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Der Blumenkrieg

Der Blumenkrieg

Titel: Der Blumenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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sie Theo nach wie vor dringend zu sehen wünschten, ob verspätet oder nicht. Und was bedeutet das? Daß mir in dieser Situation kaum etwas anderes übrigbleibt? Wenn ja, dann wollte er seine Energie nicht auf Rainfarn verschwenden, der ihm allmählich (und unabhängig davon, ob seine plötzliche Höflichkeit gespielt war oder nicht) als ein bloßer Befehlsempfänger erschien.
    »Ich muß also gehen?«
    Rainfarns Nicken war fast eine kleine Verbeugung. »Ich bedaure es, aber ja, du mußt.«
    »Aber der erste, der mich hinbringen sollte, wurde getötet, sagtest du. Irgend jemand hat ihn definitiv umgebracht. Wie finde ich jetzt diesen Ort, wo ich hinsoll, und wie kann ich den Typen entgehen, die diesen Stockrose auf dem Gewissen haben? Und was mache ich, wenn dieser Untote wieder hinter mir herkommt?«
    »Ja, das sind alles Probleme. Ich habe gründlich über die Sache nachgedacht. Um dir zu zeigen, wie ernst ich deine Situation nehme und wie sehr ich mein vorheriges Verhalten bedaure – ich war wirklich sehr von anderen Dingen abgelenkt, wie ich, glaube ich, schon sagte –, werde ich dir ein Mitglied meiner eigenen Familie mitgeben.«
    »Danke, aber ich denke, einer der Oger wäre mir lieber. Sie sind vielleicht nicht die Umgänglichsten, aber ich wette, niemand würde mir in den A…« Er hielte inne und entschied sich für eine andere Formulierung. »Ich wette, niemand würde mir an die Kehle wollen, wenn ich einen Oger dabeihätte.«
    Rainfarn schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre höchst unpassend. Zum einen werden sie hier gebraucht. Ich habe sie mir als persönliche Leibwächter von meinem Bruder geliehen – ganz zu schweigen davon, daß sie beim Versetzen der Geräte hier im Labor eine große Hilfe sind. Zum anderen zeigt sich da deine Unkenntnis unserer Gesellschaft. Wer mit Ogern als Geleitschutz reist, gibt sich damit als Angehöriger des höchsten Blumenadels zu erkennen und zieht folglich Aufmerksamkeit auf sich. Man würde sich sehr bald fragen, warum ein Unbekannter wie du sich zwei so große und gefährliche Diener leisten kann.«
    »Ach, und ohne Oger werde ich nicht auffallen?«
    »Nicht, wenn du dich entsprechend kleidest und wir sonst noch ein paar Veränderungen an deinem Äußeren vornehmen. Vor allen Dingen müssen wir etwas an der Hautfarbe machen, diesem ordinären Braunton. Du siehst damit wie ein Arbeiter aus.«
    »Tja, das beschreibt meine generelle Stellung in der Gesellschaft ganz gut. Du mußt nur noch ›sturköpfig‹ und ›undankbar‹ hinzufügen.«
    Rainfarn warf ihm einen säuerlichen Blick zu. »Ich werde alles Nötige veranlassen, es besteht also kein Grund zur Sorge. Ich werde dir jemand schicken, der dir bei der Tarnung behilflich ist.«
    »Okay, wir verbergen meine Sonnenbräune, damit mich alle für einen stinknormalen Mittelstandself halten.« Theo schüttelte den Kopf. »Das alles gibt mir das Gefühl, daß diese Reise ein klein bißchen gefährlicher werden wird, als du mir weiszumachen versuchst. Wer ist dieser Verwandte, den du mir mitgeben willst?«
    »Keine Bange, Junker Vilmos, es wird einfacher werden, als du befürchtest. Komm am Morgen zu mir, wenn du aufgestanden und angekleidet bist, und wir werden die Vorbereitungen abschließen.« Rainfarn kehrte Theo den Rücken zu, dann besann er sich offenbar. »Findest du allein in dein Zimmer zurück, Junker Vilmos? Die Heinzel kann dich direkt dort hinversetzen oder dir den Weg beschreiben.«
    »Das wäre hilfreich. Sonst könnte es passieren, daß du mich nie wiedersiehst.«
    »Ja, das stimmt.« Er sagte es ganz im Ernst. »Ach, übrigens, würdest du bitte diese betrunkene Fee mitnehmen? Ich habe zu arbeiten.«
    Theo hob Apfelgriebs aus der Schublade und legte sie sich behutsam in die Hand. Ihre Äuglein öffneten sich schlaftrunken, dann gab sie einen klitzekleinen Rülpser von sich, lächelte und schlief wieder ein.
    »Sie sind wie Spatzen«, meinte Rainfarn stirnrunzelnd. »Niemals still und unglaublich frech.«
    Theo verspürte den Drang, seine einzige Freundin in diesem außerirdischen Land zu verteidigen, aber er mußte nach seiner eigenen Erfahrung zugeben, daß der Elfenadelige die Wahrheit sagte.
     

     
    A utsch!«
    »Halt still! Du willst doch nicht, daß ich dir aus Versehen das Gesicht abreiße, oder?«
    Wenn ein Oger so etwas zu einem sagte, selbst ein vergleichsweise freundliches Exemplar wie Püppchen, dann gehorchte man. Theo hielt still. »Du bist also der Tarnungsexperte, den Rainfarn mir

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