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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Königin starben. Damit fing alles an. Die sieben mächtigsten Familien – heute sechs – gelangten zur Herrschaft und fingen sofort an, Veränderungen vorzunehmen.« Es war schmerzlich mit anzusehen, wie ihn die jähe Erkenntnis traf. »Nein, drei Familien heute. Und wahrscheinlich wird es bald nur noch eine geben. Das Reich Nieswurz.«
    Theo hatte den Eindruck, daß einige Dinge sich nicht sehr von seiner Welt unterschieden. Die Mächtigen wollten immer noch mächtiger werden. Es reichte nicht aus, das beste Fleisch zu essen, während die restliche Bevölkerung an alten Knochen nagte. Die großen Tiere schienen alle dasselbe heimliche Ziel zu haben, jeder schien von dem Tag zu träumen, an dem er das größte Tier von allen war und sich den Bauch bis zum Erbrechen mit köstlichem blutigen Fleisch vollschlug, während die anderen hungerten.
    »Hat es weh getan? Die Flügel weggeschnitten zu bekommen?«
    »Weh getan? Nein, nein, natürlich nicht. Wir leben in der modernen Zeit. Heute können sie dir das ganze Leben wegschneiden, und du spürst nicht das geringste.«
     
    D er Weg durch den Prozessionspark kostete sie den größten Teil des Vormittags. Durch den Tag Pause waren seine seelischen Wunden ein wenig vernarbt, und er konnte endlich das Thema Apfelgriebs ansprechen, auch wenn weder er noch der Querz es fertigbrachte, darüber zu spekulieren, was mit ihr geschehen war. Theo erzählte Wuschel ausführlich von ihrer Tapferkeit und dem tiefen Quell ihrer Güte, den sie unter ihrer außerordentlich scharfen Zunge verbarg, und dabei stellte er zu seiner Überraschung fest, wieviel Wuschel schon über sie wußte – offenbar hatten der Querz und die Fee sich während ihres Aufenthalts in der Narzissen-Residenz mehrmals ausgiebig unterhalten. Das Gespräch bekam mehr und mehr etwas von einem Nachruf: Wuschel wirkte mindestens so betrübt wie Theo darüber, daß sie Apfelgriebs verloren hatten, und vermutlich unwiederbringlich. Schließlich verfielen sie in ein tiefes bedrücktes Schweigen.
    Ungefähr eine Stunde nach Mittag machten sie Rast, und Wuschel packte den Rest des Brotes aus, das er am Morgen erworben hatte. Theo war erstaunlich hungrig und froh, es zu haben, doch so langsam wollte er mehr. Richtiges Essen. Ein richtiges Bett. Sicherheit.
    Aber das alles wirst du nicht kriegen, verstehst du? Jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Also sei zufrieden mit dem, was du hast. Zu klagen wäre nicht nur zwecklos, sondern grob undankbar gewesen. Er war dem sicheren Tod mehrmals von der Schippe gesprungen und hatte nichts Schlimmeres davongetragen als einen geschundenen, schmerzenden Körper und elend kratzende Lungen. Er hatte einen Gefährten, vielleicht sogar einen Freund, der sein Leben riskierte, um ihm zu helfen. Auch wenn die Stadt zur Zeit für Wuschel Segge kein sicheres Pflaster war, hatte Theo doch keinen Zweifel daran, daß es auf dem Land Orte gab, wo selbst ein flügelloser Querz Zuflucht und Hilfe finden konnte, und dennoch blieb er bei ihm und beantwortete geduldig Fragen, die so primitiv waren, daß er sich wie ein Kindergärtner am Ende eines langen, langen Wandertages vorkommen mußte.
    Überhaupt, beim Thema Fragen fiel Theo ein, daß er immer noch Schwierigkeiten mit der elfischen Zeitrechnung hatte. »Wenn ich dich richtig verstehe, sind die sieben Familien vor … wann genau, vor ein paar Jahrhunderten an die Macht gekommen?«
    Wuschel warf ihm einen amüsierten Blick zu. »Hast du vor, eine Prüfung abzulegen? Ich glaube nicht, daß deine dürftigen Geschichtskenntnisse im Augenblick das Haupthindernis sind, das deiner Einbürgerung im Weg steht.«
    »Nein, ich möchte nur einiges besser verstehen – vor allen Dingen, was ich mit alledem zu tun haben könnte. Nieswurz und seine Kumpane wollen mich haben, das heißt, daß ich hier bin, hängt irgendwie mit ihm zusammen. Aber ganz gewiß hat er nichts gebraucht, was ich ihm hätte geben oder verraten können, um seinen Blumenkrieg vom Zaun zu brechen.« Theo merkte, daß er Mühe hatte, nachzudenken und gleichzeitig mit Wuschel Schritt zu halten: Der barfüßige und anscheinend mit neuer Lebenskraft erfüllte Querz erwies sich als weitaus besserer Wanderer als er. »Ich weiß, ich sage das ständig, aber ich bin niemand. Ich bin nichts weiter als ein arbeitsloser Musiker. Ich kapiere das nicht.«
    »Ich auch nicht.«
    »Na schön. Aber es muß etwas geben, das ich noch nicht weiß. Also sei so gut und hilf mir auf die Sprünge. Angeblich bin

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