Der Blumenkrieg
wird man, aber der Haupteinwand dagegen ist, daß es aus echten Pitzeln hergestellt wird.«
»Aus was?«
»Mumifiziert. Laß auf jeden Fall die Finger davon, falls es dir jemand anbietet. Ich habe mir Sorgen gemacht, weil alle sagen, daß die Goblins in die Stadt kommen und es verkaufen – hauptsächlich an die reichen Blumensprößlinge.«
»Diese Typen waren einfach Musiker. Und verdammt gute – du hättest sie mal hören sollen! Und nach einer Weile habe ich mitgemacht. Es war toll.«
Wuschel schüttelte den Kopf. »Du hörst nicht auf, mich zu erstaunen.« Er hatte Theos Ellbogen losgelassen, schritt aber zielstrebig aus, und Theo mußte schneller gehen, als er wollte, um mitzukommen. »Wie ist es?«
»Was? Das Singen?«
»Nein, das Geistkraut. Ich … ich habe es nie probiert.«
»Nicht einmal, als du auf der Uni warst? Mann, was hast du gemacht?«
»Studiert.« Seine Stimme hatte einen pikierten Beiklang. »Manche von uns konnten sich nicht auf die leichte Art durchmogeln. Manche von uns konnten sich nicht von Papi und Mami Privatlehrer schicken lassen, die mit ihnen für die Transmutationsprüfung paukten.«
Theo hatte den Querz ein wenig aufziehen wollen, aber das Leid in Wuschels Stimme konnte er nicht ignorieren. »Na ja, viel hast du nicht verpaßt. Es … es turnt einen einfach ein bißchen an. Ungefähr wie Marihuana bei uns, oder ein paar Bier. Wenigstens kommt es mir so vor, aber das ist mein erstes Mal – vielleicht werde ich in einer Stunde wild schreiend durch die Gegend laufen und grüne Tiger sehen.«
»Einmal im Semester, nach den Prüfungsarbeiten, haben Zirus und die anderen mich immer mitgeschleift, und ich mußte mit ihnen trinken. Beim erstenmal war ich ein bißchen stolz und aufgeregt – sie kamen immerhin aus sehr wichtigen Familien, berühmten Familien. Aber ich trank zuviel und machte mich lächerlich, fing an zu weinen und zu jammern, daß ich mich nach Hause zurücksehnte. Weißt du, was Zirus am nächsten Tag machte?«
Theo schüttelte den Kopf.
»Er lud mich gleich wieder ein. Sie waren begeistert. Sie fanden es urkomisch. Der kleine Querz, der keinen Alkohol verträgt.«
»Tja, nach dem, was ich in diesem Club neulich gesehen habe, gehörst du vielleicht zu der Sorte, die nicht trinken sollte. Du drehst ziemlich ab, wenn du locker wirst. So geht es Leuten manchmal, deren inneres Korsett ein bißchen zu fest geschnürt ist. Sei nicht beleidigt, du weißt, was ich damit sagen will.«
Wuschel nickte traurig. »Ja, das weiß ich.«
»He, was läuft denn da oben?« Erst jetzt fiel Theo auf, daß sie nicht die einzigen aus dem Lager waren, die zur Brücke zogen, und daß die meisten schon vor ihnen eingetroffen waren. Fackeln waren in einer langen Reihe an der Brückenmauer angebracht, und nur in der Mitte war eine Lücke gelassen worden, wo ein kleines Knäuel von Leuten stand und auf die Menge herabschaute. »Sieht aus wie ein Elfenrockfestival oder so was. Findet hier das nächste Konzert statt?«
»Knopf wird eine Geschichte erzählen. Davon reden alle seit Stunden. Hast du denn gar nicht zugehört, Theo?«
»Doch, ich hab schon zugehört.« Er hatte nicht vor, sich von Wuschel die Stimmung vermiesen oder sein Geistkrauthigh kaputtmachen zu lassen. »Ich hatte es mir bloß nicht so vorgestellt.«
Während sie sich in den dichtesten Teil der Menge unmittelbar an der Brücke vorarbeiteten, war es eigentümlich leise. Die meisten Gespräche um sie herum wurden im Flüsterton geführt; nur die Vogelschreie und hin und wieder ein fröhliches oder wütendes Kinderkreischen erhob sich über die ungewöhnliche Stille, wodurch eine gespannte, erwartungsvolle Atmosphäre entstand.
Sie hatten es bis zu einer Stelle geschafft, wo sie sich, um noch näher heranzukommen, zwischen eine Gruppe von Ogern hätten quetschen müssen, die ein großes Faß unter sich herumgehen ließen, und selbst in seinem fröhlich bedröhnten Zustand sah Theo ein, daß es ins Auge gehen konnte, wenn sie versuchten, sich an betrunkenen Ogern vorbeizudrängeln. Sie zogen sich ein kleines Stück zurück, damit sie über die grauen Kolosse hinwegschauen konnten, deren Größe noch ihre Breite übertraf.
»Das alles wegen Knopf?« staunte Theo. »Dem kleinen Kerl, der mir den Zettel gegeben hat? Was ist er, so was wie ein Rockstar? Ein Magier? Führt er Zaubertricks vor?«
Wuschel, der in ein verdrießliches Schweigen verfallen war, entgegnete nichts.
Obwohl Wuschel und Theo viel zu weit hinten in
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