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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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fast abbezahlt – es gibt natürlich noch die zweite Hypothek für den Küchenumbau, aber für ein Studium bleibt dir trotzdem genug.«
    Der Gedanke, daß es so kommen würde, war grausig, aber dennoch entfachte er in ihm so etwas wie eine Ahnung künftiger Freiheit. »Wir reden darüber, wenn … Wir reden später darüber, Mama. Du wirst diese Krankheit besiegen.«
    »Du bist ein sehr schlechter Lügner, Theo.« Sie schwieg einen Moment. »Ein Glück, daß du musikalisch bist.«
    Er sah sie kurz von der Seite an. Ja, tatsächlich, sie lächelte. Es war alles so abartig, daß er es kaum glauben konnte. Mußte meine Mutter Krebs kriegen, um so was wie Humor zu entwickeln? Wenn das kein beschissenes Tauschgeschäft ist!
    Doch es gibt keine Tauschgeschäfte im Leben. Es herrscht keine ausgleichende Gerechtigkeit in der Welt. Es gibt keine Reklamationsabteilung. Es gibt keine höhere Berufungsinstanz.
    Zum Kotzen, das Ganze.
     

     
    D er Verfall ging den ganzen Frühling und Frühsommer weiter, ein Absturz, der zum einen entsetzlich schnell ging und zum andern so klebrig zäh und langsam wie ein Albtraum war. Johnny Battistini kam nicht mehr zu Besuch, weil er es nicht aushielt, was für ein Klappergestell Anna Vilmos geworden war, aber er rief noch hin und wieder an, um sich nach ihr zu erkundigen und Theo zuzureden, doch mal auszugehen, nur einen Abend.
    »Komm schon«, sagte er beim letzten Mal. »Würde dir unheimlich gut tun, Mann. Bloß ein paar Stunden …«
    »Klar. Klar. Und was ist, wenn sie im Bad hinfällt, während ich weg bin?« Theo hörte den hysterischen Unterton in seiner Stimme, als ob er jemand anders im Gespräch belauschte. »Soll ich vielleicht einfach gemütlich mein Bier picheln und Mädels angaffen und hoffen, daß nichts passiert? Du tust dich leicht. Wenn es deine Mutter wäre, würdest du das vielleicht machen?«
    »He, Mann …« Johnny versagte die Stimme. Sie rührten an eine Grenze, die sie noch nie übertreten hatten.
    »Hör zu, ich kann nicht, okay? Tut mir leid, Mann, aber ich kann nicht. Also hör auf, mich zu pestern.«
    »Aber was ist mit der Band, Thee? Die Jungs fragen mich, wann du wiederkommst.«
    »Sag ihnen, sobald meine Mutter tot ist …« Selbst in seiner Wut merkte er, daß er zu laut wurde – er konnte nur hoffen, daß Anna im Nebenzimmer noch schlief. »Sag ihnen, wenn diese ganze … lästige Sache ausgestanden ist, werde ich zurückkommen und frohgemut mit einem Trupp zwanzigjähriger Bubis Power-Chord-Musik machen. Ich kann’s kaum erwarten. Sie sollen sich ja keine Gedanken machen.«
    »Theo …«
    »Es ist mir schnuppe. Sag ihnen, ich steige aus. Und jetzt laß mich in Frieden!«
    Den Hörer aufzulegen war, als ob er eine Tür zuknallte. Er hätte am liebsten geweint, doch er ließ es nicht zu. Doof, doof, doof.
    Catherines Anruf am Tag darauf war eine Qual anderer Art. Jemand hatte ihr von der Situation erzählt – Theo hatte dem Drang, sich bei ihr zu melden, mindestens ein dutzendmal widerstanden wie ein Säufer, der sich den nächtlichen Gang zur Spirituosenhandlung verbietet, doch jetzt war sie am Apparat, diese vertraute Stimme. Sie klang allerdings ein wenig anders, so betont distanziert, als ob sie sich vor dem Anruf wie einer der Ärzte seiner Mutter die Hände desinfiziert und OP-Handschuhe und eine Maske angezogen hätte.
    »Das mit deiner Mutter tut mir wirklich sehr, sehr leid, Theo.«
    »Es ist ziemlich hart. Für sie, meine ich.«
    Catherine fragte, wie es ihm gehe, hörte sich an, wie er ihr etwas über den Horror der täglichen Routine berichtete, erzählte sogar ein wenig von sich – eine Beförderung im Beruf, ein Film, der ihr gefallen hatte –, aber das ganze Gespräch hatte einen unverkennbaren Subtext. Der Grund für diesen Anruf ist Anstand und Mitmenschlichkeit, sonst gar nichts. Komm ja nicht auf falsche Gedanken!
    Kein Problem von seiner Seite. Er kam auf gar keine Gedanken mehr.
    Als der vorsichtige Pas de deux mit Catherine überstanden war, tappte er mit einem absolut leeren Gefühl ins Wohnzimmer, als hätte ihn etwas innerlich ausgehöhlt, den ganzen inneren Theo gefressen und nur die Haut zurückgelassen. Seine Mutter saß auf der Couch, den Kopf zurückgelehnt, aber die Augen offen. Der Fernseher war aus. An den meisten Nachmittagen war sie so weggetreten, so vollkommen von ihren Schmerzen absorbiert, daß sie ihn nicht einmal mehr anstellte.
    »Ich denke, es ist soweit, daß ich ins Krankenhaus gehe«, sagte sie, als sie

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