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Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Der Blutfluch: Roman (German Edition)

Titel: Der Blutfluch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Cristen
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sagen konnte, wie er Bertholds Vertrauen errungen hatte, grinste schief.
    »Er verträgt nicht viel, der junge Uracher«, meinte er zu wissen. »Sieht schon ganz käsig um die Nase aus. Er wird uns wohl irgendwann den Würzburger Wein auf die Stiefel kotzen.«
    »Mitternacht muss schon vorbei sein, und morgen ist das Turnier«, sagte Rupert beiläufig, an niemand Bestimmten gewandt. Kuno würdigte er ohnehin keiner Antwort.
    »Und wenn schon«, knurrte Berthold mürrisch. »Mir ist danach, mich bis zur Besinnungslosigkeit zu besaufen. Nur so halt ich’s aus, dass der Rotbart sich auf dem Thron spreizt, wie der Pfau bei der Balz.«
    »Ruhig Blut. Lange wird ihm das nicht mehr vergönnt sein, Freund.« Kuno von Vohburg listete voller Häme die Probleme auf, denen Barbarossa sich nach seiner Kaiserkrönung in Rom inzwischen gegenübersah. »Viele seiner Parteigänger warten bis heute vergeblich darauf, dass er die Versprechungen erfüllt, mit denen er ihre Stimmen bei der Frankfurter Wahl erkauft hat. An ihrer Spitze sein eigener Vetter, Heinrich der Löwe. Zum Herzog von Bayern wollte er ihn machen, aber bisher hat er lediglich die bayrischen Großen dazu gebracht, Heinrich den Treueeid zu schwören.«
    Dass Kuno Barbarossa nichts Gutes wünschte, wusste Rupert, und er kannte, wie jeder andere auch, den Grund dafür. Kunos Base Adela von Vohburg, die Erbin des Egerlandes, war sechs Jahre lang Barbarossas erste Frau gewesen. Erst im Jahre 1153 hatte die Kirche die kinderlose Ehe wegen zu naher Verwandtschaft – im sechsten Grad – annulliert. Dass die neue Frau an Friedrichs Seite ebenfalls über sechs Grade mit ihm verwandt war, ließ Kuno seit Tagen förmlich Gift und Galle speien.
    Rupert verspürte den heftigen Wunsch, dem Vohburger übers Maul zu fahren, aber Wolf von Rheinau kam ihm zuvor. Er war als Bertholds Waffenbruder und geachteter Kreuzfahrer ein Freund klarer Worte.
    »Lass ab von den Hetztiraden, Kuno. Wenn du meinst, deine Base verteidigen zu müssen, liegst du falsch. Sie selbst hat Barbarossa mit Dietho von Ravensburg Hörner aufgesetzt. Sie hat bekommen, was sie verdient.«
    Kuno wollte aufbrausen, aber Wolf war noch nicht fertig. »Klar und ohne Umschweife gesagt: Die Zähringer und alle, die ihnen dienen, stehen nicht grundlos bei Barbarossa in Ungunst. Er fühlt sich an die Abmachungen mit uns schon deshalb nicht gebunden, weil wir im Jahr 1153 unseren Teil des neu aufgesetzten Vertrages nicht erfüllt haben. Dass die Anzahl der Panzerreiter und Bogenschützen, die wir ihm damals stellen sollten, von vorneherein so hoch angesetzt wurde, dass wir scheitern mussten, hätten wir wissen müssen.«
    Dem konnte keiner widersprechen. Berthold hatte Barbarossa von Anfang an unterschätzt. Er war zu wenig gewitzt, um es mit ihm aufnehmen zu können. Barbarossa gab sich gerne verbindlich, aber hinter seiner Verbindlichkeit verbargen sich Härte und Kompromisslosigkeit. An beidem mangelte es dem Herrn des Hauses Zähringen.
    »Rupert stimmt mir zu.« Wolf deutete Ruperts Kopfbewegung völlig richtig. »Statt unseren Ärger in Wein zu ertränken, sollten wir besser überlegen, wie wir wieder zu Einfluss kommen. Wir müssen unsere Ziele neu bestimmen. Das Wichtigste ist: Wir müssen entscheiden, wem unsere Loyalität in Zukunft gilt. Barbarossa oder seinen Widersachern?«
    »Unsere Treue gilt Zähringen!«, brüllte Kuno, und die anderen stimmten mehr oder weniger laut mit ein.
    Rupert misstraute Gelöbnissen, die unter dem Einfluss des Weines geleistet wurden, aber in einem hatte Kuno recht: Wenn die Zähringer jetzt klein beigaben, würden sie in Kürze, auf ihren Burgen dahindämmernd, in der Bedeutungslosigkeit versinken.
    Dann wäre es auch um seine Hoffnung geschehen, angesehene Ehemänner für seine Schwestern zu finden und selbst an der Seite seines Lehnsherrn Ruhm und Ehren zu ernten. Solange er allein mit den Einkünften der bescheidenen Ländereien rund um seine Burg zurechtkommen musste, wurde jedes neue Schwert und jedes Schlachtross zum Problem. Ganz zu schweigen von der Mitgift für Katlin und Senta.
    »Zähringen!«, schloss er sich deswegen dem Ruf der anderen an.
    Von den Treuebekundungen angestachelt, ließ Berthold sich aus seiner Agonie reißen.
    »So sei es. Ich habe geschworen, unsere Herrschaft zu stärken, als ich das Erbe meines Vaters antrat«, stimmte er zu. »Barbarossa mag uns in Würzburg um Burgund gebracht haben, aber es wird ein neues machtvolles Herzogtum Zähringen aus dem

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