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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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Reichstag in Ulm. Muss er wirklich in solcher Eile abgehalten werden? Den Mägden bleibt kaum Zeit, alles reisefertig zu machen.«
    Wie üblich ließ Friedrich sich Zeit und holte dann weit aus, um sich zu erklären.
    »Du kennst die Situation im Reichsgebiet südlich der Alpen?«
    Beatrix entsann sich der letzten Kurierbotschaften.
    »Du hast Kapellan Balduin beauftragt, Piacenza auf deine Seite zu ziehen. Piacenza bewacht den wichtigen Po-Übergang und bildet ein Gegengewicht zu Mailand, das seine kaiserfeindliche Politik unbeirrt fortsetzt. Du stärkst Piacenza, indem du der Stadt das Sonderrecht einräumst, Zölle und Wegabgaben für die Flussüberquerung zu verlangen.«
    Friedrich nickte. »Der Reichstag in Ulm muss die Rechte der Piacentiner bestätigen. Da bisher das Reichskloster St. Guilia zu Brescia diese Regalien besessen hat, ist die förmliche Übertragung nötig. Sonst könnte Mailand erneut Zwietracht stiften.«
    »Deshalb die Eile? Du hast Mailand gebannt.«
    »Aber das genügt nicht. Ich muss Mailand in die Knie zwingen, Beatrix. Will ich meine Herrschaft im Süden stärken und ausbauen, so ist es zwingend erforderlich, Mailand niederzuwerfen. Auf einem der nächsten Hoftage werde ich zu einem neuen Feldzug gegen die Mailänder aufrufen. Bis dahin müssen wir Verbündete gewinnen und unsere Truppen vergrößern und bewaffnen. Ja, deshalb die Eile. Es wird eine beschwerliche Reise, aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Allerdings stellt sich die Frage, ob du mich wirklich begleiten musst.«
    »Du willst mich allein in Villa Lutra lassen?«
    »Ich sehe doch, wie gerne du hier lebst. Du bist förmlich aufgeblüht in den vergangenen Wochen.«
    »Vielleicht weil mich der Fluss und die Burg an meine Heimat erinnern, aber das ist kein Grund, dich allein nach Ulm ziehen zu lassen, Friedrich. Wenn du es erlaubst und mich gerne in deiner Gesellschaft weißt, werde ich dich begleiten.«
    Friedrich zeigte ihr seine Zuneigung durch einen Kuss auf die Stirn.
    »Du weißt, dass du das Licht meiner Tage bist, Beatrix. Aber gerade deshalb will ich dich den Strapazen der Reise nicht aussetzen. Du könntest schwanger sein.«
    »Leider gibt es kein Anzeichen dafür«, erwiderte Beatrix. »Auch ein Grund, dich zu begleiten.«
    In wortlosem Einverständnis nahm Friedrich sie in die Arme.
    Ehe sie sich wieder dem Schreiben zuwendete, brachte sie aber noch die Sprache auf Aliza.
    »Ehe ich Villa Lutra verlasse, muss ich mich um Aliza kümmern. Ich schulde es ihr. Sie weigert sich, den Namen ihres Vaters anzunehmen. Dabei steht sie nach Recht und Gesetz als Tochter unter seiner Munt und muss ihm in allen Dingen gehorchen.«
    »Als Bastard-Tochter steht sie unter seiner Munt«, korrigierte Friedrich nüchtern, ehe er sie mit einem Vorschlag überraschte. »Das Beste wäre, sie mit Rupert von Urach zu verheiraten und beide nach Burgund zu schicken. Je weniger Aufsehen sie in der nächsten Zeit erregen, desto eher gerät der öffentliche Auftritt in Vergessenheit. Durch unsere Heirat gehört Burgund zum Reich und ist kein Streitobjekt mehr. In Burgund könnte sich der Uracher Meriten erwerben, die seine Vergangenheit als Zähringer-Gefolgsmann in Vergessenheit geraten lassen.«
    »Du vergisst, dass er das Leben von Alizas Schwester auf dem Gewissen hat«, gab Beatrix zu bedenken. »Niemals wird sie ausgerechnet Sizmas Mörder zum Mann nehmen.«
    »Steh mir bei und überzeuge die junge Frau mit Vernunftgründen. Sie hat nur die Wahl zwischen Kloster und Ehe. Und Urach? Er wird weder bei Heinrich noch bei Berthold wieder zu Ehren und Ansehen kommen. Da beide einflussreiche Reichsfürsten sind, auf deren Unterstützung ich nicht verzichten kann, muss
er
weichen. Erleichtern wir ihm die Entscheidung. Geben wir ihm ein Rittergut im Burgundischen. In den Bergen hinter Besançon, an den Ufern des Doubs, gibt es ohnehin zu wenig Wehrhaftigkeit. Mit der Zähringer Mitgift kann er dort eine gerüstete Burg errichten und eine Familie gründen. Niemand wird in dieser Gegend nach der Herkunft der Frau an seiner Seite fragen.«
    Obwohl Beatrix inzwischen Friedrichs pragmatische Art kannte, blieb ihr der Mund offen stehen.
    »So viel Vernunft stellt Alizas Temperament nicht in Rechnung, Friedrich.«
    »Es geht nicht an, dass sie weiterhin das Leben einer Landstreicherin führt, Beatrix. Sie muss dem Uracher nachsehen können, dass er nur das Leben eines Freundes zu retten versuchte. Ich verlasse mich darauf, dass du die richtigen Worte

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