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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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alles egal war. »Zum Teufel mit dem ganzen Theater! Zum Teufel mit dir! Sag mir einfach, was du mit mir machen willst!«
    Dowd beruhigte sich ein wenig. »Dasselbe, was Nieswurz und Stechapfel und die anderen gemacht hätten, wenn sie deiner habhaft geworden wären. Als Erbe der Veilchen besitzt du eine Art Schlüssel, von dem sie hoffen, daß er ihnen Zugang zur höchsten Quelle der Kraft verschafft, der Weltanschauung der Menschen. Ich muß nicht unsere alte Welt ins Chaos stürzen, um meine Ziele durchzusetzen – soviel Macht brauche ich nicht –, aber ich muß herausbekommen, was das für ein Schlüssel ist, und mit seiner Hilfe für Erephine und mich wieder annähernd so etwas wie Normalität erlangen. Ich bedauere das Ganze, Theo, aber im Gegensatz zu Nieswurz werde ich mich bemühen, dir kein Leid zu tun.«
    »Fahr zur Hölle, du Irrer, es gibt keinen Schlüssel! Alle machen sie auf mich Jagd, aber ich habe nichts! Keinen Schlüssel, keinen Zauberstab, keinen Ring, sie alle zu binden, nichts!« Er wand sich vergeblich im Griff des Alrauns.
    »Das werden wir erst dann mit Sicherheit wissen, wenn ich Gelegenheit hatte, dich näher zu untersuchen. Sieh doch ein, daß das nur gerecht ist nach allem, was sie mir, was sie Erephine angetan haben. Deshalb gab ich vor, in ihrem Interesse nach dir zu suchen, obwohl ich genau wußte, wo du warst. Nieswurz brauchte mich, und ich brauchte ihn, weil ich unter dem Vorwand, seinen Auftrag auszuführen, ihm nach und nach Mittel und Informationen ablistete und viel von dem herausfand, was ich, glaube ich, wissen muß.«
    »Du bist in Wirklichkeit kein bißchen besser als Nieswurz, weißt du das?« Theo schnaubte verächtlich. »Oh, das hätte ich beinahe vergessen: Du wirst mich nicht umbringen, wenn es sich vermeiden läßt.«
    »Ich bin nicht Nieswurz«, sagte Dowd kalt. Er hatte sich wieder in die dunkle Ecke verzogen, so daß Theo ihn nur als einen unregelmäßigen Schatten sah. »Ich habe schreckliche Dinge getan, aber nur aus Liebe.«
    »Ich hab selten so was Furchtbares gehört.«
    Der andere Alraun an der Wand trat plötzlich aus dem Schatten in einen der Lichtflecken. Theo war überzeugt, daß Dowd jetzt endlich genug davon hatte, sich noch weitere abschätzige Äußerungen anzuhören, daß er dem Wurzelsklaven wortlos befohlen hatte, Theo bewußtlos zu schlagen oder Schlimmeres anzutun, doch da schwankte der Alraun und knickte nach vorne ab wie bei einer Verbeugung, immer weiter und weiter, bis er schließlich auf die denkbar surrealste und groteskeste Art zusammenbrach. Er zerfiel im mehrere große bleiche Scheiben, die auf den Boden krachten und davonrollten.
    »Was in aller Welt …?« war alles, was Theo noch fragen konnte, dann drangen von der Stelle, wo der Wurzelsklave gestanden hatte, ein halbes Dutzend Personen in den Raum, bewaffnete Schutzleute in voller Kampfmontur, wie es aussah, die Augen hinter insektenartigen Brillen verborgen, Hornissengewehre auf Theo und den im Dunkeln sitzenden Dowd gerichtet. Zwei Männer in Zivil traten hinter ihnen hervor, einer außerordentlich lang und dünn und irgendwie dunkel bekannt; er hielt, wie es schien, eine Peitsche aus sich ringelndem Licht in der Hand. Der andere war normal groß und nur allzu bekannt.
    »Rainfarn.« Theo spuckte aus. Es war eine vergebliche Geste, aber es hatte nicht den Anschein, als bekäme er in der nahen Zukunft die Gelegenheit zu irgendwelchen anderen Gesten.
    »Ja, Junker Vilmos – oder sollte ich sagen, Junker Veilchen? Ich lebe noch, dank deiner. Du hast mich einfach liegengelassen, statt mir den Garaus zu machen.« Irgend etwas mit dem Gesicht des Elfs stimmte nicht, es glänzte unnatürlich. »Du bist deinem wahren Erbe offensichtlich entfremdet.«
    »Halt die Klappe, Rainfarn!« herrschte ihn der Lange mit dem ausdruckslosen Gesicht an. »Vater will das rasch erledigt haben.«
    Verloren, dachte Theo, als er die Phalanx der auf ihn gerichteten Gewehrmündungen sah. Durch seine Adern schien Eiswasser statt Blut zu strömen. Er hatte den langen Elf erkannt oder wenigstens die Familienähnlichkeit. Das muß der junge Nieswurz sein, der Sohn, von dem Poppi meinte, er sei völlig wahnsinnig.

 
38
Der zerbrochene Stock
     
     
    D as ist unerhört!« Eamonn Dowds ortlose Stimme dröhnte so laut durch den Raum, daß es Theo beinahe umwarf und selbst die behelmten Schutzleute zusammenzuckten. Rainfarn hielt sich die Ohren zu, als die Stimme erneut losdonnerte. »Wie könnt ihr es wagen,

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