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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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und mißtrauische Blick auf seinem Gesicht veränderte sich, und seine Miene wurde beinahe verächtlich.
    »Ruf um Hilfe, du Volltrottel!« sagte Apfelgriebs beschwörend, aber leise. Verwirrt dachte Theo im ersten Moment, sie meinte ihn.
    Auf einmal drehte sich Rufinus Kegel-Chrysantheme abrupt um und schritt durch die Bahnhofshalle davon. Die drei Trolle bildeten einen Halbkreis um ihn und gingen mit. Einer beugte sich an Rufinus’ Ohr und flüsterte ihm etwas zu, woraufhin der Elf stehenblieb und seinen Koffer in beide Hände nahm.
    Er will den Dolch ziehen, begriff Theo, doch in der Sekunde, die er für diesen Gedanken brauchte, hatte das Trio der schwarzen Gestalten sich bereits um Kegel-Chrysantheme geschlossen wie eine Faust. Rufinus sackte ein wenig zusammen, als ob ihm plötzlich schwindlig geworden wäre. Die Hohlrücken halfen ihm die paar Schritte bis zu der Bank, wo sie vorher gewartet hatten, und ließen ihn sich hinsetzen. Sie steckten kurz die Köpfe zusammen, dann machten sie kehrt und schoben in lockerer Formation auf die Teestube zu.
    »Was … was war das?«
    »Bleib hier, Theo. Keinen Mucks!« Apfelgriebs hechtete von seiner Schulter und schoß knapp über dem Boden davon. Er sah sie kurz im Slalom um die Beine anderer Bahnhofsbesucher huschen, dann meinte er sie neben Kegel-Chrysantheme zu erblicken, der immer noch mit offenem Mund auf der Bank saß, als könnte er nicht fassen, was ihm soeben zugestoßen war.
    Was in gewisser Weise auch stimmte.
    Kurz darauf landete Apfelgriebs wieder wie aus dem Nichts auf Theos Schulter, so daß er erneut zusammenfuhr und sich die Nase am Fenster des Ariel-Kiosks stieß. Zwei junge Goblins, die gerade gemeinsam eine der Honigwaben verzehrten, sahen ihn belustigt an.
    »Er ist tot«, flüsterte sie.
    »Was?«
    »Wenn einer nicht mehr am Leben ist! Tot!«
    »Ich weiß, was das heißt!« Seine Panik stieg, drohte ihn zu erwürgen. Was war das bloß für eine Welt? »Aber wieso kann er tot sein? Er hatte doch Zauber und so Zeug! Was ist passiert?«
    »Ein Domdolch, nehme ich an. Gegen die kann kein Zauber was ausrichten. Sie haben ihm den Bauch aufgeschlitzt, und jetzt hat er seine eigenen Eingeweide im Schoß liegen. Verdammt heftig.« Die markigen Worte sollten ihre Betroffenheit und Angst verbergen, doch das gelang nicht ganz. »Und den Koffer haben sie ihm auch abgenommen. Er sitzt einfach da. Jeden Moment wird ihn jemand bemerken.«
    »Das möchte ich hoffen, Himmelherrgott noch mal!«
    »Du solltest lieber hoffen, daß es nicht passiert, bevor du im Zug sitzt, sonst werden die Schutzleute alle hier festhalten und ihre Personalien feststellen.« Ihre Stimme klang gepreßt. »Dann landest du im Schattenhofer Kreisgefängnis, und noch bevor Rainfarns Anwalt hier ist, wirst du dich in deiner Zelle erhängen.«
    »Was werde ich …? Ich würde doch nie …!« Plötzlich wurde ihm klar, was sie da sagte. Sein Herz klopfte wie ein Specht auf Methedrin. »Wie konnte das geschehen?«
    »Die Leute, die diese Kerle angeheuert haben, sind nicht zum Scherzen aufgelegt, Theo. Es gibt im ganzen Land höchstens ein Dutzend Domdolche – sie sind aus magisch geweihtem Glas gefertigt, das aus den Trümmern auf dem Alten Hügel stammt. Die bekommt nicht jeder Heinzel- und Kunzelmann in die Hand, verstehst du? Die Kerle arbeiten für eine wichtige Persönlichkeit.«
    »Was soll ich jetzt machen? Ach, Scheiße, der arme Rufinus! Er war ein Schwachkopf, aber ich kann es nicht fassen, daß er tot ist.« Theo wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ihm fiel nichts anderes ein, als schreiend durch den Bahnhof zu rennen, aber das schien ihm keine besonders gute Idee zu sein. »Wie komme ich ohne ihn in die Stadt? Ich weiß ja nicht mal, wie sie heißt.«
    Zu seiner Verblüffung brach Apfelgriebs in ein schrilles, fast hysterisches Gelächter aus. »Bei den Bäumen, Kollege, du bist wirklich eine Marke! Wie sie heißt? Die Stadt, Mann, die Stadt! Es gibt nur die eine! Genausogut könntest du sagen, du wüßtest nicht, was jemand mit ›oben‹ meint.« Die Fee verstummte und schloß die Augen. Es war deutlich, daß sich in ihrem Kopf alle Rädchen wie rasend drehten, gleichermaßen von Angst wie von angestrengtem Nachdenken getrieben. Nachdem sie sich besonnen hatte, sagte sie: »Tja, ich werde wohl mitkommen müssen, was?«
    »Jesses, wirklich? Das willst du tun?«
    »Hörst du vielleicht mal auf, diesen vermaledeiten Namen zu sagen! Der Frau da drüben ist ein Schauder über den

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