Der Blumenkrieg
Wettbewerb im Heliumatmen gewonnen. »Menschen sterben nicht, wenn sie unsere Speisen essen, sie können dann nur nicht wieder nach Humanien zurück.«
»Humanien?« fragte einer der anderen.
»So heißt das Land, wo die Menschen herkommen«, erklärte das erste Männlein wichtig.
»Was zum Donner weiß denn schon ein Brownie?« knurrte Teddybär. Er klang verärgert, doch in Anbetracht der Tatsache, daß er sich ein halbes Dutzend der kleinen Kerlchen auf einmal in den Mund hätte stecken können, wirkten diese nicht sonderlich beunruhigt. »Ihr seid alle Schwachköpfe. Unsere Mami hat uns die Geschichte erzählt. Über diesen Menschenjungen, der Prosper Prima hieß, und wie er sich mit Fett einschmierte, damit er durch die Tür zwischen hier und … und dem Menschenland schlüpfen konnte. Er aß einen Granitapfel und starb.«
»Menschen essen nichts, was aus Stein ist, du Dummbaß!« Püppchen verdrehte die Augen. »Nicht wahr, Rotbäckchen? Ihr eßt nichts, was aus Stein ist, nicht wahr?«
Theo hatte seine Hände mittlerweile in den Schoß gelegt. Trotz der Krämpfe in seinem leeren Magen wollte er um keinen Preis etwas Eßbares anrühren. Daß ihm der Kopf platzte, mochte ein passender Abschluß für einen ausgesprochen grausigen Tag sein, doch obwohl er bezweifelte, daß es wirklich dazu kommen würde, wollte er nichts riskieren – schon gar nicht, daß er möglicherweise nicht mehr nach Hause zurückkehren konnte. »Nein«, sagte er. »Nein, wir essen nichts, was aus Stein ist.«
»Na schön, dann war der Apfel eben nicht aus Granit«, muffte Teddybär, »Frau Schlaumeier. Aber so was Ähnliches war’s. Er hat ihn gegessen, und als er dann nach Hause gehen wollte, ist er über irgendwelche Stöcke gefallen und gestorben.«
»Du hast gesagt, sie werden knallrot«, erinnerte ihn Püppchen. »Menschen, meine ich.«
»Ist er über irgendwelche Stöcke gefallen, knallrot geworden und dann gestorben.«
Theo konnte nur schweigend zuhören, wie sein Magen knurrte, während sie sich über ihn hinweg zankten. Die Brownies schienen das alles höchst unterhaltsam zu finden.
13
Stimmungswechsel
N a klar kannst du essen«, beruhigte Apfelgriebs ihn, während sie ihn von der Küche in Rainfarns Labor führte. »Was willst du denn sonst machen, du Doofkopp, von Luft leben?«
»Aber … aber die Oger haben gesagt …«
»Oger!« Sie flitzte so flink durch den Vorraum, daß er fast laufen mußte, um mitzukommen. »Es ist kein Zufall, daß Rainfarn nicht einen von ihnen hinter dir hergeschickt hat. Selbst Püppchen, und die ist für eine Ogerin das reinste Genie, könnte mit beiden Händen und einer Schatzkarte nicht mal ihren eigenen Arsch finden. Und unser Teddybärchen kann nicht bis elf zählen, ohne sich die Hose aufzuknöpfen.« Sie stupste ihn federleicht zur Eingangstür des Labors. Dort drin wartete sein Gastgeber mit über der Brust verschränkten Armen. »Er hat nichts gegessen, seit er hier ist, Herr«, verkündete Apfelgriebs, »weil die Oger ihm irgendeinen Schiet erzählt haben, dann könnte er nie wieder nach Hause.«
»Was?« Rainfarn schreckte auf, als ob er in Gedanken ganz woanders gewesen wäre. »Wie, er hat nichts gegessen?« Er sprach in die Luft. »Bring Junker Vilmos etwas zu essen.«
»Gewiß, Graf Rainfarn«, sagte die allzeit bereite Heinzelstimme.
»Das tut mir sehr leid«, bemerkte Rainfarn zu Theo. »Bei deiner Ankunft war ich leider … von anderen Dingen in Anspruch genommen. Ich hätte dich fragen sollen, ob du schon etwas gegessen hast. Eine unmögliche Art, einen Gast zu behandeln. Ich bitte um Entschuldigung.«
Theo glotzte konsterniert. Wenige Stunden vorher hatte der Elf ihn angeschaut wie einen Mistkäfer. Jetzt behandelte er ihn wie einen richtigen Gast. Was hatte es damit auf sich? »Ich … ich wollte bloß …« Er brauchte einen Moment, um über seine Verwunderung hinwegzukommen. »Püppchen und ihr Bruder haben mir erklärt, wenn ich hier etwas esse, kann ich nicht mehr zurück. Anscheinend irgendeine alte Geschichte.«
Rainfarn nickte. »Genau das und sonst gar nichts: eine alte Geschichte. Wohlgemerkt, ich zweifele nicht daran, daß ihr eine wahre Begebenheit zugrunde liegt. Ich würde vermuten, daß in alten Zeiten, als kaum etwas den Verkehr zwischen euerm Land und unserem behinderte, ein Mensch eher einmal hier die Zeit vertändeln und die Rückkehr vergessen konnte, so daß zu dem Zeitpunkt, wo der Übertritt schließlich erfolgte, durch den
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