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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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Kaiser.
    »Nicht den geringsten«, bestätigte Berthold. »Ich hatte die Torheit der Jugend längst aus meiner Erinnerung getilgt, doch die Ähnlichkeit ist verblüffend. Ich nehme sie erst jetzt richtig wahr. Anfangs hatte ich kurz das Gefühl, als erinnere sie mich an jemanden, doch …«
    »… doch Ihr wolltet alle Zeugen Eurer Vergangenheit beseitigen und habt befohlen, meinen ganzen Stamm zu ermorden. Habt Ihr deswegen auch Sizma töten lassen, nachdem Euer Handlanger sie zur Hure gemacht hat?«
    Aliza fuhr Berthold mit solchem Feuer an, dass sogar der Kaiser erschrak.
    »Muss ich der Königin dankbar sein, dass sie mich in den Kerker werfen ließ, weil ich sonst Euer nächstes Opfer geworden wäre? Und: Hätte ich das Kloster je erreicht, oder hätte man mir hinter der nächsten Straßenkreuzung die Kehle durchgeschnitten?«
    »Ist das wahr?« Befehlsgewohnt übertönte der Kaiser alle Ausrufe des Schreckens im Raum.
    »Natürlich nicht!« Berthold verteidigte sich zunehmend erregter. »Wie könnt Ihr mir solche Schurkerei unterstellen? Wenn, dann habe ich mich dadurch schuldig gemacht, dass ich dem falschen Mann vertraut habe. Woher sollte ich wissen, zu welcher Grausamkeit Kuno von Vohburg fähig ist? Er sollte lediglich dafür sorgen, dass die Ägypter Donaustauf verlassen.«
    Seine Unschuldsbeteuerungen brachten Aliza vollends gegen ihn auf. »Das macht Euch nicht unschuldig. An Euren Händen klebt Blut!«
    »Wessen Blut? Nicht einmal den Tod deiner vermeintlichen Schwester kann man mir anlasten, und auch Kuno ist unschuldig daran. Sie erhob die Waffe gegen ihn und Wolf von Rheinau. Dass sie dabei den Tod gefunden hat, ist allein ihre Schuld.«
    Ein Wort gab das andere, doch Aliza fiel auf, dass Berthold Rupert des Mordes an Sizma nicht beschuldigte.
    »Du bist meine Tochter, ob du es hören willst oder nicht«, stellte er am Ende resignierend fest. »Mein einziges Kind bislang.«
    »Du wirst sie nicht anerkennen, Bruder!« Clementia vergaß sich und ergriff, ohne aufgefordert zu sein, das Wort. »Bedenke den Skandal!«
    »Ich bin und bleibe eine Tamara«, verweigerte auch Aliza die Verwandtschaft. »Ich will nichts mit den Zähringern zu schaffen haben.«
    Niemand beachtete ihre Worte, denn der Streit zwischen Berthold und seiner Schwester wurde mit jedem Argument beleidigender. Beider Familienstolz überstieg das Maß der Vernunft.
    Aliza sah den Kaiser den Kopf schütteln und Beatrix erstaunt die Brauen heben.
    Mit zunehmendem Schrecken stellte sie sich vor, wie es wäre, von den Zähringern einverleibt zu werden. Sosehr sie familiäre Geborgenheit vermissen würde, nachdem die Ihren alle tot waren, zu Berthold und Clementia zog es sie nicht hin. Sie waren Dämonen, von Ehrgeiz und Standesdünkel zerfressen.
    Seit sie aus dem Würgegriff des Löwen wieder zu sich gekommen war, wurde Aliza Zeugin, wie sie sich in den Haaren lagen. Wenn Clementia dann einmal die Familienehre angemahnt hatte, zeigten sich weder ihr Mann noch ihr Bruder ihren Argumenten zugänglich. Nicht weil die Argumente falsch oder einfältig gewesen wären, nein, einfach weil sie von ihr kamen. Und wo blieben Clementias lautere Motive? Sie hatte sie nur aus dem Kerker befreit, um ihren Bruder zu schützen.
    Der Löwe wiederum hatte Clementia mit Vorwürfen überhäuft, als wäre sie schuld, dass er in seiner Eifersucht einen Mönch für den Liebhaber seiner Frau gehalten und ihn um ein Haar erwürgt hätte. Verärgert darüber, dass sie mit ihrem Bruder paktierte, hatte nur Bertholds Auftauchen ihn davon abgehalten, seine Frau auch noch mit dem Gürtel zu züchtigen.
    Aliza zitterte inzwischen nicht mehr am ganzen Körper, aber noch immer hatte sie Schmerzen und bot ein Bild des Jammers. Das Entsetzen in Ruperts Zügen, der sie dauernd beobachtete, ließ daran keinen Zweifel.
    »Schluss!«, brachte der Kaiser die Streitenden jetzt nachdrücklich zum Schweigen. »Der jungen Frau ist Unrecht geschehen von Euch allen. Dass Ihr sie als Tochter erst heute erkennt, Berthold, erscheint Uns völlig unglaubwürdig bei all den Ähnlichkeiten, die Ihr so plötzlich entdeckt haben wollt. Aber sei es, wie es ist. Wir erwarten von Euch, dass Ihr Buße tut. Gründet im Burgundischen einen Frauenkonvent. Eine Zufluchtsstätte, in der Töchter und Witwen ein gottgeweihtes Leben in Frömmigkeit und Keuschheit führen können. Zudem werdet Ihr dieses Euer Kind, das, wie Wir vernommen haben, ein Klosterleben nicht anstrebt, mit einem ehrbaren Namen

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