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Der blonde Vampir

Der blonde Vampir

Titel: Der blonde Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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wird ein paar Probleme geben. Mein Gegner ist nämlich ziemlich gewitzt. Es wird nicht einfach sein, ihn davon zu überzeugen, daß ich sterben werde. Er wird sich seiner Sache sicher sein wollen. Und das darf natürlich nicht auf meine Kosten gehen.«
»Es muß eine Möglichkeit geben. Es gibt immer eine, wenn man lange genug sucht.«
»Wie würdest du die Sache in deiner Geschichte zu Ende bringen?«
»Über die Einzelheiten habe ich noch nicht nachgedacht.«
»Aber die Einzelheiten sind im Moment ungeheuer wichtig für mich.«
»Tut mir leid. So habe ich es nicht gemeint.«
»Schon in Ordnung.« Ich höre, daß seine Eltern in einem der Nebenzimmer fernsehen. Aber sie schauen nicht aufmerksam zu, sondern reden über die Gesundheit ihres Sohnes. Die Mutter ist gramgebeugt, das erkenne ich deutlich.
Seymour sieht mich durch seine dicken Brillengläser an. Er weiß, woran ich gedacht habe.
»Für meine Mutter ist es am schlimmsten«, sagt er.
»Der Aids-Virus ist nicht neu. Eine Form davon, die dem heutigen Virus sehr ähnlich ist, gibt es schon lange. Ich habe gesehen, wie dieser Virus gewütet hat. Das alte Rom war davon betroffen in den Zeiten seines Verfalls. Viele Menschen starben. Ganze Dörfer fielen ihm zum Opfer. Und genauso wurde ihm schließlich Einhalt geboten. Die Sterblichkeitsrate in manchen Gebieten war so hoch, daß der Virus einfach keine neuen Opfer mehr fand.«
»Das hört sich interessant an. Aber es steht nichts davon in den Geschichtsbüchern.«
»Glaub nicht zu sehr an das, was in den Büchern steht. Geschichte ist etwas, das man erleben muß – und sich nicht erlesen kann. Sieh mich an, ich bin personifizierte Geschichte.« Ich seufze. »Ich könnte dir wirklich einiges erzählen.«
»Dann los!«
Ich gähne, etwas, das ich sonst nie tue. Die Sache mit Ray hat mich mehr erschöpft, als ich dachte. »Dazu ist jetzt keine Zeit.«
»Erzähl mir, wie du es damals geschafft hast, diese Aids-Epidemie zu überleben.«
»Mein Blut ist ungewöhnlich kräftig. Nichts kann meinem Immunsystem etwas anhaben. Ich bin nicht nur hergekommen, um deine Hilfe zu erbitten. Ich bin auch hier, um dir zu helfen. Ich bin bereit, dir mein Blut zu geben. Nicht genug davon, um einen Vampir aus dir zu machen, aber doch so viel, daß der Virus in deinem Körper zerstört wird.«
Er ist verwirrt. »Und das funktioniert?«
»Ich weiß nicht. Ich habe es nie zuvor versucht.«
»Kann es auch gefährlich für mich werden?«
»Sicher. Es kann dich sogar töten.«
Er zögert nur einen Moment. »Was also muß ich tun?«
»Komm und setz dich zu mir aufs Bett.« Er tut, was ich verlange. »Gib mir deinen Arm und schließ die Augen. Ich werde jetzt eine deiner Venen öffnen. Mach dir keine Sorgen, ich habe eine Menge Übung darin.«
»Das kann ich mir vorstellen.« Er legt seinen Arm in meinen Schoß, aber er schließt nicht die Augen.
»Was ist los?« frage ich. »Hast du Angst, daß ich etwas anderes mit dir anstelle, als ich sage?«
»Ich wünschte, das würdest du. Schließlich sitzt nicht jeden Tag das schönste Mädchen der ganzen Schule neben mir auf dem Bett.« Er räuspert sich. »Ich weiß, daß du nicht viel Zeit hast, aber ich möchte dir etwas sagen, bevor wir beginnen.«
»Und was ist das?«
»Ich danke dir, daß du meine Freundin bist und daß du mir eine Rolle in deiner Geschichte zugedacht hast.«
Ich denke an Krishna, wie ich stets an ihn denke. Ich sehe ihn, wie er neben mir stand und ich das ganze Universum einen Moment lang nur als sein Spiel betrachtete. »Ich danke dir, Seymour, daß du über mich geschrieben hast.« Ich beuge mich zu ihm und küsse ihn auf den Mund. »Wenn ich heute nacht sterben sollte, wird man durch diese Geschichte zumindest wissen, daß ich überhaupt gelebt habe.« Ich blicke auf meine Fingernägel. »Schließ jetzt die Augen. Du solltest nicht dabei zusehen.«
Ich lasse etwas von meinem Blut in seine Vene fließen. Sein Atem geht schneller, wird wärmer, doch er ist nicht so heiß und rast nicht so wie der von Ray. Aber wie auch Ray fällt Seymour gleich darauf in einen tiefen Schlaf. Ich schalte seinen Computer ab und knipse das Licht aus. Auf dem Bett liegt eine Decke, die aussieht, als hätte seine Mutter sie selbst genäht, und ich decke Seymour damit zu. Bevor ich gehe, lege ich meine Hand auf seine Stirn und lausche und fühle so aufmerksam, wie meine Sinne es zulassen.
Und ich bin fast sicher, daß Seymour den Virus besiegt hat.
Ich küsse ihn noch einmal auf den Mund.
»Glaub

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