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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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dachten, er wüßte irgend etwas, womit sie das Elfenuniversum erobern konnten. Und was zum Teufel soll ich ihrer Meinung nach eigentlich wissen? Etwas über Eamonn Dowd? Oder etwas, das er beschrieben hat? Aber ich habe sein Originalnotizbuch bei mir, und bis jetzt hat sich außer Leuten wie Wuschel kein Schwein dafür interessiert. Wenn die bösen Schurken es gewollt hätten, hätten sie es problemlos von einem Dienstmädchen aus der Narzissen-Residenz stehlen lassen können.
    Dennoch konnte es nicht bloß ein Zufall sein, daß sein Großonkel in Elfien gelebt hatte und daß nun auch Theo hierher verschleppt worden war, oder? Aber vielleicht hatte es ja gar nichts mit dem Buch zu tun. Hergelockt hatte es ihn ganz gewiß nicht – er hatte es noch für einen Roman gehalten, als ihm Tod und Teufel schon auf den Fersen gewesen waren. Möglicherweise war etwas an Theo selbst der Grund …
    Theo fühlte einen Blick auf sich. Ein Brownie mit einem Paket auf dem Schoß beäugte ihn mißtrauisch, und im ersten Augenblick war er sicher, daß jetzt gleich seine Enttarnung kommen würde. Da wurde ihm bewußt, daß er vermutlich unruhig vor sich hingemurmelt hatte. Er tat sein Bestes, dem Brownie beruhigend zuzulächeln. Herrje, dachte er, ich bin bald schon so schlimm wie Stracki.
    Der Elf, mit dem er sich da verglich, saß am Ende der Bank, alle viere von sich gestreckt, als ob jemand ihn zusammengeklappt und dann mit Gewalt wieder auseinandergeklappt hätte. Stracki Nessel war durch die rätselhafte Kraftanstrengung, die er im Elyseum unternommen hatte, derart erschöpft, daß er nicht einmal mehr Selbstgespräche führte. Er glotzte mit dem stumpfen Blick eines Kriegsheimkehrers zum Fenster hinaus. Das ist die Situation, sinnierte Theo: Ich bin auf der Flucht, aber ich weiß nicht, warum. Ich unterstütze einen Goblin bei einer Revolution, die ich nicht verstehe. Meine beste Freundin hier steckt unter einer Glasglocke auf dem Schreibtisch des miesesten Schweinehundes in dieser Welt. Wieviel schlimmer kann es noch kommen?
    Plötzlich gab es einen lauten Knall, und der Bus brach zur Seite aus. Theo warf sich bäuchlings im Gang auf den Boden und erwartete, daß die Heckenschützen auftragsgemäß weiter die Fenster zerballerten, doch der Bus rollte holpernd aus und hielt an, und die Fenster blieben unversehrt. Als Theo vorsichtig den Kopf hob, mußte er entdecken, daß die meisten der umsitzenden Fahrgäste ihn verwundert anstarrten. Hastig setzte er sich wieder hin.
    »Was machst du denn?« flüsterte Wuschel. »Alle gucken dich an!«
    »Ich dachte, jemand schießt auf uns. Auf mich.«
    Wuschel schüttelte den Kopf. »Ein Reifen ist geplatzt, mehr nicht. Versuch mal, dich ein bißchen normaler zu benehmen, ja?«
    »Oh, sicher doch. Kein Problem.«
    Der Busfahrer, ein alter, graumähniger Doonie mit Halbglatze und einer Strohmütze zwischen den Ohren, stieg nach wenigen Minuten wieder in den Bus, schüttelte den Kopf und klackte mißmutig mit seinen großen flachen Zähnen. »Wir werden ein Weilchen warten müssen«, gab er bekannt. »Es wird ein Ersatzbus für euch kommen, denn die Reparatur kann sich länger hinziehen.«
    »Und wie lange wird es dauern, bis der neue Bus hier ist?« fragte eine mitgenommen aussehende Gnomin mit zwei kleinen, aber extrem aktiven Kindern.
    Während der Fahrer eine umständliche Erklärung abgab, die im Endeffekt »Keine Ahnung« zu bedeuten schien, erfaßte Theo wieder die Panik. Der Gedanke, am Straßenrand zu sitzen, wo ihn jeder vorbeifahrende Jeep mit Schutzleuten prüfend in Augenschein nehmen konnte, war zuviel für seine strapazierten Nerven. »Wie weit ist es noch bis zur Brücke?« fragte er Wuschel.
    »Zu Fuß bräuchten wir ungefähr zwei Stunden.«
    »Meinst du, Stracki schafft das, ohne daß wir ihn tragen müssen?« Zu Fuß aufzubrechen kam ihm zwar mindestens so gefährlich vor wie dort zu bleiben, vor allem da das untote Scheusal mit ziemlicher Sicherheit immer noch nach ihm suchte, aber andererseits kamen sie dabei der rettenden Zuflucht mit jedem Schritt näher, statt einfach darauf zu warten, daß man sie erkannte und festnahm. »Ja? Dann los!«
     
    T heos Angst legte sich ein wenig, als sie aus dem Stadtzentrum herauskamen, nur ein dumpfer Druck in der Magengrube blieb zurück. Obwohl mehrere Konvois von bewaffneten Schutzleuten an ihnen vorbeifuhren, waren er und seine Gefährten Teil eines ganzen Pulks von Goblins und kurzbeinigen Feldbutzen und anderen armen Elfen, die

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