Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams

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Es war ein wenig so, als ginge das Licht in einem Gebäude aus, das er betrachtet hatte, während er in Gedanken bei etwas anderem war.
    Es ist alles Magie, dachte er. Diese ganze Welt funktioniert mit Magie. Und ich verstehe davon nicht das geringste. Mannomann, ich bin hier echt im Streß.

    T rotz der einfachen Beschreibung mußte er den Weg dreimal machen, bevor er die Küche fand, weil er zunächst nicht begriff, daß rechts und sofort wieder rechts genau das bedeutete. Nachdem er den nicht weitergehenden Flur mehrmals nach einer Stelle abgesucht hatte, wo er zum zweitenmal rechts gehen konnte, obwohl es offensichtlich keine solche Stelle gab, probierte er es auf die wortwörtliche Art. Er ging zu dem Zierbaum zurück und begab sich dann erneut zum Ende des Flurs. Sobald er rechts in den Seitengang abgebogen war, bog er sofort noch einmal rechts ab und machte sich auf den Nasenstüber gefaßt, der nicht ausbleiben konnte, wenn er gegen die Wand lief. Aber plötzlich war die Wand weg.
    Die Küche war ein großer, warmer Raum mit dunklen Bodenfliesen und hohen hellen Steinwänden, an denen blinkende Messingtöpfe und -pfannen hingen. Am hinteren Ende stand, über eine große glänzende Ofenplatte gebeugt, eine kleine, borstige Gestalt auf einem Hocker, die abwechselnd zu den Dachbalken hinaufschrie und Bewegungen vollführte, als dirigierte sie ein Orchester. Weiter vorn saßen vielleicht zehn Personen an einem langen Speisesaaltisch, doch sie sahen wie viel mehr aus, weil zwei davon Oger waren.
    »Hoi! Rotbäckchen!« brüllte Püppchen so laut, daß das Geschirr in den Schränken klirrte.
    »Besuch von der Nachbarschaft«, dröhnte Teddybär.
    Während Theo unsicher in der Tür stand, drehten sich die Gefährten der Oger um und betrachteten ihn interessiert. Sie hatten runde Gesichter und ungefähr menschliches Aussehen, waren allerdings nur so groß wie kleine Kinder, dazu einheitlich grau gekleidet, so daß die Szene ein wenig wie die Mittagspause in einem Fast-food-Restaurant im Munchkinland wirkte. Die kleinen Leute hatten lange, geringelte Augenbrauen und die Männer – wenigstens die meinte Theo eindeutig identifizieren zu können – breite, wallende Bärte.
    »Darf … darf ich reinkommen?« fragte er.
    »Klar darfst du«, antwortete Püppchen gutgelaunt. »Wir haben den andern gerade von dir erzählt.«
    »Du hast erzählt.« Teddybär rülpste mit einem langgezogenen Ton wie ein Müllaster, der einen Container hochhievt. »Ich war am Essen.«
    »Das Licht ist ausgegangen.« Er fand es absurd, daß es ihn erleichterte, auf so häßliche Wesen wie diese Ogergeschwister zu treffen. »Oder ist das nur dort passiert, wo ich war?«
    »Das passiert derzeit am laufenden Band«, sagte Teddybär. »Die Kraftwerksarbeiter machen blau oder so was. Man sollte mal ein paar von diesen faulen Säcken zu Brei zermatschen.«
    »Hast du Hunger?« fragte Püppchen Theo.
    »Nicht auf Brei«, erwiderte er. »Im Augenblick nicht.«
    »Komm, setz dich zu uns.« Sie deutete auf den Platz neben sich und zog einen Korb voll Brot näher an die Tischkante heran. Mit dem Ellbogen bewegte sie ihren Bruder, etwas zu rutschen, so daß zwischen den gewaltigen grauen Leibern ein winziger Streifen Bank frei wurde. Die kleinen Leute beobachteten neugierig, wie Theo sich in die Lücke klemmte.
    Als ob ich mich mit dem Fahrrad zwischen zwei Sattelschlepper schiebe, dachte er. Wenn einer leicht rüberzieht, bin ich bloß noch ein Fettfleck. Er ließ sich vorsichtig nieder. »Ehrlich gesagt habe ich doch ein bißchen Hunger.«
    »Darfst du essen?« erkundigte sich die Ogerin, während die kleinen Leute untereinander flüsterten.
    »Wie, dürfen?«
    »War da nicht so was, von wegen wenn Menschen unsere Speisen essen, dann platzt ihnen der Kopf?«
    »Was?«
    Teddybär schüttelte den Kopf. »Aach, Puppe, du redest manchmal einen Haufen Köttel zusammen. Nicht der Kopf platzt ihnen, das ist Blödsinn. Sie werden knallrot und fallen tot um. Und nicht bloß vom Essen – sie müssen bloß einen Stein in den Mund nehmen oder über ein paar Äste springen. Menschen können hier von so ziemlich allem sterben.«
    Theo, der schon nach einem Stück Brot gegriffen hatte, zog die Hand zurück. »Was meinst du damit? Soll das ein Witz sein?«
    Einer der kleinen Leute am anderen Ende des Tisches stellte sich auf die Bank, damit sein Kopf mit Theos auf einer Höhe war. »Sie wollen dich bloß ärgern, Tritthocker.« Er klang, als hätte er gerade den