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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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nicht verlassen. Zeig ihnen deine Fahrkarte, Quäus!«
    Theo schaute auf das Ding in seiner Hand, ein oblatendünnes Rechteck, das aussah, als wäre es wie eine Scheibe Schinken von einem Edelstein abgeschnitten worden. Sein Blick wanderte zu der Frau zurück. Diese lächelte aufmunternd. »Er ist wirklich nicht der Hellste, wie ihr selbst seht«, erklärte sie den Beamten, »und manchmal stellt er meine Geduld auf eine harte Probe, aber er würde niemandem etwas tun.«
    Theo streckte die zitternde Hand mit der Sonderfahrkarte aus. Die Schutzleute starrten beinahe ehrfürchtig darauf, doch der Hohlrücken beachtete sie gar nicht und fixierte Theo und die junge Frau mit einem Haß, den nicht einmal sein Hut und sein hochgeklappter Kragen verhehlen konnten.
    Nachdem er den Fahrschein kurz in seinem schimmernden Handschuh gehalten hatte, gab einer der Schutzmänner Theo die Kristalloblate zurück. Eben noch die Langeweile selbst, war das starkknochige Gesicht des Elfenpolizisten auf einmal wie elektrisiert. »Alles in Ordnung.«
    »Komm jetzt mit ins Abteil, Quäus«, befahl die junge Frau. »Wenn wir zu Hause sind, wirst du für diese leidige Angelegenheit wohl die gebührende Strafe empfangen müssen.«
    »Entschuldige die Belästigung, Gnädigste«, sagte der andere Polizist.
    »Ja, entschuldige bitte die Belästigung, Fürstin Stechapfel«, schloß sich der erste an, der den Fahrschein überprüft hatte und immer noch dreinschaute, als wäre es ihm vergönnt gewesen, kurz einmal auf die Himmelstreppe zu treten.
    Die junge Frau lachte. »Fürstin Stechapfel ist meine Mutter. Mich brauchst du nur ›Jungfer Stechapfel‹ zu nennen.«
    »Jawohl, Für… Jawohl, Jungfer Stechapfel.«
    Der Hohlrücken stieß ein Zischen aus, das in ein sabberndes Flüstern überging. Er schüttelte wütend den Kopf mit einer aalartigen Schlenkerbewegung, als ob er keine Knochen im Hals hätte. »Wollt ihr Trottel ihn etwa laufenlassen? Fallt ihr wirklich auf diesen plumpen Trick rein?«
    »Hüte deine Zunge, du«, herrschte ihn einer der Schutzleute an. »Ich habe dir vorhin schon gesagt, daß im Schattenhofer Bahnhof keine Leiche gefunden wurde. Wir haben das überprüfen lassen.«
    »Dann ist sie von diesem Mann oder seinen Spießgesellen beseitigt worden«, ereiferte sich der Hohlrücken. »Ich war Zeuge des Mordes!«
    Der Schutzmann betrachtete ihn mit offensichtlichem Widerwillen. »Schön. Und was hältst du davon? Der Vater dieser Dame ist der Ratsvorsitzende des Reiches. Was bist du dagegen als ein emporgekommener Privatschnüffler? Also, sollen wir jetzt diese Suche zu Ende bringen, oder willst du hier noch weiter unsere Zeit verplempern?«
    Der Hohlrücken sah aus, als wollte er einen Schrei loslassen oder dem Schutzmann an die Gurgel springen. Statt dessen drehte er sich zu Theos Retterin um und machte eine gummiartige Verbeugung, doch die Augen unter der Hutkrempe funkelten böse. »Ich weiß nicht, was für ein Spiel du treibst, Gnädigste, aber diese Runde geht erst mal an dich.«
    Die Frau in Schwarz reagierte nur mit einem Lachen, während sie Theo durch den Gang davonschleifte.
    »Ich denke, wir gehen in den Salonwagen«, erklärte sie gutgelaunt, als sie den lauten Verbindungsteil zum nächsten Wagen passierten. »Dieser gräßliche Kerl schien extrem wütend zu sein. Er wäre verrückt, wenn er uns nach dieser Szene vor so vielen Zeugen irgendwelche Unannehmlichkeiten bereiten wollte, aber wir sollten ihn nicht in Versuchung führen, indem wir uns isolieren.«
    »Was in aller Bäume Namen ist da draußen los?« schrie Apfelgriebs, wobei sie heftige Anstrengungen unternahm, sich aus Theos Hemd freizustrampeln.
    »Ah, deine kleine Freundin«, sagte die junge Frau. »Sie kann von mir aus gern mitkommen. Was möchtest du trinken, meine Gute?«
    Apfelgriebs purzelte ins Hemdinnere zurück, als sie durch die automatische Schiebetür in den Salonwagen stolperten, und so ging ihre Antwort an seiner Bauchpartie unter.
    »Das gefällt mir.« Die junge Frau ließ sich in eine Sitznische fallen. »Erst sah es nach einer sterbenslangweiligen Fahrt aus.« Theo setzte sich vorsichtig hin, nicht nur um Apfelgriebs zu schützen, die immer noch in seinem Hemd herumzappelte, sondern auch weil er das Gefühl hatte, wenn er sich zu abrupt bewegte, könnte ihm der Kopf vom Hals kippen und unter den Tisch rollen.
    »Äh … danke«, sagte er. »Für alles.«
    »Keine Ursache«, erwiderte sie. »Was darf’s für dich sein? Du mußt unbedingt

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