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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und auch Iris fragte sich, wie es weitergehen würde.
    Dr. Kellerman, zu dem sie Vertrauen hatte, wollte sie noch einen oder zwei Tage hier behalten. Eine kurze Zeitspanne oder eine lange. Es kam darauf an, aus welchem Blickwinkel man alles betrachtete. Iris jedenfalls wollte so rasch wie möglich weg. Wer nicht krank war und das Elend hier sah, der konnte krank werden.
    In ihr steckte zudem eine tiefe Furcht. Nach außen hin machte sie sich kaum bemerkbar, es sei denn, jemand stieß sich am Flattern des Blickes. Die sichtbare Lage machte ihr keine Angst, denn was hätte sie schon von den beiden Frauen zu befürchten gehabt?
    Nein, da war etwas anderes, das ihr Probleme bereitete. Es ging um ihr eigenes Erlebnis. Um das, was sie kurz vor ihrem Wegtreten durchgemacht hatte. Sie hatte das Blut gesehen, auch die Gestalt, die ihr vorgekommen war wie in die Luft hineingezeichnet. Dieses Wesen, mit dem sie nichts anfangen konnte, war plötzlich über sie gekommen, und es hatte etwas getan, das sie bis jetzt noch nicht begriff. Es hatte ihr rote Blutkörper geraubt. Es hatte dafür gesorgt, dass sie sich so schwach und müde fühlte, und Iris fragte sich, warum das geschehen war. War sie nur ein zufälliges Opfer gewesen oder steckte dahinter Methode?
    Sie wusste es nicht. Ihr war nur klar, dass sie auch weiterhin Probleme haben würde. Das war schon losgegangen, als sie sich hingesetzt hatte. Da musste sie wirklich Kraft aufwenden, und jetzt hockte sie auf der Kante, schaute auf ihre beiden Zimmernachbarinnen und fragte sich, in welch einem Zirkus sie sich befand.
    Die Frau mit dem einen Auge grinste sie an. Dabei zuckte es noch, und sie öffnete ihren fast lippenlosen Mund.
    »Schätzchen, du bist so jung. So herrlich jung. Auch so schön. Ja, das war ich auch mal«, krächzte sie unter einem kehligen Lachen, »doch das ist lange her. Ich bin weit über achtzig. Man hat mir ein Auge weggenommen, Kindchen. Der Krebs, verstehst du. Er kennt keine Gnade. Er frisst sich durch und...«
    »Hören Sie auf, verdammt! Das will ich nicht hören!« Sie schlug mit der Faust auf das Bett.
    »Ja, ja, ich kann dich verstehen. Wenn man jung ist, dann ist das alles so weit fort. Aber warte ab, wenn du mal in meine Jahre kommst. Falls du so alt wirst. Manchmal ist es auch eine Gnade, früher sterben zu dürfen. Ich lebe immer noch. Und meine Nachbarin auch. Aber ich will mich nicht beschweren. Ihr geht es noch schlechter als mir.« Zum Abschluss kicherte sie, was Iris nur sehr unwillig hörte. Sie hätte am liebsten ihre Sachen gepackt und wäre verschwunden.
    Zumindest aus dem Zimmer raus wollte sie. Außerdem musste sie zur Toilette.
    Es war nicht so leicht wie sonst, sich zu erheben. Iris King bewegte sich dabei so langsam wie eine frisch Operierte. Trotzdem erfasste sie ein gewisser Schwindel. Sicherheitshalber ließ sie sich wieder fallen und blieb in den folgenden Sekunden sitzen.
    Die Frau mit dem einen Auge fing an zu lachen. Sie räusperte sich danach und bekam einen Hustenanfall. Der war Iris lieber als irgendwelche Gespräche mit ihr.
    Der nächste Versuch.
    Diesmal klappte es besser. Sie kam auf die Beine, und sie blieb auch stehen, ohne dass sie von einem Schwindel erfasst wurde. Dafür holte sie tief Luft und fixierte die Tür.
    Kurze Zeit später probierte sie es mit den ersten Schritten und war froh, dass es einigermaßen klappte. Sie blieb auf den Beinen. Es gab nichts, was sie wieder packte oder ihr die Beine wegriss. Beinahe schon normal bewegte sich Iris auf die Tür zu und behielt dabei die breite Klinke im Auge. Auch das war kein Problem, nur hatte sie nach wie vor den Eindruck, über dem Boden zu schweben, obwohl sie bei jedem Schritt einen Widerstand erlebte.
    »Viel Spaß, du junges Ding!«, krächzte die Einäugige hinter ihr. »Aber gib auf dich Acht. In der Welt lauern überall Gefahren.«
    Iris King gab keine Antwort. Sie zog die Tür auf, hielt sich noch daran fest und war schließlich froh, als sie das Geländer im Flur sah, an dem sie sich festhalten konnte. Zu beiden Seiten war es am Gang angebracht und grün lackiert worden.
    Sehr bald kam eine Schwester auf sie zu. Da stand sie neben dem Geländer und hielt sich fest.
    »He, wo wollen Sie hin?«
    Iris war etwas durcheinander. »Ja, äh... ich suche die Toilette. Ich muss mal.«
    Die Schwester lächelte. »Klar, hätte ich mir auch denken können. Gehen Sie weiter nach links. Neben dem Schwesternzimmer müssen Sie die hellbraune Tür

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