühlen. Sie werden die Geschäftsangelegenheiten meines Mannes durchleuchten, in seinem Privatleben herumschnüffeln, seine kleinen Hässlichkeiten entdecken – seine Pornos, seine billigen Nutten, seine billigen … billigen Zigaretten.«
    Sie beugte sich vor, griff die Packung Celtas und warf sie über den Schreibtisch, sodass sie in Falcóns Schoß rutschten.
    »Und Sie werden mich nicht in Ruhe lassen. Ich werde Ihre Hauptverdächtige sein. Sie haben es ja gesehen«, sagte sie und wies auf den Fernseher in ihrem Rücken.
    »Calle Río de la Plata?«
    »Genau. Mein Liebhaber, Inspector Jefe. Sie werden garantiert auch mit ihm reden.«
    »Sein Name?«, fragte er und zückte Stift und Notizblock, weil sie endlich und erstmals zur Sache kamen.
    »Er ist der dritte Sohn des Marqués de Palmera. Sein Name ist Basilio Tomás Lucena.«
    Hatte er einen stolzen Unterton gehört? Er notierte es.
    »Wie alt ist er?«
    »36, Inspector Jefe«, sagte sie. »Sie haben mit Ihren Fragen angefangen, bevor ich mit meinen fertig war.«
    »Und endlich machen wir Fortschritte.«
    »Hat sie einen anderen getroffen?«
    »Wer?«
    »Die Staatsanwältin.«
    »Dies ist keine …«
    »Hat sie?«
    »Nein.«
    »Das ist hart«, meinte sie. »Ich glaube, das ist noch härter.«
    »Was?«, fragte er und ärgerte sich über sich selbst, weil er ihren Köder geschluckt hatte.
    »Verlassen zu werden, weil sie lieber allein sein wollte.«
    Das traf ihn wie der Stich einer glühend heißen Nadel. Langsam hob er den Kopf.
    Señora Jiménez sah sich in dem Zimmer um, als wäre sie zum ersten Mal hier.
    »Wussten Sie, dass Ihr Mann Viagra genommen hat?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Wusste sein Arzt es auch?«
    »Ich glaube schon.«
    »Sie müssen doch die Risiken für einen Mann über 70 gekannt haben.«
    »Er war kräftig wie ein Stier.«
    »Er hatte stark abgenommen.«
    »Auf Anweisung des Arztes. Cholesterin.«
    »Er muss sehr diszipliniert gewesen sein.«
    »Ich war diszipliniert für ihn, Inspector Jefe.«
    »Ich hätte gedacht, als Restaurantbesitzer mit all den stets verfügbaren Leckereien …«
    »Ich engagiere und führe das Personal in sämtlichen Restaurants«, sagte sie. »Jedem, der ihm auch nur einen Krümel gegeben hat, drohte die Kündigung.«
    »Haben Sie viele Mitarbeiter verloren?«
    »Es sind Sevillanos, Inspector

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