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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Griff und versuchte, ihn zum Stehenbleiben zu bewegen. »Wir wollten nicht …«
    »Sei still! Wo sollen wir hin?« unterbrach ihn Theo. Wuschel schaute immer noch in die andere Richtung. Theo folgte seinem Blick und wünschte sofort, er hätte es nicht getan. Der Schutzmann kniete neben dem Körper auf dem Boden, und es sah so aus, als wollte er dem Opfer eine Mund-zu-Mund-Beatmung zukommen lassen, doch der verfaulende Arm des Monsters war um seinen Hals geschlungen und hielt ihn fest, und jetzt war es der Schutzmann, der sich zappelnd zur Wehr setzte. »Jesses«, murmelte Theo.
    Wuschel lief halbherzig weiter, konnte sich aber immer noch nicht von dem bizarren Anblick losreißen. »Aber was …?«
    »Das Ding nimmt einen neuen Körper an!«
    »Einen neuen Körper …?«
    Theo hielt kurz an, ließ den Querz vorbei und versetzte ihm dann einen heftigen Stoß, der ihn beinahe umwarf. »Verdammt noch mal, lauf! Das ist kein Mensch und kein Elf! Das ist dieser wandelnde Leichnam, der mich schon einmal umzubringen versucht hat!«
    Sie waren noch keine fünfzig Meter weit gekommen, als die dunkle, massige Gestalt des Schutzmanns sich erhob und Rufinus’ schlaffen Körper zu Boden sinken ließ wie einen Müllsack. Der Schutzmann schraubte auf höchst unnatürliche Weise den Kopf herum, bis er Theo und Wuschel lokalisiert hatte, dann drehte er wie eine Aufziehpuppe oder ein Insekt den übrigen Körper in dieselbe Richtung, bevor er in einem schwerfälligen, ungelenken Trott die Verfolgung aufnahm.
    Theo legte Wuschel eine Hand auf den Rücken und stieß ihn abermals weiter, zurück zu der rauchenden, von Scheinwerfern beleuchteten Ruine des Tagungszentrums, wo die Anwesenheit der vielen Leute mehr Sicherheit versprach.
    Aber würden die hektischen Schutzmänner, die sich damit abmühten, am Schauplatz eines Unglücks lebensrettend tätig zu sein, einschreiten, um ihn vor einem Verfolger zu retten, der wie einer von ihnen aussah? Bei aller Erschöpfung und Verwirrung sah Theo doch ein, daß sie viel eher ihn festhalten und dem Dämon die Gelegenheit geben würden, ihn zu erwischen. Als er unvermittelt vor den grellen Lichtern und dem Gedränge am Ausgang abbog, prallte Wuschel gegen ihn, und sie wären beinahe gestürzt. Er schaute sich um und sah, daß das Wesen in dem Schutzmannkörper den Abstand zwischen ihnen verkürzt hatte.
    »Wo sollen wir hin?«
    »Dort!« Wuschel deutete auf eine Tür in einem kleinen, nach einer öffentlichen Toilette aussehenden Häuschen unmittelbar neben der hochragenden Außenmauer der Narzissen-Residenz.
    »Bist du verrückt? Da drinnen … sitzen wir in der Falle …!«
    »Tu, was ich sage!« Wuschel schubste ihn zu der Tür hin. Theo riß sie auf, und sie traten so hastig ein, daß sie beinahe über den schmalen Treppenabsatz hinausgeschossen und die Stufen hinuntergefallen wären. Im selben Moment schlug die Tür hinter ihnen zu, und sie standen im Dunkeln.
    »Was zum Teufel ist das hier?«
    »Nach unten! Halt dich am Geländer fest!«
    Sie waren am Fuß der vierten kurzen Treppe angekommen, als Theo über ihnen die Tür quietschen und die ersten schweren Schritte auf den Stufen hörte. Er und Wuschel eilten auf eine offene Fläche hinaus. Plötzlich glomm ein grünliches Licht auf: Wuschel hatte eine der kleinen Leuchtkugeln aus seiner Tasche geholt. Sie standen in einem niedrigen, aber weitläufigen Raum und waren an allen Seiten umgeben von … geparkten Autos.
    »Eine Garage? Sterben wir jetzt in einer Garage?« Ein jäher Hoffnungsfunke durchzuckte ihn. »Ein Auto! Hast du ein Auto hier unten?«
    »Nein«, entgegnete Wuschel. »Aber es gibt einen Ausgang, der zur anderen Seite des Anwesens führt. Hier lang!«
    Sie stolperten durch die Garage zur hinteren Wand, doch als sie Wuschels Fluchttür aufzogen, mußten sie feststellen, daß der Flur dahinter voll rauchender Trümmer von oben und der Durchgang versperrt war. Ihr Verfolger war auf der anderen Seite gerade unten angekommen und marschierte jetzt mit hallenden Schritten auf sie zu, ein steinern blickender, steifbeiniger Schatten.
    Theo drehte sich zu dem schwelenden Schuttberg um, weil er hoffte, wenigstens ein Stück brennendes Holz zu finden, das er als Waffe benutzen konnte. Comics, Märchen und Filme rasten ihm durch den Kopf – eine Fackel, sie fürchten sich vor Feuer, Monster fürchten sich vor Feuer, war es nicht so? –, da zog Wuschel ihn schon in eine andere Richtung.
    »Da drüben! Die Haupttreppe!«
    »Spinnst du?

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