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Der Blut-Mythos

Der Blut-Mythos

Titel: Der Blut-Mythos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Hand, Mr. Cern. Das müssen wir leider anderen überlassen.«
    Er hatte es endlich geschafft, sich von der Stelle zu lösen. Als er auf die beiden zuging, glich er einer seiner Gestalten aus der Geisterbahn. Sein Gesicht war grau geworden. Es schien mit Asche eingepudert worden zu sein. In seinen Augen stand ein schon fast irrer Blick.
    »Ja, wir hauen hier ab. Ich kann nichts tun.« Er trat wütend gegen die Wand. »Meine Attraktion ist dahin. Ich kann zumachen. Für mich ist die Saison gelaufen. Ich muß mir was Neues einfallen lassen.«
    »Das werden Sie schon schaffen, Mr. Cern.«
    »Ich gehe mit Ihnen, Inspektor.« Er schüttelte den Kopf. »So etwas habe ich noch nie erlebt.« Er schaute in den Raum hinein, als wollte er Abschied nehmen.
    Sie gingen denselben Weg zurück. Es passierte ihnen nichts, niemand lauerte an den stockdunklen Stellen, trotzdem waren Suko und Shao der Meinung, daß sich etwas verändert hatte. Die Luft hatte sich noch mehr verdichtet, und sie hatten beide das Gefühl, durch Watte zu gehen.
    Dann ging es die Treppe hinab.
    Suko dachte auch dran, daß diese Geisterbahn ein ideales Versteck bildete. Zudem war es der richtige Ort, um einen Kampf zwischen den beiden Vampiren auszurechnen, in dem möglicherweise ein John Sinclair als Joker auftrat.
    Am Ende der Treppe wartete Gunnar Cern auf sie. Er hatte viel von seiner Sicherheit verloren und wußte nicht, wie er sich bewegen sollte.
    Wohl deshalb trat er unruhig von einem Bein auf das andere und wartete darauf, daß er angesprochen wurde.
    Da dies nicht eintrat, ergriff er selbst das Wort. »Ich hatte Ihnen ja gesagt, was ich vorhabe. Und ich werde dabei bleiben. Ich werde mich beschweren, denn ich habe durch Sie eine Geschäftsschädigung erlebt, deren Ausmaß ich nicht überblicken kann.«
    Suko wollte zu einer scharfen Erwiderung ansetzen, doch er blieb stumm. Alle drei hatten die Stimme gehört und auch die Frage, die gestellt worden war.
    »John Sinclair, wo ist Marita?«
    ***
    Der alte Blut-Mythos hielt mich gefangen. Ihm war es gelungen, die Zeit so zu relativieren, daß sie für mich ihre Bedeutung verloren hatte. Wieder einmal trieb ich dahin und zugleich hinein in einen Strom, mit dem ich nicht zurechtkam.
    Ich war frei und trotzdem gefesselt. Ich bewegte mich ausschließlich auf geistiger Ebne, denn darin waren meine Erinnerungen noch gespeichert, besonders die letzten Minuten, die zu einer Auseinandersetzung mit Chronos geführt hatten.
    Ich mußte ihn einfach als meinen Feind ansehen. Es gab keine andere Alternative. Er war jemand, der das Blut der Menschen benötigte, um die Zeiten überdauern zu können. Nur bei Marita hatte er sich zurückgehalten, aber sie befand sich in der Gewalt des mächtigen Dracula IL Ich wußte auch, daß jemand wie Mallmann sein Versprechen nicht einhalten würde. Eine so junge Frau in seiner Nähe, ein Blutopfer, das konnte nicht gutgehen. Mir hatte er sie als Geisel präsentiert, aber darauf baute ich nicht.
    Um mich herum war es weder hell noch dunkel. Da war einfach ein farbloses Nichts vorhanden. Ich trieb hindurch und war von allen Seiten umklammert. Es gab keine Umrisse, keine Gegenstände, keine farblichen Veränderungen, es war eben das seltsame Nichts, das ich mir selbst nicht erklären konnte.
    Bis zu dem Punkt, als sich etwas für einen winzigen Zeitraum veränderte.
    Gesichter!
    Shao - Suko…?
    Einbildung oder Wahrheit? Hatte ich auf meiner ungewöhnlichen Reise tatsächlich diesen Mini-Zwischenstopp eingelegt? Oder war mir nur ein Trugbild vorgegaukelt worden?
    Ich tendierte zur letzten Möglichkeit hin, konnte aber selbst nichts unternehmen und trieb weiter.
    Wohin, wieso und warum. Auf diese Fragen fand ich keine Antworten. Es gab weder Wärme noch Kälte. Ich hörte keine Stimmen, keine anderen Laute, es war einfach nur dieses Nichts, das mich umwehte.
    Aber es hatte ein Ende.
    Übergangslos wie schon einmal. Ich hörte wieder dieses hohe Singen und zugleich das Ticken der Uhr, das einen Moment später verstummt war, als die Zeiger angehalten worden waren.
    Nicht in der Vergangenheit, nicht in einer anderen und fernen Dimension, sondern in meiner Welt, in der Gegenwart. Das war für mich zwar nicht unbedingt zu sehen, aber zu fühlen oder zu spüren, denn ich nahm normale Gerüche wahr.
    Da lag der Staub in der Luft. Es roch nach altem Papier oder alter Kleidung.
    Möglicherweise auch nach einem Hauch von Schweiß, so genau kam ich damit nicht zurecht. Aber es waren die Gerüche

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