Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der blonde Vampir

Der blonde Vampir

Titel: Der blonde Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
Vom Netzwerk:
ergangen. Als Ray wieder zu atmen begann, waren seine Züge stark und gleichmäßig.
    Seine Wunden sind wie durch Zauberhand verschwunden.
Mich selbst hat die Blutübertragung geschwächt, und ich bin müde. Ich gehe davon aus, daß Ray fast die ganze Nacht schlafen wird – und daß
    Yaksha sein Wort hält und erst in der Morgendämmerung zurückkehrt. Also verlasse ich das Haus, steige in meinen Ferrari und fahre zu Seymour. Es ist noch nicht spät – erst zehn Uhr. Aber ich habe keine Lust, seinen Eltern über den Weg zu laufen. Sie könnten vermuten, daß ich ihren geliebten Sohn auf Abwege führen will. Ich gehe ums Haus herum und sehe Seymour am Computer sitzen. Er zuckt erschrocken zusammen, als ich mit den Fingernägeln an der Fensterscheibe kratze. Doch er steht auf, um nachzusehen, was das Geräusch verursacht hat. Und dann sieht er mich – und strahlt übers ganze Gesicht. Er öffnet das Fenster, und ich klettere ins Zimmer. Entgegen der landläufigen Meinung hätte ich allerdings auch ins Haus gelangen können, ohne so freundlich hereingelassen zu werden. Ein Vampir braucht keine Einladung.
    »Toll, daß du gekommen bist«, sagt er. »Ich habe den ganzen Tag über dich geschrieben.«
Ich lasse mich auf seinem Bett nieder; er bleibt am Schreibtisch sitzen. Sein Zimmer ist mit allerlei Wissenschaftskram vollgestopft, wie etwa Teleskopen, aber an den Wänden hängen Poster mit Motiven aus klassischen Horrorfilmen. Ich fühle mich gleich wohl hier. Schließlich gehe ich oft ins Kino. Natürlich in die Spätvorstellung.
»Du schreibst eine Geschichte über mich?« frage ich. Ich blicke auf seinen Computer, aber er hat das Programm abgeschaltet.
»Ja. Nein. Eigentlich nicht richtig. Aber du hast mich zu der Geschichte inspiriert. Sie handelt von einem Mädchen in unserem Alter, das in Wirklichkeit eine Vampirin ist.«
»Ich bin eine Vampirin.«
Er schiebt seine heruntergerutschte Brille wieder hoch. »Was?«
»Ich sagte, daß ich eine Vampirin bin.«
Er schaut in den Spiegel, der über seiner Kommode hängt. »Ich kann dein Spiegelbild sehen.«
»Was heißt das schon? Ich bin, was ich bin. Willst du etwa, daß ich dein Blut trinke, um es dir zu beweisen?«
»Ist schon in Ordnung, darauf kann ich gut verzichten.« Er holt tief Luft. »Wow! Ich wußte natürlich, daß du etwas Besonderes bist, aber ich habe nie gedacht…« Er unterbricht sich. »Vielleicht doch, vielleicht habe ich es geahnt. Also habe ich tatsächlich über dich geschrieben, oder?«
»Ja.«
»Aber wie ist so etwas möglich? Kannst du es mir erklären?«
»Nein. Es ist ein Geheimnis – auch für mich. Man erlebt so etwas immer mal wieder, wenn man lange genug lebt.«
»Und wie lange lebst du schon?«
»Fünftausend Jahre.«
Seymour unterbricht mich mit einer Handbewegung. »Langsam. Laß uns die Sache ein wenig langsamer angehen! Ich will dich nicht nerven, und ich will ganz sicher nicht, daß du mir an die Kehle gehst, aber bevor wir weitermachen, zeig mir doch ein paar von deinen ungewöhnlichen Fähigkeiten. Es erleichtert mir die Recherche, verstehst du?«
Ich lächle. »Du glaubst mir nicht, oder? Aber das ist schon in Ordnung. Ich weiß ohnehin nicht, ob ich will, daß du mir glaubst – jetzt schon! Aber ich brauche deine Hilfe.« Jetzt lächle ich nicht mehr. »Ich bin so ziemlich an der Endstation angelangt. Ein alter Feind von mir ist wieder aufgetaucht, und zum erstenmal im Leben bin ich verletzlich. Und du hast nicht nur einmal im Traum Dinge vorausgesehen. Sag mir, was ich tun soll.«
»Ich habe im Traum Dinge vorausgesehen?«
»Ja. Vertrau mir. Ich weiß, was ich sage, sonst wäre ich nicht hier.« »Was will dieser alte Feind von dir? Will er dich töten?«
»Er will uns beide töten, sich und mich. Doch er ist erst bereit zu sterben, wenn er mich erledigt hat.«
»Warum will er sterben?«
»Weil er des Lebens müde ist.«
»Dann hat er wohl auch schon ein paar Jährchen hinter sich, nehme ich an.« Seymour überlegt kurz, bevor er weiterspricht. »Würde es ihm etwas ausmachen, zur selben Zeit zu sterben wie du?«
»Ich denke, er hätte nichts dagegen. Vielleicht fände er es sogar besonders reizvoll.«
»Dann ist das die Lösung deines Problems. Du mußt eine Situation herbeiführen, von der er glaubt, daß sie für euch beide tödlich ist. Aber natürlich mußt du vorher dafür sorgen, daß das nur für ihn zutrifft.«
»Eine interessante Idee.«
»Danke. Vielleicht kann ich sie für meine Geschichte verwenden.«
»Aber es

Weitere Kostenlose Bücher