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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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umgab, der auch in ihr Inneres hineinglitt. Plötzlich war sie nicht mehr sie selbst. Etwas Anderes und Fremdes tobte in ihr. Sie merkte schon, dass mit ihr etwas geschah, doch sie konnte nichts dagegen unternehmen. Innerhalb kürzester Zeit befand sie sich in einem Gefängnis, in das auch ihre Seele mit eingeschlossen war.
    Sie stand unter Druck. Sie war unbeweglich geworden. Sie erlebte einen Angriff und eine Übernahme zugleich. Die Augen hatte sie weit aufgerissen, und so konnte sie dieses Wesen auch erkennen, das kein Mensch war, aber so aussah.
    Ein nackter Körper. Lange Haare. Ein aufgerissener Mund und dunkle, glänzende Augen.
    Sie schrie nicht. Aber etwas passierte mit diesem Wesen. Es drang in Iris ein. Die fremde Kraft erwischte alles in ihr. Vom Kopf bis zu den Zehen.
    Iris wunderte sich darüber, dass sie nicht am Boden lag. Aber sie war gegen die Wand gepresst worden, und die Gestalt hatte sich in sie hineingedrängt. Das Andere, das Fremde steckte jetzt in ihrem Körper, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte.
    Ihr wurde so kalt im Innern. Zugleich rannen über ihre Haut Fieberschauer. Diese Wechselwirkung konnte sich die junge Frau nicht erklären, aber sie stellte sehr deutlich fest, dass die Kraft dabei war, sie zu verlassen.
    Etwas zerrte an ihren Knien. Etwas weichte sie auf, und Iris merkte, dass ihr wieder mal die Beine nachgaben. Sie konnte nicht dagegen ankämpfen, die fremde Seite war viel stärker.
    So sackte sie an der Wand zusammen. Ihr Gesicht war ein Abbild der Angst, die in ihr steckte. Aus dem offenen Mund drangen nur röchelnde Laute, bis sie sich noch mal zusammenriss und all ihre Angst in einen gellenden Schrei legte...
    ***
    »Iris!« schrie Dr. Kellerman.
    Er war entsetzt, denn er hatte nicht damit gerechnet, eine derartige Szene zu sehen.
    Ich im Prinzip auch nicht, aber so überrascht wie der Arzt war ich nicht. Iris King hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt. Es gab niemand, der sie angriff, und doch machte sie den Eindruck, von einer anderen Macht attackiert zu werden, die die Kontrolle über sie bekommen hatte. Der Schrei war verstummt, denn die junge Frau konnte nicht mehr, und sie fiel allmählich zu Boden.
    In den Augen stand die nackte Angst. Über das Gesicht lief der Schweiß in Strömen, und der Arzt, der näher bei ihr stand, konnte es nicht mehr mit ansehen.
    Er bückte sich, griff unter die Arme der Patientin – und schrie selbst auf, als hätte er einen Schlag bekommen. Er ließ die junge Frau los, taumelte zurück und stieß noch gegen mich.
    Ich konnte ihn. nicht fragen, was da passiert war, dann vor Iris King zitterte etwas in der Luft, das aussah wie eine Gestalt. Ich sah es nur sekundenlang und erkannte aber, dass es sich um eine nackte Frau mit Flügeln handelte.
    Der Engel?
    Das Blut sah ich nicht. Dafür erlebte ich den Angriff dieses Wesens und bekam ihn mit voller Wucht mit. Etwas sprang mich an, das kein Gewicht besaß.
    Auch damit hatte ich nicht gerechnet. Dieser Geist huschte gedankenschnell in meinen Körper hinein. Sicherlich wollte er mir etwas rauben, aber plötzlich verschwand er wieder.
    Alles ging rasend schnell. Vor meinen Augen baute sich das Wesen wieder auf, und einen Lidschlag später war es verschwunden. Es raste auf die Schwingtür zu, die allerdings kein Hindernis darstellte. Ich wollte es trotzdem verfolgen, rammte die Tür auf und schaute in einen Toilettenraum, in dem drei Kabinen nebeneinander standen, aber sonst nichts zu sehen war.
    Keine Spur mehr von dem Angreifer. Oder war es eine Angreiferin gewesen?
    So genau konnte ich sie nicht unterscheiden, obwohl ich die nackten Brüste gesehen hatte. Allerdings auch die Flügel. Und bei Wesen aus diesen für Menschen normalerweise nicht zu erreichenden Bereichen, war alles möglich.
    Ich drehte mich um und ging zurück in den Vorraum. Dr. Kellerman hatte sich wieder einigermaßen gefangen. Er holte tief Luft, er schüttelte auch den Kopf und hatte sich mit dem Rücken gegen die geschlossene Tür gedrückt. Der Angriff des Blutengels – das war er mittlerweile für mich – hatte bei ihm mehr Spuren hinterlassen als bei mir. Möglicherweise hatte mich mein Kreuz beschützt.
    Iris King saß am Boden. Sie schrie nicht mehr.
    Recht still hockte sie da und schaute aus großen Augen ins Leere. Nur ab und zu drang ein Stöhnen aus ihrem Mund.
    Ich bückte mich ihr entgegen. »Darf ich Ihnen helfen, wenn Sie aufstehen?«
    Meine Ansprache hatte ihr nicht gut getan, denn sie

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