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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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unter Umständen enger mit der Nieswurzpartei verbündet war, als Knopf oder Primel geahnt hatten. Möglicherweise hatte er sie bereits informiert. »Hast du das getan? Hast du ihnen dabei geholfen?«
    Der Beseitiger klang nicht übermäßig empört über diese Unterstellung. »Die Drachen, meinst du? Nein, nein, solche Sachen kann sich Nidrus Nieswurz durchaus allein ausdenken. O ja, das kann er gewiß.« In seiner Stimme schwang ein seltsamer Unterton. Theo blickte abermals in die Runde und sah, daß die Nordecke des Raumes am dunkelsten war. Er meinte sogar, eine kleine Bewegung zu erkennen. Der Beseitiger mußte dort zwischen diesem ganzen aberwitzigen Gerümpel sitzen wie ein Drache auf seinem Hort und ihn beobachten.
    »Was hast du mit mir vor?«
    Zu seiner Überraschung stieß der Beseitiger ein pfeifendes, beinahe atemloses Lachen aus, das gar nicht nach der bösartigen Häme eines Erzschurken klang, sondern nach ehrlicher Belustigung. »Tja, das weiß ich noch nicht so genau, wenigstens auf kurze Sicht. Auf lange Sicht … hm, das werde ich dir erklären. Im Moment jedoch erheitert mich die Ironie des Ganzen.«
    »Ironie?« Wie es aussah, durfte er wenigstens noch ein paar Minuten weiterleben. Theo nahm verstohlen seine Umgebung in Augenschein. Jetzt, wo seine Augen sich an das trübe Licht gewöhnten, wuchs seine Gewißheit, daß er den Standort des Beseitigers ausfindig gemacht hatte: Weit hinten in der Ecke, halb versteckt hinter einem Ring bekleideter Statuen, zeichnete sich der Umriß eines Stuhls mit hoher Lehne ab, auf dem eine schwer identifizierbare Schattengestalt saß. Theo tat einen Schritt darauf zu.
    »Nicht!« sagte die Stimme. »Glaube mir, der Anblick würde dir nicht gefallen.«
    »Ich hab schon allen möglichen Scheiß gesehen, seit ich hier bin. Viel schlimmer kann es nicht werden.«
    »Du würdest dich wundern«, kam die Erwiderung. »Außerdem sind es nicht allein deine Gefühle, die ich schonen möchte. Ich … schäme mich für das, was aus mir geworden ist.«
    Theo wich ein paar Schritte zurück. Das wenige, was er von der Erscheinung auf dem Stuhl erkennen konnte, war in der Tat verstörend: die Ahnung stockartiger Gliedmaßen, dazu unförmige Hautsäcke und glänzende Nässe. »Okay. Du sprachst von … Ironie.«
    »Ja. Es ist eine Ironie, daß ich so viele Anstrengungen unternommen habe, um dich hierherzuschaffen, und alles ist fehlgeschlagen, und jetzt kommst du mich einfach besuchen. Freiwillig.« Wieder ertönte das wispernde Lachen.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine damit den Irrha, den ich ausgesandt habe, dich zu fangen, und der zweifellos immer noch hinter dir her ist. Hast du eine Ahnung, was für eine Energie es kostet, so ein Wesen aus den alten, versunkenen Welten herbeizurufen? Und was für größtenteils vergessene Künste nötig sind, um es so lange Zeit in der Welt der Lebenden zu erhalten?«
    »Du hast mir dieses Monster auf den Hals gehetzt?« Seine Panik, die kurzzeitig etwas abgeklungen war, überfiel ihn wieder wie ein jäher Schüttelfrost. »Dann … dann arbeitest du doch für Nieswurz.« Es war also alles umsonst gewesen. Er hatte nicht nur keinen Weg zur Befreiung von Apfelgriebs gefunden, er hatte auch noch den Halunken die Mühe erspart zu warten, bis er endlich in der Nieswurz-Residenz eintraf. »Herrje, ich bin wirklich ein Idiot.«
    »Vielleicht. Aber die Sache ist ein wenig komplizierter. Ich hatte mir genau diese Chance erhofft, die Chance, dich für mich zu haben. Der Irrha wird allein von seinen Instinkten getrieben, doch er unterliegt dem Zwang der Beschwörung. In diesem Fall ist er zu nichts anderem gezwungen, als dich zu ergreifen und hierherzubringen, an diesen Ort.«
    »Damit du mich an Nieswurz ausliefern kannst, seine Gunst gewinnst, eine hübsche kleine Belohnung einstreichst.« Theo blickte zu der Stelle hinüber, wo Wuschel mit verhülltem Gesicht flach atmend auf dem Boden lag. »Du Schwein. Ich sollte dich zwingen, mich zu töten – oder mich von deinen beschissenen Wurzelmonstern töten zu lassen. Lieber das, als Nieswurz und Stechapfel in die Hände fallen.« Ein Gedanke drängte sich durch die Wut und die Furcht nach oben. »Aber ich mache ein Geschäft mit dir. Laß ihn gehen.« Er deutete auf Wuschel. »An ihm liegt ihnen nichts. Laß ihn gehen, und ich lasse mich widerstandslos von ihnen holen.«
    »Interessant.« In sachlich-nüchternem Ton gesagt. »Das würdest du für einen Freund tun? Was sie mit dir vorhaben, ist

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