Der Blut-Mythos
Hologramm.«
»Nein, das ist eine Neuerung. Aber der Blut-Mythos ist alt. Marita hat mir einiges darüber erzählt, aber ich habe ihn nach ihren Aussagen nachbilden lassen und glaubte nicht daran, daß er tatsächlich existiert, so wie Sie beide.«
»Manchmal kann man sich irren«, gab Suko zu bedenken.
»Ach, und Sie irren sich nie?«
»Niemand ist perfekt. Bei bestimmten Dingen allerdings behalten wir leider oft recht.«
»Okay, mag sein. Aber was wollen Sie noch hier?«
»Sie können uns gern allein lassen, Mr. Cern.«
Der Mann lachte dreckig. »Das könnte Ihnen so passen. Kommt nicht in Frage. Ich bleibe. Aber Sie haben meine Frage nicht beantwortet. Was wollen Sie hier?«
»Ich werde versuchen, Ihr Hologramm zu testen«, sagte Suko.
»Was soll das denn?«
»Das werden Sie gleich sehen.«
»Ist doch Unsinn, verdammt. Was soll denn da groß getestet werden? Die Funktion?« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen die Physik dazu auch nicht erklären, ich bin nur froh, daß es so etwas überhaupt gibt. Einen Test brauche ich nicht.«
»Aber ich«, erklärte Suko und stieg über das Band der viereckigen Absperrung hinweg.
Cern machte für einen Moment den Eindruck, als wollte er ihm nachlaufen, blieb aber dann in der dunklen Stelle stehen und wartete ab, wie sich die Dinge entwickelten.
Suko schaute sich den Blut-Mythos aus der Nähe an. Er versuchte, etwas von ihm aufzunehmen, vorausgesetzt, es war da was vorhanden. Es war nichts zu spüren.
Das enttäuschte den Inspektor im ersten Moment, aber er gab trotzdem nicht auf.
Er streckte den Arm aus. So näherte er sich dem Gebilde, das so verflucht echt, aber trotzdem nur ein Produkt der angewandten Physik war.
Die Hand zuckte schon nach der ersten flüchtigen Bewegung zurück, was auch Gunnar Cern aufgefallen war.
»He, was ist denn?«
Ohne ihn anzuschauen, sagte Suko: »Es ist kalt, Mr. Cern. Es ist kalt wie Eis.«
Der Mann lachte wieder. Diesmal klang sein Lachen allerdings eine Spur unsicherer. »Was soll das denn heißen? - Kalt wie Eis, das glaube ich Ihnen nicht. So etwas ist noch nie passiert.«
»Sie sollten sich davon selbst überzeugen, Mr. Cern.«
Er zögerte, strich über sein langes Haar und war verunsichert.
»Wollen Sie nicht?«
»Nein, schon gut, ich glaube Ihnen. Außerdem will ich hier an meinem Platz bleiben. Aber kalt wie Eis ist es nie gewesen. Das kann ich Ihnen schwören.«
»Dann muß sich etwas verändert haben!« Damit war für Suko die Sache erledigt. Er faßte ein zweites Mal zu, und wieder spürte er die Kälte. Diesmal intensiver, denn er hatte seine Hand tiefer in das Hologramm hineingesteckt. Er ließ sie so, weil er den Eindruck hatte, daß sich etwas tat. Genaues konnte er nicht sagen. Da war nur dieses plötzliche Kribbeln, das über seine Haut hinwegfuhr. Vergleichbar mit einem leichten elektrischen Stromstoß.
Nicht normal.
Etwas passierte.
Suko wußte es, aber er konnte nichts Konkretes sagen. Er überlegte nur, ob er seine Hand nicht in eine andere Welt oder Dimension hineingesteckt hatte. Dieses Hologramm konnte durchaus etwas mit einem Zeittor zu tun haben. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, daß Suko so etwas erlebt hätte.
Er spürte nichts. Und trotzdem gab es da eine Bewegung.
Auch die Kälte nahm zu.
Da passierte es.
Plötzlich bewegte sich der alte Blut-Mythos wie von selbst.
Er glitt wieder in Sukos Hand hinein, zugleich aber löste er sich auf, als wäre er weggeweht worden. Dann erlosch das Licht!
***
Die Finsternis war über den Raum gefallen wie ein dichter Sack. Keiner der Anwesenden trug daran die Schuld. Sogar Gunnar Cern nicht, der darüber fluchte, daß er in der tiefen Finsternis stand.
»Soll ich die Lampe einschalten?« flüsterte Shao.
»Nein, laß es bleiben. Es wird etwas passieren. Das hier war erst der Beginn.«
Gunnar Cern hatte die beiden sprechen hören. »Scheiße!« fluchte er. »Sie haben doch die Lampe. Schalten Sie sie ein.«
»Nein, wir warten noch!« erklärte Suko.
»Worauf denn?« Cern knurrte wie ein gereiztes Tier. »Hier kann ich nichts machen. Die Energieversorgung ist zusammengebrochen. Man hat mir den Strom gekappt.«
»Das denke ich auch.«
»Macht doch Licht, verflucht!«
Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte Suko sich prächtig amüsieren können. »Warum regen Sie sich so auf? Haben Sie Angst vor Ihrer eigenen Geisterbahn?«
»Quatsch!«
»Dann lassen Sie mal vorerst alles beim alten. Wir sind auf dem richtigen Weg. Das kann
Weitere Kostenlose Bücher