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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ungebeten in mein Heiligtum einzudringen?«
    »Verschone uns«, sagte der lange, bleiche Elf. »Du bist ein Verräter, der beide Seiten gegeneinander ausspielen will. Mein Vater ist bereits dahintergekommen und hat seinen Entschluß gefällt.«
    »Was soll das heißen?« Dowd klang so erschrocken, daß Theos Mut, der ohnehin schon auf Null gesunken war, rapide in den Minusbereich absackte. »Das ist eine Lüge, Anton Nieswurz! Ich habe deinem Vater zahllose Gefallen getan, deiner ganzen Familie …«
    Nieswurz hob die Hand und schnalzte mit den Fingern. Eine Folge musikalischer Töne erklang, die sich wie die Flageolettöne einer oben am Hals gedrückten Gitarre anhörten, dann wurde aus einem unbestimmten Schimmer an der Decke über Nieswurz’ Kopf langsam der glitzernde Umriß eines Spinnennetzes, das eine Ecke nahe der Tür überspannte. Eine eigenartig mechanisch aussehende Spinne kam vom düsteren Rand in die Mitte des Netzes gekrabbelt. »Du bist nicht der einzige, der sich im Schatten verstecken kann«, sagte der jüngere Nieswurz. »Wir haben dir dies hier ins Nest gesetzt, als du uns das letzte Mal besucht hast.« Er machte abermals eine Geste, und Dowds Stimme füllte den Raum.
    »… Deshalb gab ich vor, in ihrem Interesse nach dir zu suchen, obwohl ich genau wußte, wo du warst. Nieswurz brauchte mich, und ich brauchte ihn, weil ich unter dem Vorwand, seinen Auftrag auszuführen, ihm nach und nach Mittel und Informationen ablistete und viel von dem herausfand, was ich, glaube ich, wissen muß.«
    Theo schaute sich verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit um, aber an allen Seiten waren bewaffnete Schutzleute postiert, und zwei von ihnen standen zwischen ihm und dem schlafenden Wuschel.
    »Na schön, Anton«, sagte Dowd. »Du hast mich ertappt, das muß ich zugeben, aber du weißt sehr wohl, daß dein Vater nicht nur gut versteht, welchen Vorteil es hat, Rivalen gegeneinander auszuspielen, sondern daß er es selbst genauso macht. Also vergeuden wir nicht unsere Zeit damit, uns zu streiten, sondern kommen wir ins Geschäft. Du willst meinen falschen Großneffen haben, und zweifellos ist dir bekannt, daß ich darüber hinaus über viele wertvolle Informationen verfüge, Sachen, die mein Vorgänger über viele Jahrhunderte angesammelt hat. Für mich selbst erstrebe ich nur wenig, zumal ich mich nicht in der Illusion wiege, mit deinem Vater um die Macht kämpfen zu können. Dafür, daß ich dir den Erben der Veilchen widerstandslos ausliefere, verlange ich nichts weiter als einen Tag Zeit, um die Stadt zu verlassen …«
    »Du Schwein!« schrie Theo.
    Anton Nieswurz hatte das verstörende Lachen eines schwachsinnigen Kindes. »Das ist wirklich lustig. Aber für dich, Vilmos oder Veilchen oder wie du sonst heißen magst, ist es ein bißchen spät, um von den Machenschaften dieses Kerls überrascht zu sein. Du weißt bereits, was Dowd seiner eigenen Familie antat, von der sogenannten Liebe seines Lebens gar nicht zu reden. Jetzt frage ihn doch einmal, was er mit dem Kind gemacht hat, das im Bauch deiner Frau war.«
    Im ersten Moment panischen Entsetzens glaubte Theo, der junge Nieswurz meinte Poppi, sie wären ihr irgendwie auf die Schliche gekommen, hätten sie verhaftet. Dann begriff er langsam.
    »Die Fehlgeburt?« fragte er und drehte sich zu der düsteren Stelle um, wo Dowd kauerte. Nach so vielen erschütternden und bestürzenden Enthüllungen brachte diese das Faß zum Überlaufen. »Cats Fehlgeburt? Du steckst dahinter?«
    »Für Nieswurz! Ich wollte es nicht tun. Ich war dagegen. Aber wenn ich es nicht getan hätte, hätte er dich auf der Stelle aus der Menschenwelt herausgeholt, um die Weitergabe des Erbes zu verhindern, und ich … ich war nicht bereit …« Die ortlose Stimme stieß einen erstickten Laut aus, der jetzt hörbar von der geduckten Gestalt kam. »Ich war nicht bereit …!«
    Theo verschlug es die Sprache.
    Nieswurz’ Lippen verzogen sich kurz, als hätte er das Grinsen nach einem Handbuch gelernt. »Na, das war amüsant, das muß ich sagen.«
    »Du bist ein Narr, Anton Nieswurz.« Dowds Drohen klang jetzt nur noch nach leerem Theaterdonner. »Dein Vater würde nie einen solchen Fehler begehen. Jetzt ist Vilmos wütend auf mich. Damit wird es für uns noch schwerer, ihn zu benutzen. Ohne mich schafft ihr das sowieso nicht, aber jetzt wird es mich unendliche Mühen kosten, wenn ich …«
    »Nein, du bist der Narr, Dowd«, sagte Fürst Nieswurz’ Sohn. »Wir brauchen überhaupt nichts

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