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Der Blutengel

Der Blutengel

Titel: Der Blutengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesicht. Jetzt wirkte sie auf mich fast noch wie ein Kind. Mit ihren blassen Wangen, den ebenfalls blassen Lippen und den rötlich blonden Lockenhaaren, die ein rundes Gesicht umschlossen.
    Sie fuhr mit den Händen über ihre Augen hinweg und flüsterte: »Wie wollen Sie das denn machen?«
    Die Antwort hatte ich mir schon zurechtgelegt. »Sagen wir mal so, Iris. Ich habe einen Schutz gegen das Böse, und das wird auch dieser Angreifer einsehen, sollte er erscheinen, wenn ich bei Ihnen bin.«
    »Ach, was haben Sie denn?«
    »Hier, schauen Sie.« Ich fasste die Kette am Nacken an. An ihr hing mein Kreuz, und das zog ich langsam über die Brust hinweg in die Höhe, sodass es aus dem Hemdausschnitt rutschte.
    Iris King hatte nur Augen für die Bewegung unter dem Hemd, und dann konnte sie nur staunen.
    »Ein... ein... Kreuz?«
    »Ja, wie Sie sehen.«
    »Mein Gott, es ist wunderschön. Ich habe so eines noch nie im Leben gesehen.«
    »Das glaube ich Ihnen gem. Es ist nicht nur etwas Besonderes, sondern auch ein Einzelstück.«
    »Für Sie gemacht?«
    »Ja.«
    Sie schaute es an und neigte sich sogar noch etwas vor. Dann bewegte sie die Lippen, doch ich hörte nicht, was sie sagte. Schließlich sprach sie lauter und hauchte: »Diese Buchstaben an den Enden, was bedeuten sie?«
    Ich sagte ihr die Wahrheit. »Es sind die Initialen von vier Erzengeln. Michael, Gabriel, Raphael und Uriel. Gewissermaßen Schutzengel, wenn Sie so wollen.«
    »Ja, diese Namen kenne ich«, sagte sie mit leiser Stimme. Und die anderen Zeichen?«
    Ich winkte ab. »Die sind hierbei nicht von Bedeutung. Mein volles Vertrauen gilt den vier Engeln, und ich denke, dass ich damit nicht falsch liege.«
    »Engel«, wiederholte sie mit leiser Stimme. »Ja, Engel, das ist es doch gewesen.«
    »Was?«
    »Der Räuber war ein Engel. Eine Gestalt mit Flügeln. Ich bin völlig durcheinander deswegen. Ich habe die Engel immer für wunderbare Geschöpfe gehalten. Jetzt nicht mehr.«
    »In der Regel sind sie das auch. Man kann sie durchaus als Beschützer bezeichnen, aber leider gibt es auch bei ihnen Unterschiede. Nicht alle sind gut , sage ich mal.«
    »Sondern?«
    »Es gibt auch Engel, die sich auf die andere Seite geschlagen haben, und daran können wir leider nichts ändern. Außerdem leben sie in sehr vielfältigen und auch vielschichtigen Reichen, in die wir Menschen leider keinen Einblick haben. Und so kann es dazu kommen, dass sie...«
    »Böse Engel? Schlechte Engel?«, unterbrach mich Iris.
    »Ja.«
    »Das ist wie... ja... ja, ich habe davon gehört. Damals gab es die doch. Den Erzengel Michael. Er hat Luzifer in die Hölle geschickt. Das habe ich als Kind gehört.«
    »So berichtete es die Legende und auch viele Religionen.«
    »Glauben Sie es?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sagen wir so, damals sind Zeichen gesetzt worden, die heute noch ihre Gültigkeit haben. Darauf können Sie ruhig setzen, Iris. Zudem erlebe ich es immer wieder, aber das ist eine mehr persönliche Sache.«
    Obwohl wir uns unterhalten hatten, hatte Iris den Blick nicht von meinem Kreuz abwenden können. Sie war von seinem Anblick wirklich fasziniert. Ich hatte das Kreuz schon zahlreichen Menschen gezeigt. Für die Mächte der Finsternis bedeutete sein Anblick in der Regel das Grauen und die Vernichtung. Für andere aber – dazu zählte Iris King – war es einfach nur wunderbar.
    Ich bin Menschenkenner genug, um zu wissen, dass sie eine Frage quälte. Iris traute sich noch nicht, sie zu stellen. Auch jetzt musste sie ein paar Mal schlucken, bis sie sich schließlich überwand.
    »Kann ich... kann ich... es mal anfassen oder in die Hand nehmen?«
    »Bitte.«
    »Oh ja, danke.«
    Ich reichte es ihr rüber. Sie streckte mir bereits die Hand entgegen. Ich schaute auf die offene Fläche, die leicht verschwitzt war, und sah auch das Zittern.
    »Haben Sie Probleme mit dem Kreuz?«, wollte ich wissen.
    »Nein, nein, die habe ich nicht. Es ist nur so... so... aufregend.«
    Das verstand ich irgendwie, und ich legte ihr das Kreuz sachte auf die rechte Hand, die leicht zuckte, als sie mit dem Metall in Berührung kam. Sie wollte auch die Finger zur Faust schließen, doch es blieb beim Versuch. Zu sehr erlag sie der Faszination des Kreuzes und senkte jetzt den Blick.
    Ich freute mich darüber, dass Iris es festhielt und rechnete damit, dass es ihr auch eine gewisse Kraft zurückgeben würde und ihr einen Teil der Angst nahm.
    Sekunden vergingen, in denen Iris King nur Augen für dieses

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